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Hisbollah: Deutschland bringt "Reisescheich" Hassan M. vor Gericht


Anklage steht kurz bevor
Deutschland bringt "Reisescheich" der Hisbollah vor Gericht

  • Jonas Mueller-Töwe
Von Jonas Mueller-Töwe

Aktualisiert am 13.12.2023Lesedauer: 2 Min.
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Durchsuchungen bei Hisbollah-Vereinen im Mai: Die Anklage gegen zwei Funktionäre stehen kurz bevor. (Quelle: snapshot-photography/F.Boillot/imago images)

Der Generalbundesanwalt will schon bald zwei Funktionäre der Terrororganisation Hisbollah anklagen. Einer von ihnen soll aus dem Libanon entsandt worden sein, der zweite einer militärischen Spezialeinheit angehören.

In über 70 Aktenordnern hat der Generalbundesanwalt seine schwierigen Ermittlungen dokumentiert. Zahllose arabische Dokumente und Dateien mussten ins Deutsche übersetzt, mehr als ein Dutzend Zeugen befragt werden. Nun ist die Behörde überzeugt: Der dringende Tatverdacht gegen zwei Männer aus dem Libanon hat sich weiter erhärtet. Die Anklage wird laut Informationen von t-online in den kommenden drei Monaten erwartet. Derzeit wird die Anklageschrift verfasst. Das Verfahren ist politisch brisant.

Festgenommen in Niedersachsen

Abdul-Latif W. und Hassan M. wird vorgeworfen, Funktionäre der islamistischen Terrororganisation zu sein, die im Libanon als Staat im Staate herrscht und das benachbarte Israel bedroht. Aufgrund des Betätigungsverbots, das sich 2020 gegen die Hisbollah in Deutschland richtete, bestellte der Libanon bereits damals den deutschen Botschafter ein. 2022 folgten Vereinsverbote.

Ein Jahr nach danach waren W. und M. im Nordwesten Niedersachsens festgenommen worden. Seitdem sitzen sie in Untersuchungshaft, während die Behörden die sichergestellten Beweismittel auswerteten. Nach einem Beschluss des Bundesgerichtshofs, der t-online vorliegt, ergibt sich daraus ein Bild der Operationen in Deutschland.

Die Eliteeinheit

Der Deutsch-Libanese Abdul-Latif W. war mutmaßlich bereits seit fast 20 Jahren für die Hisbollah in Deutschland tätig. Zumindest zeitweise soll er dabei einer Eliteeinheit angehört haben. Die Hauptaufgabe des Al-Radwan-Bataillons ist die Infiltration Israels, im syrischen Bürgerkrieg wurde es eingesetzt, um Diktator Baschar al-Assad zu unterstützen. Offenbar verfügt der Generalbundesanwalt über Belege, dass W. 2016 zu Kämpfern der Terrorgruppe nach Syrien reiste. Der Beschuldigte schweigt zu allen Vorwürfen.

In Deutschland gab er sich friedlich: Als Vorsitzender organisierte er die heute verbotene "Al-Mustafa-Gemeinschaft" in Bremen. Die von W. gegründete zugehörige Jugendorganisation soll allerdings in Uniform aufgetreten sein. Hinter verschlossenen Türen hielten Prediger der Hisbollah die Gemeinde auf Linie. Einer von ihnen soll Hassan M. gewesen sein – als aus dem Libanon entsandter "Reisescheich".

Briefköpfe der Hisbollah

Als "Reisescheichs" bezeichnen deutsche Sicherheitsbehörden Gesandte der Hisbollah, die die Vereinsarbeit im Ausland ideologisch anleiten und überwachen sollen.

Der Libanese M. soll laut einem bei ihm aufgefundenen Lebenslauf bereits seit Anfang der Neunziger Jahre für die Hisbollah tätig sein, spätestens seit 2016 sei er Mitglied und gehöre der Abteilung für Außenbeziehungen an. In ihrem Auftrag soll er zu mehreren Vereinen in Deutschland gereist sein, um dort zu predigen. Kurios: Offenbar belasten M. nicht nur mitgehörte Telefonate, sondern sogar mit Briefkopf der Hisbollah angefertigte Tätigkeitsberichte für die Organisation im Libanon.

Beide Männer bleiben bis zur Anklageerhebung in Untersuchungshaft. Das Gericht befürchtet, sie könnten sich in den Libanon absetzen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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