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Nach Mord an 15-Jähriger: AfD und Rechtsextreme demonstrieren in Kandel


Nach Mord an 15-Jähriger
AfD und Rechtsextreme demonstrieren in Kandel

dpa, Julian Weber

04.03.2018Lesedauer: 3 Min.
Rechte Kundgebung in Kandel: Rund 4000 Menschen folgten dem Aufruf der AfD, um gegen "illegale Massenimmigration" zu demonstrieren.Vergrößern des BildesRechte Kundgebung in Kandel: Rund 4000 Menschen folgten dem Aufruf der AfD, um gegen "illegale Massenimmigration" zu demonstrieren. (Quelle: Andreas Arnold/dpa)
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Kandel kommt nicht zur Ruhe. Seit dem Tod der 15 Jahre alten Mia gehen hier immer wieder Menschen auf die Straße. Für Samstag hatte die AfD mobilisiert, die erneut keinerlei Berührungsängste mit dem extrem rechten Lager offenbarte.

Laute Parolen schallen durch die Rheinstraße in Kandel. "Festung Europa, macht die Grenzen dicht", skandieren die Demonstranten. Über ihnen wehen Deutschlandfahnen, die Stimmung ist aggressiv. In der Parallelstraße wird ebenfalls demonstriert, hier dominieren Regenbogenfahnen und Rufe wie "Nazis raus". Zwei Straßen, zwei Welten.

Afghanischer Flüchtling stach 15-jähriges Mädchen nieder

Auch mehr als zwei Monate nach dem gewaltsamen Tod der 15 Jahre alten Mia kommt der Ort in Rheinland-Pfalz nicht zur Ruhe. Die 15-Jährige Mia war am 27. Dezember in einem Drogeriemarkt in Kandel erstochen worden. Der mutmaßliche Täter ist ihr Ex-Freund, ein afghanischer Flüchtling. Die Schülerin hatte sich Anfang Dezember von ihm getrennt. Kurz darauf zeigte sie ihn wegen Beleidigung, Nötigung, Bedrohung und Verletzung persönlicher Rechte bei der Polizei an.

Diskussionen gab es um das Alter des Flüchtlings. Zunächst hieß es, er sei 15. Daran aber gab es schon kurz nach der Tat Zweifel. Die Staatsanwaltschaft ordnete ein medizinisches Gutachten, das zu dem Schluss kam, dass der Mann etwa 20 Jahre alt ist. Er sitzt in Untersuchungshaft.

Zahlreiche Demonstrationen seit der Tat

Seit dem gewaltsamen Tod der Schülerin kommt es immer wieder zu Demonstrationen und Mahnwachen in dem Ort. Vor einem Monat organisierte das "Frauenbündnis Kandel" eine Demo unter dem Motto "Sicherheit für uns und unsere Kinder". Damals hatten etwa 1000 Menschen an den Protesten teilgenommen.

Am Samstag haben nach Polizei-Angaben etwa 4500 Menschen in der kleinen Stadt in der Südpfalz demonstriert. Die meisten schlossen sich der Kundgebung der Initiative "Kandel ist überall" an, für die die AfD in den Wochen zuvor bundesweit massiv Stimmung gemacht hatte.

An dem Aufmarsch, der sich nach eigenen Angaben gegen "illegale Massenimmigration" richtete, nahmen neben Rentnern, Ehepaaren und Jugendlichen laut Beobachtern auch Mitglieder des rechtsextremistischen „Dritten Wegs“, der vom Verfassungsschutz beobachteten "Identitären Bewegung" sowie Hooligans teil, die vom Veranstalter als „unsere sportlichen Freunde“ begrüßt wurden.

Polizisten angegriffen

Aus den Lautsprechern dröhnten Forderungen nach einer "Schließung der deutschen Grenze". Eine Rednerin rief: "Wir Mütter haben keine Kinder bekommen, um sie von den Merkel-Gästen schänden oder abschlachten zu lassen." Blut klebe an den Händen der “Frontparteien”, die sich nicht mit “dem Islam” auseinandergesetzt hätten, tönte es in rechtem Jargon.

Am Rande der Kundgebung kam es zu Scharmützeln zwischen Polizei und gewaltbereiten Demonstranten, wie Videos von Augenzeugen zeigen. Ein Beamter sei durch einen Tritt eines Demonstranten am Fuß verletzt worden. Er habe seinen Dienst aber fortsetzen können, berichtete die Polizei in einer Bilanz. Gegen den Tatverdächtigen wurde Pfefferspray eingesetzt. Ein Ermittlungsverfahren wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und wegen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz wurde eingeleitet.

Gewerkschaften, Kirchen und Parteien organisieren Gegendemo

Nicht weit entfernt formierten sich die Gegendemonstranten unter dem Motto "Wir sind Kandel". Dazu zählten örtliche Vereine, Initiativen, Gewerkschaften, Parteien und Kirchengemeinden. "Kandel ist weltoffen, freundlich und hilfsbereit. Die missbrauchen unsere Stadt für diese Scheiß-Propaganda", schrie eine Frau von einem Lautsprecher-Wagen des Bündnisses.

Zuvor hatte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) vor Hass und Hetze gewarnt. "Ich sehe mit Erschrecken, wie hier eine Tat für pauschalen Fremdenhass instrumentalisiert wird", sagte Dreyer am Freitag. Sie stehe an der Seite von Bürgern aus Kandel, die sich für Miteinander und gegen Hass engagierten.

Verwendete Quellen
  • dpa
  • Bericht der "Huffington Post"
  • Kommentar in "Die Rheinpfalz"
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