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Marie-Agnes Strack-Zimmermann über Putin: "Sein Stuhl im Kreml wackelt"


FDP-Politikerin über Putin
"Das ist ein Fall für das Kriegsverbrechertribunal"

InterviewVon Tim Kummert

Aktualisiert am 18.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Interview
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FDP-Politikerin Strack-Zimmermann in Berlin über Putin: "Ihm dürfte jeden Tag klarer werden, dass der Angriff eine krasse Fehleinschätzung war." (Quelle: IMAGO/Alexander Kazakov)

Russland hat das Getreideabkommen mit der Ukraine gestoppt. Welche Folgen das hat, erklärt die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, im Interview.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann redet gern Klartext. Regelmäßig wird die FDP-Politikerin, die auch Chefin des Verteidigungsausschusses ist, deshalb in Talkshows eingeladen. Früher als andere forderte sie Panzerlieferungen an die Ukraine, sie will das Land bestmöglich unterstützen. Auch zum Auslaufen des Getreideabkommens zwischen Russland und der Ukraine hat sie eine eindeutige Meinung.

Das Abkommen war Ende Juli 2022 unter Vermittlung der Türkei in Istanbul unterzeichnet worden. Es garantierte den sicheren Transport von Getreide und weiteren Lebensmitteln von Häfen im Süden der Ukraine über das Schwarze Meer. Im Interview kritisiert Strack-Zimmermann Russlands einseitige Aufkündigung des Abkommens.

t-online: Frau Strack-Zimmermann, welche Gefahr geht von dem gestoppten Getreide-Abkommen aus?

Marie-Agnes Strack-Zimmermann: Putin setzt den Hunger als Waffe ein. 400 Millionen Menschen weltweit sind von den Lebensmitteln aus der Ukraine abhängig. Das ist an Widerlichkeit kaum zu überbieten und auch ein Fall für das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Er macht die Ärmsten der Armen zu Geiseln seiner krankhaften imperialistischen Politik. Sein Ziel ist es, durch die Hungersnot Menschen zur Flucht zu bewegen und somit vor allem Druck auf Europa zu erzeugen.

Will Putin jetzt Europa aushungern?

Das kann er gar nicht. Ihm dürfte jeden Tag klarer werden, dass der Angriff auf die Ukraine eine krasse strategische und militärische Fehleinschätzung war – bis dahin, dass sein eigener Stuhl im Kreml wackelt. Daher zieht er auch alle menschenverachtenden Register. Nur ca. 4,5 Prozent des nach Deutschlands importierten Getreides kommt übrigens aus der Ukraine.

Wer ist dann vor allem betroffen?

Die Ukraine ist und war seit Jahrhunderten die Kornkammer Europas. Sie produziert aufgrund ihres landschaftlich fruchtbaren Bodens weit über ihren Eigenbedarf hinaus und deckt dadurch den Großteil des Getreidebedarfs anderer Länder außerhalb Europas wie zum Beispiel Libyen, Tunesien, Pakistan, Indonesien, Malaysia, Ägypten und Bangladesch.

Das erste Abkommen wurde auch vom türkischen Präsidenten mitverhandelt. Geht Putin mit dem jetzigen Stopp also auch auf Distanz zu Erdoğan?

Vermutlich, denn meistens ist Putins Verhalten sehr simpel. Präsident Erdoğan hat grünes Licht zum Beitritt Schwedens in die Nato gegeben und ukrainische Asowstal-Verteidiger in ihre Heimat zurückkehren lassen. Damit geht Erdoğan deutlich auf Distanz zu ihm.

Sind wir noch zu abhängig von Russland?

Wir haben uns von der Energieabhängigkeit in kürzester Zeit befreit. Auch damit hat Putin nicht gerechnet.

Wann rechnen Sie mit einer völligen Isolation Russlands in Bezug auf Europa? Oder ist das eine Illusion?

Russland ist bereits isoliert. Mit jeder unmenschlichen Aktion wird das deutlicher. Das erkennen vielleicht langsam auch die Länder, die tatsächlich immer noch glauben, dass Putin es gut mit ihnen meint. Eine Illusion ist es zu glauben, dass es Alternativen zu einem Sieg über Russland gibt oder dass Putin irgendwann gesprächsbereit sein wird. Nichts dergleichen wird geschehen. Es sei denn, hinter Putin steht bereits eine für uns noch unbekannte Alternative, die diesem Elend ohne Gesichtsverlust endlich ein Ende bereitet und Russland zurückführt in eine wertegeleitete Außenpolitik.

Wie geht es jetzt weiter?

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Die Ukraine muss sich erfolgreich gegen Putins brutalen Angriff wehren und diesen Krieg gewinnen. Nur dann wird dieser Terror enden und die Welt nicht länger zu Putins Geisel werden.

Verwendete Quellen
  • Digitales Interview mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann
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