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Engpässe bei PCR-Tests: Lauterbach oder Spahn – wer ist schuld?


Deutschlands PCR-Mangel
Keiner will schuld an der Test-Misere sein


25.01.2022Lesedauer: 3 Min.
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Corona-Pandemie: Die Teststrategie und eindeutige Zahlen legen eine Befürchtung für Deutschland nahe, wie Daten aufschlüsseln. (Quelle: t-online)

PCR-Tests werden knapp – und müssen priorisiert werden. Doch wer ist für den Mangel verantwortlich? Ex-Minister Spahn oder doch Nachfolger Lauterbach?

Als Bundeskanzler Olaf Scholz gestern mit den Ministerpräsidenten über die Corona-Lage beriet, stand einer offenbar im Mittelpunkt der Kritik: Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Wie der "Spiegel" berichtete, zeigten sich die unionsgeführten Länder über den SPD-Politiker verärgert. "Ich fühle mich persönlich hintergangen", soll der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) Lauterbach vorgeworfen haben. Der Grund für den verbalen Angriff soll die Kommunikation rund um die Verkürzung des Genesenenstatus gewesen sein.

Aber auch die gravierenden Engpässe bei der Auswertung von PCR-Tests, die nun zur Priorisierung von bestimmten Gruppen geführt haben, sollen im Fokus gestanden haben. Regierung und Opposition sollen sich gegenseitig beschuldigt haben.

Wer ist verantwortlich?

Mehrere CDU-Länderchefs warfen Lauterbach demnach vor, für die Misere verantwortlich zu sein. Er habe nicht rechtzeitig für einen Ausbau der Testkapazitäten gesorgt. Die SPD-Minister sollen widersprochen haben: Lauterbachs Vorgänger Jens Spahn (CDU) trage die Verantwortung für den Missstand.

Spahn war schließlich fast zwei Pandemiejahre für die Gesundheitspolitik verantwortlich. Seine Aufgabe sei auch die Organisation der Testkapazitäten gewesen.

Wichtiger noch als die Schuldfrage scheint zunächst eine andere: Was ist da eigentlich schiefgelaufen? Deutschlands Labore stoßen inmitten der Omikron-Welle an ihre Grenzen. Wie der Berufsverband der akkreditierten Labore (ALM) mitteilte, lag die Auslastung vergangene Woche bei 95 Prozent.

Deutschland hat innerhalb einer Woche rund 2,4 Millionen Tests durchgeführt. Im internationalen Vergleich liegt die Bundesrepublik damit weit hinter anderen europäischen Ländern, wie diese Animation zeigt. Vorreiter im Testen ist hingegen Österreich.

Österreich plant PCR-Testnetz

Das Nachbarland hat seit Beginn der Pandemie seine Teststrategie anders ausgerichtet: auf PCR-Tests. Besonders die Hauptstadt Wien gilt als Vorbild. Unter dem Motto "Alles gurgelt!" hat die Stadt den Bürgern kostenfrei ermöglicht, Tests zu Hause durchzuführen und diese für die Auswertung in Apotheken oder Drogerien abzugeben. Damit schafft die Stadt bis zu 800.000 Tests täglich, wie t-online berichtete.

Das Ergebnis: Jede Österreicherin und jeder Österreicher war seit Beginn der Pandemie durchschnittlich 5,9-mal beim PCR-Test, in Wien sogar 17-mal. In Deutschland liegt der Wert hingegen lediglich bei 1,2-mal.

Auch Österreich drohen aufgrund von Omikron nun Engpässe bei den PCR-Tests. Jedoch reagiert das Land darauf anders als Deutschland: Laut "Kurier" soll es ab April ein Testnetz geben. Generalmajor Thomas Starlinger habe dafür ein Konzept erarbeitet. Dazu habe es bereits ein Gespräch mit Laborbetreibern gegeben, nächste Woche werde er mit Supermarkt- und Drogerieketten sowie anderen möglichen Partnern reden, so Starlinger.

Im ersten Quartal werde man mit den derzeitigen PCR-Ressourcen auskommen und regional Schwerpunkte – etwa im Pflegebereich – setzen müssen. Grundsätzlich gehe es darum "in Zukunft nicht wieder in so eine Situation zu kommen."

"Seit mehr als einem Jahr gibt es schon einen Mangel"

Deutschland hingegen hat viel stärker auf Schnelltests gesetzt – die ein weniger verlässliches Ergebnis liefern als PCR-Tests, aber einfacher und günstiger durchzuführen sind. Mit einem so starken Anstieg der Fallzahlen, wie ihn jetzt die Omikron-Variante ausgelöst hat, wurde zudem offenbar nie gerechnet.

Die Antigentests stehen auch weiterhin im Zentrum der deutschen Strategie: PCR-Test-berechtigt sind künftig nur noch bestimmte Berufsgruppen und Personen, etwa Hochrisikopatientinnen und -patienten und Pflegepersonal. Alle anderen Bürger können künftig nur noch einen PCR-Test machen, wenn sie selbst dafür zahlen. Lesen Sie hier mehr dazu. "Wir haben im Rahmen der Teststrategie sehr auf die Antigentests gesetzt und die Kapazitäten dafür ausgebaut", sagte der Labormediziner Harald Renz der "Süddeutschen Zeitung".

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Um die PCR-Kapazitäten schnell zu erweitern, ist es in Deutschland bereits zu spät. Es fehle sowohl an Geräten als auch an speziell geschultem Personal, das für PCR-Untersuchungen unabdingbar sei, sagte die Virologin Ulrike Protzer, deren Labor an der TU München für das Klinikum rechts der Isar die Diagnostik macht, der "SZ". "Seit mehr als einem Jahr gibt es schon einen Mangel an solchen Labormitarbeitern", so Protzer, "aber im Moment verschärft sich die Lage noch dadurch, dass es natürlich auch unter dem Laborpersonal Omikron-Infizierte gibt."

Keiner will schuld sein

So wird deutlich: Die Verantwortung liegt nicht bei einem allein. Die Misere bestand schon vor Lauterbachs Amtsantritt – als Spahn noch Minister war. Große Fortschritte gab es zuletzt trotz nahender Omikron-Welle jedoch auch unter Lauterbach nicht. Mit der neu eingeführten Regelung der Priorisierung wird lediglich kurzfristig Abhilfe geschaffen. Ein langfristiger Plan, falls neue Varianten entstehen, ist nicht in Sicht.

Dass Union und SPD sich nun gegenseitig die Schuld zuweisen, liegt zum einen daran, dass CDU/CSU sich in ihrer neuen Rolle als Oppositionspartei profilieren und von den eigenen Fehlern in der Vergangenheit ablenken wollen. Die SPD hingegen will nicht bereits zu Beginn der Regierungszeit der alleinige Sündenbock sein. Geholfen ist damit jedoch keinem.

Verwendete Quellen
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