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"Miomiogate": "Bild" auf Fake-Mails der "Titanic" reingefallen


Angebliche Juso-Kampagne
"Titanic" schiebt der "Bild" gefälschte E-Mails unter

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 21.02.2018Lesedauer: 3 Min.
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"Titanic"-Redakteur Moritz Hürtgen mit der Titelseite der "Bild" und den nach eigenen Angaben von ihm gefälschten Mails.Vergrößern des Bildes
"Titanic"-Redakteur Moritz Hürtgen mit der Titelseite der "Bild" und den nach eigenen Angaben von ihm gefälschten Mails. (Quelle: Thomas Hintner)

Das Satiremagazin "Titanic" steckt nach eigenen Angaben hinter E-Mails, die von der "Bild"-Zeitung für eine Titelgeschichte über Juso-Chef Kevin Kühnert genutzt wurden. Die Mails sind demnach gefälscht.

Weitere Verwirrung um eine Titelgeschichte der "Bild"-Zeitung über eine angebliche Schmutzkampagne der Jusos mit russischer Hilfe. Die Zeitung hatte auf ihrer Titelseite über die angebliche "neue Schmutzkampagne bei der SPD" berichtet. Sie schrieb, russische Bots würden den Juso-Chef Kevin Kühnert bei seiner medialen Anti-Groko-Kampagne unterstützen. Das sollten Mails zeigen, die ein anonymer Informant zugeschickt habe.

Das Satiremagazin "Titanic" behauptet nun, die Mails gefälscht und der Redaktion untergeschoben zu haben. Dafür legt das Magazin auch Indizien vor: Auf ihrer Internetseite können Mails heruntergeladen werden, die angeblich ein "Juri" aus St. Petersburg mit Juso-Chef Kevin Kühnert ausgetauscht haben soll. "Titanic"-Redakteur Moritz Hürtgen erklärt, diese selbst geschrieben zu haben: Er sei der Informant. Auf der Seite veröffentlicht das Magazin auch den Screenshot eines Mail-Austauschs mit dem "Bild"-Redakteur.

Früh Hinweise auf Fälschung

Die "Bild" hatte in ihrem großen Text immerhin geschrieben, für die Echtheit der E-Mails gebe es keinen Hinweis. Man habe sich auch erst zur Berichterstattung entschieden, nachdem die SPD Strafanzeige gegen Unbekannt angekündigt habe. Im Text stand allerdings, die SPD "prüfe" die Anzeige.

Die Jusos hatten umgehend erklärt, die angeblichen Antworten von Kevin Kühnert seien "ziemlich plumpe Fälschungen". Juso-Funktionäre nutzen demnach überhaupt keine Mails mit der Absenderangabe @jusos.de, sondern ausschließlich @spd.de.

"Titanic"-Redakteur Hürtgen erklärte augenzwinkernd dazu, den Vorwurf der plumpen Fälschung weise er zurück. "Das ist unverschämt. Da stecken mindestens drei Stunden Arbeit drin", so Hürtgen. Ebenso ironisch ergänzte er: Es sei schlicht "sauberer Profijournalismus, exklusiv irgendwelche Mails zu veröffentlichen und dabei so zu tun, als berichte man über eine Kampagne anderer."

Die "Bild" hatte in einem Folgetext geschrieben, es sei überprüft worden, dass die Mails von einem SPD-Mail-Server verschickt worden seien. Chefredakteur Julian Reichelt meldete sich am Mittwochmittag mit drei Tweets:

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Juso-Chef Kühnert lehnt sich zurück

Bei der "Titanic" findet sich ein weitere satirischer Tiefschlag gegen die "Bild": Man sei sich mit der Zeitung einig, dass "dieser Bengel Kühnert" es auch "einfach verdient habe: Milchgesichter mit starken Meinungen sollten in Deutschland nichts zu sagen haben. Es sei denn, sie verleumden Ausländer, Obdachlose und leichte Opfer." Juso-Chef Kevin Kühnert reagierte mit einem Bild von Homer Simpson auf einer Luftmatratze in einem Pool: „Einfach genießen.“

Die "Titanic" nennt den Fall "#Miomiogate". Das ist eine Anspielung auf ein Detail in dem angeblichen Mail-Wechsel zwischen dem angeblichen russischen Troll und dem angeblichen Kühnert. Um vorgeblich die Vertrauenswürdigkeit des Russen zu überprüfen, fragt dieser Kühnert nach dem Lieblingsgetränk eines gemeinsamen Verbindungsmannes. Die Antwort: "Mio Mio Mate Ginger".

Die „Bild“ sieht sich aktuell im Netz vielen Vorwürfen ausgesetzt, gezielt eine publizistische Kampagne gegen die SPD zu betreiben. Nach der Berichterstattung über die angebliche russische Kampagne hatte sie einen Hund als SPD-Mitglied angemeldet, um Zweifel am Ablauf des Mitgliederentscheids zu untermauern. Die SPD hat deshalb einen Medienrechtsanwalt eingeschaltet.

Nach dem „Titanic“-Bekenntnis werden im Netz bereits Parallelen zur „Stern“-Affäre um gefälschte Hitler-Tagebücher gezogen. Der Stern war 1983 Fälschungen aufgesessen und hatte Auszüge veröffentlicht. Für 62 von Konrad Kujau gefälschte Bände hatte der Stern 9,3 Millionen D-Mark bezahlt. Der „Stern“ musste sich öffentlich entschuldigen, die Chefredaktion trat zurück.

Verwendete Quellen
  • dpa
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