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Maischberger: Talk über Integration sorgte für Ernüchterung


Maischberger-Talk zum Thema Integration
"Endlich mal einen Ausländer kennen lernen"

t-online, TV-Kritik von David Heisig

Aktualisiert am 02.06.2016Lesedauer: 3 Min.
Eher mau kam der Talk zur Integration bei Sandra Maischberger daher.Vergrößern des BildesEher mau kam der Talk zur Integration bei Sandra Maischberger daher. (Quelle: imago-images-bilder)
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Zweites Wirtschaftswunder, Euphorie in der Wirtschaft und Jagd auf "High Potentials". Die Freude über das Arbeitnehmerpotenzial bei Einwanderern scheint einerseits groß. Der aktuelle Maischberger-Talk sorgte indes eher für Ernüchterung.

Der Titel der Sendung war knapp: "Ausländer rein!" Der Zusatz "Retten Einwanderer unseren Arbeitsmarkt?" verleitete zur Hoffnung, dass sich das wiederhole, was im Wirtschaftswunder auch mit Hilfe der Gastarbeiter geschafft wurde: Aufschwung durch gelungene Integration.

Nicht umsonst brachte Moderatorin Sandra Maischberger eine Umfrage aus dem Jahr 1969 mit positivem Tenor ins Spiel. Auch der Einstieg in die Diskussion schien zwingend: die Aussagen Alexander Gaulands von der AfD sind noch zu frisch.

Gauland als Aufhänger

Der Spruch Gaulands, keiner wolle "einen Boateng" zum Nachbarn haben, sei "ganz und gar unglücklich gewesen", sagte sein Parteikollege Jörg Meuthen, der Gauland in der Runde verteidigen durfte. Allerdings sei Gauland "gründlichst fehlinterpretiert" worden. Man habe ihm gar "eine Falle gestellt". Gleich zu Beginn des Talks wurde klar: Meuthen bedient die gewohnte AfD-Masche: Behauptungen aufstellen, dann Aussagen der Diskussionsgegner übernehmen, und wenn alle Stricke reißen: sich missverstanden fühlen.

Der Diskussion allerdings tat das nicht gut. Zumal Meuthen es immer wieder schaffte, durch Reingrätschen seinen Senf in die Runde zu schmieren. Die anderen Diskussionsteilnehmer schien das anzuöden. Nur die Journalistin Ulrike Herrmann tat es sich an, Meuthen aggressiver anzugehen. Die, die ausländische Nachbarn hätten, hätten gar kein Problem. Es seien jene, die noch nie Kontakt zu Ausländern gehabt haben, die Ressentiments schürten. Daher sei es "für alle gut, wenn sie endlich mal einen Ausländer kennen lernen", so Herrmann.

Die anderen Politiker in der Runde

Blöd eigentlich, dass die Diskussion nicht über schon Bekanntes hinaus kam: Saßen mit Volker Beck (Grüne) und dem Mittelstandssprecher der Union, Christian Freiherr von Stetten, doch zwei Politiker in der Runde, denen man zutrauen würde, den Talk nach vorne zu bringen. Vor allem Beck blieb blass. Gerade, wenn er Meuthen zu bekehren versuchte, wirkte das eher verzweifelt als tough. Viel Gehör konnte er sich nicht verschaffen.

Von Stetten punktete zumindest damit, dass er praktische Beispiele von Integration in den Arbeitsmarkt aus seiner Unternehmertätigkeit schilderte. Ansonsten betonte er, dass die Integrationskraft Deutschlands begrenzt sei. Eine andere als die Unionsposition wollte er offensichtlich ohnehin nicht vertreten.

Der Pferdefuß der Sendung

Die eigentliche Crux der Sendung lag woanders. Zwei Gäste sollten Integrationspraxis veranschaulichen: Arthur Mashuryan aus Armenien lebt seit Jugendtagen in Deutschland und ist gut ausgebildet. Integriert sei er, willkommen fühle er sich nicht, sagt er. Erfolg habe er, weil er sich selbstständig gemacht hat. Angestellt hatte ihn keiner. Und im eigenen Geschäft stelle er lieber "blonde Deutsche" hinter den Tresen.

Die Journalistin Nicola von Hollander sprach vom "Absurdistan deutsches Föderalsystem". Sie wollte Beq Zeqiri aus dem Kosovo auf dem Bauernhof ihrer Mutter anstellen. Zeqiri stellte einen Asylantrag. Doch der Mann wurde abgeschoben, sitzt nun arbeitslos im Kosovo. Via Internet wurde er zugeschaltet. Über die Skype-Verbindung war seine Frustration regelrecht zu spüren. Da wirkte von Stettens Bekenntnis, den Fall nochmal prüfen zu wollen, hilflos.

Easygoing für Maischberger

Die Moderatorin blieb souverän, musste nicht allzu oft in die Diskussion eingreifen. Eher am Ende, als das Quartett Herrmann, Beck, Meuthen und von Stetten über das Pro und Contra eines Einwanderungsgesetzes zu diskutieren versuchte und sich vor allem der AfDler und die taz-Frau an der Zahl 500.000 aufrieben, war ihre Leitung gefragt. So viele Einwanderer brauche der deutsche Arbeitsmarkt ab 2020 zum Florieren, so Herrmann.

Schade nur, dass Maischberger ihren provokanten Fragestil vom Beginn der Sendung nicht durchzog. Da fragte sie Meuthen, ob Gauland ein "Problem mit schwarzen Menschen" habe. Der kam daraufhin ins Schwimmen. Gegen Ende würgte sie die Antworten der Gäste eher ab, um den Schwung zum nächsten Themen-Slalomtor zu schaffen.

Beck und die Drogen

Befremdlich wirkte, dass Maischberger die Sendung damit begann, Beck auf seine Drogenproblematik anzusprechen. Der reagierte verdutzt und betonte, er sei "bei Verstand und hellwach". Als ob das erst geklärt sein müsse, bevor man ihn in die Arena schickt.

Was bleibt also von der Diskussion? Vielleicht Mashuryans Hoffnung, dass jeder die Chance habe, "es zu etwas zu bringen". Auch wenn das seine Zeit dauere und eine gesellschaftliche Aufgabe sei.

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