t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikDeutschlandGesellschaft

Böhmermann-Affäre: Das schreibt die Presse zu Merkel


Satire-Streit schlägt Wellen
Europäische Medien sehen Merkel in der "Böhmermann-Falle"

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 14.04.2016Lesedauer: 3 Min.
Bundeskanzlerin Angela Merkel steht in der Affäre Böhmermann eine unangenehme Entscheidung bevor.Vergrößern des BildesBundeskanzlerin Angela Merkel steht in der Affäre Böhmermann eine unangenehme Entscheidung bevor. (Quelle: dpa-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Für viele europäische Medien ist der Streit um das Schmähgedicht von Jan Böhmermann über den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan längst mehr als die Auseinandersetzung um eine mögliche Beleidigung eines Staatsoberhauptes. Sie verknüpfen die Diskussion mit dem Flüchtlingsdeal zwischen der EU und der Türkei.

Für den britischen Sender BBC hat der ZDF-Moderator mit seiner Aktion kurzerhand das öffentlich-rechtliche Fernsehen revolutioniert:

"Für manche war das Gedicht kindisch, vulgär und unverantwortlich in einer Zeit, in der Europa auf die Hilfe der Türkei in der Flüchtlingskrise angewiesen ist. Für andere war es ein geniales Werk subversiver Kunst, das die Bedeutung der Meinungsfreiheit in den Fokus rückte (...) Auf clevere, lustige und komplexe Weise hat er (Böhmermann) so im Alleingang das deutsche öffentlich-rechtliche Fernsehen revolutioniert."

Die Mailänder Zeitung "Il Giornale" spricht von einem "Dilemma" für Merkel:

"Soll sie einen Komiker fünf Jahre ins Gefängnis schicken oder ihren Alliierten im Kampf gegen die Migration verärgern (...)? Das ist das Dilemma der Regierung von Angela Merkel."

Der Wiener "Kurier" sieht eine Herausforderung sowohl für Merkel wie für Erdogan:

"Präziser hat die Schnittstelle zwischen Kunst und Politik noch keiner bespielt: Der ZDF-Satiriker Jan Böhmermann fordert mit seinem Schmähgedicht das demokratische Selbstverständnis von Kanzlerin Angela Merkel genauso heraus wie das autokratische Ego des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan."

"Der gehört in den Knast!" Hier äußert sich Tim Wolff, Chefredakteur des Satire-Magazins Titanic, zum Fall Böhmermann. Das ganze Interview finden Sie auf www.dbate.de

Die Wiener "Kronen Zeitung" sieht die Kanzlerin in der "Böhmermann-Falle":

"Kanzlerin Merkel sitzt in der Böhmermann-Falle."

Die österreichische Zeitung "Die Presse" fürchtet kein gutes Ende Ende für Böhmermann:

"Jan Böhmermanns Scherze wirken oft erst auf der Metaebene. Doch sein Erdogan-Schmähgedicht scheint nicht wie bisherige Coups aufzugehen."

Die schwedische "Sydsvenskan" findet Böhmermanns Schmähkritik gefährlich genial:

"Darüber hinaus erfordert der Paragraf, auf den Erdogan sich zuerst berufen hat, dass die deutsche Regierung nun entscheiden muss, ob Böhmermanns Gedicht vor Gericht landen soll oder nicht. Damit wurde Angela Merkel zur ersten Instanz in einem Fall zwischen den Prinzipien ihres eigenen Landes zur Meinungsfreiheit auf der einen Seite und ihrem türkischen "Partner in crime" auf der anderen Seite gemacht. Das ist es, was Böhmermanns Satire so gefährlich genial macht. Die Spitze richtet sich gegen Erdogan. Aber es offenbart ganz Europas Flachheit und Willen, beim Recht der Menschen auf Asyl Kompromisse einzugehen."

Das dänische Blatt "Kristeligt Dagblad" sieht einen Übergriff Erdogans auf europäische Medien:

"Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist in letzter Zeit hart gegen Kritiker in seinem eigenen Land vorgegangen: Zeitungen sind vom Staat zwangsübernommen und Journalisten ins Gefängnis gebracht worden. Jetzt schlägt der Präsident auch außerhalb der türkischen Grenzen zu."

Der norwegische "Aftenposten" beschreibt einen zu hohen Preis für den Flüchtlingsdeal:

"Der türkische Präsident hat bei Angela Merkels Verhandlungen über den Stopp des Flüchtlingsstroms nach Europa auf der anderen Seite des Tisches gesessen. Der Preis dafür, dass Europa Boote mit Flüchtlingen zurück in die Türkei schicken konnte, war nominal sechs Milliarden Euro. Aber niemand hat etwas darüber gesagt, dass Europa dafür den Humor des Präsidenten importieren muss, der von dem narzisstischen Selbstbewusstsein eines Diktators geprägt zu sein scheint. Umso mehr Grund, Jan Böhmermann zu unterstützen."

Der Schweizer "Tagesanzeiger" warnt vor Vorabfreisprüchen:

"Lasst die Gerichte sprechen (...) Deutschland stellt sich vor den Satiriker Jan Böhmermann und glaubt, mit dessen Freiheit auch seine eigene verteidigen zu müssen. Aber Vorabfreisprüche sind genauso schädlich wie Vorverurteilungen."

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website