t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikDeutschlandInnenpolitik

Markus Söder spricht bei "Maischberger" über Kanzlerschaft: "Schade eigentlich"


Söder bei "Maischberger"
Plötzlich klingt er bei der Kanzlerfrage ganz anders


Aktualisiert am 09.04.2024Lesedauer: 4 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Markus Söder nach einer Vorstandssitzung der CSU im März 2023.Vergrößern des Bildes
Markus Söder nach einer Vorstandssitzung der CSU im März 2023. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON)

Sandra Maischberger treibt Markus Söder bei China in die Enge. Er schlägt zurück. Doch plötzlich klingt die Antwort auf die Kanzlerfrage ganz anders.

Mit seiner Chinareise hatte sich CSU-Chef Markus Söder Ende März viel Kritik eingehandelt. Dem bayerischen Landeschef war vorgeworfen worden, mit dem kommunistischen Regime in Peking zu kuscheln. SPD-Politiker Michael Roth hatte Söder sogar "Größenwahn ganz im Stile von Ludwig II." attestiert.

Am Montagabend rechtfertigte sich der Gescholtene bei "Maischberger" für den Trip und verwies dabei auf den anstehenden Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in der Volksrepublik. Nach dem Motto: Wenn der Kanzler es tut, dann kann ich es auch tun. Betont harmlos erinnerte Gastgeberin Sandra Maischberger Söder daraufhin an sein Amt: "Aber Sie sind ja nicht der Kanzler. Noch nicht, jedenfalls", sagte sie unter dem Gelächter des Studiopublikums. "Schade eigentlich", meinte Söder.

Während Maischberger weiterredete, schien Söder dem Gedanken einer Kanzlerschaft nachzuhängen. "Schade eigentlich", wiederholte er und kratzte sich am Hinterkopf.

Die Gäste

  • Markus Söder (CSU), bayerischer Ministerpräsident
  • Eckart von Hirschhausen, Arzt, Moderator
  • Jörg Pilawa, Sat.1-Moderator
  • Dagmar Rosenfeld, Chefredakteurin "Welt am Sonntag"
  • Markus Feldenkirchen, "Der Spiegel"-Journalist

Quasi über Nacht hatte der bayerische Ministerpräsident 2021 im Machtkampf mit dem damaligen CDU-Chef Armin Laschet seinen Anspruch auf die Kanzlerkandidatur zurückgezogen. Diesen Umstand stellte der langjährige CDU-Politiker Wolfgang Schäuble in seinen am Montag posthum erschienenen Memoiren als Akt der Schwäche dar. Auf das Buch angesprochen, wies Söder die Sicht Schäubles als "sehr einseitig" zurück.

Maischberger fragte: "Also es war die Entscheidung der CDU, nicht Ihre, zurückzuziehen?" "Nein. Ich habe es angeboten", erwiderte Söder. Laschet habe klargemacht, dass er "unter gar keinen Umständen" ein Votum von Partei oder Fraktion gegen sich selbst akzeptiert hätte. "Das wäre dann tatsächlich eine maximale Spaltung gewesen", begründete Söder seinen Rückzieher. "Ein CSU-Vorsitzender kann ja nur sozusagen anbieten. Entscheiden tut die Mehrheit der CDU."

"Maischberger": Söder erklärt Rückzieher

Söders doppelte "Schade eigentlich"-Aussage zum Kanzlerstatus hatte Maischberger ihrem Gast durch beharrliches Nachfragen entlockt, ob China seiner Ansicht nach eine Diktatur sei oder nicht. Diese Wortwahl der Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) kritisierte Söder in der ARD-Talkshow erneut: "Der Eindruck ist bei Frau Baerbock schon, dass die moralischen Dinge mehr im Vordergrund stehen. Das kann sie machen als ehemalige Grünenvorsitzende. Ob es im Interesse von Deutschland ist, das so zu machen, weiß ich nicht."

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Als Söder sich in mehreren Schleifen von "keine liberale Demokratie" zu "ein kommunistisches System mit einer klaren autoritären Struktur" treiben ließ und Maischberger dennoch ein weiteres Mal nachfragte, versuchte der CSU-Chef den Gegenangriff. "Ich frage mich immer, warum wir in Deutschland Weltmeister im Wortklauben sind, aber nicht Weltmeister mehr in der Produktion und der Schaffung von Arbeitsplätzen. Ich finde es schade", sagte er. Auf die unvermeidliche Frage nach Taiwan aber hatte Söder eine klare Antwort.

Bei Taiwan wird Söder deutlich

"Was machen Sie, wenn China Taiwan überfällt?", wollte Maischberger wissen. "Dann wird sich die Lage komplett ändern", sagte Söder. "Dann wird es für die bayerischen Firmen sehr schwer werden. Dann müssen sie sich anders orientieren", sagte er auch mit Blick auf die Wirtschaftsvertreter, die ihn nach China begleitet hatten. Noch wisse man aber nicht, ob solch ein Angriff kommen werde.

"Ich bin weder Missionar noch NGO-Vertreter. Ich muss schauen, dass ich auch die Interessen Deutschlands und in dem Fall Bayerns besonders vertrete", verteidigte Söder bei "Maischberger" seinen "Real- statt Moralpolitik"-Ansatz. Der erste Besuch eines deutschen Ministerpräsidenten in China seit Ende der Corona-Pandemie hatte auch in der Union Kritik hervorgerufen.

"Ich habe mich vorher übrigens mit Olaf Scholz abgestimmt", betonte Söder bei "Maischberger". Scholz fliegt am Samstag ebenfalls mit einer Wirtschaftsdelegation nach China.

Auch in Sachen TikTok sei Söder dem Kanzler voraus, meinte "Spiegel"-Autor Markus Feldenkirchen. Er empfahl Scholz nach dessen Debüt in dem sozialen Netzwerk: "Vielleicht sollte er einfach mal ein zweiwöchiges Praktikum in der Bayerischen Staatskanzlei machen." Allerdings war das erste, dezidiert auf ein junges Publikum zugeschnittene TikTok-Video aus dem Kanzlerkanal unter Nutzern durchaus auf Beifall gestoßen.

"Maischberger": Will FDP Ampel sprengen?

Einen aufziehenden Wahlkampf sahen die Diskutanten bei "Maischberger" auch im Verhalten der FDP – ähnlich wie das schon CDU-Chef Friedrich Merz formuliert hatte. Die Chefredakteurin der "Welt am Sonntag", Dagmar Rosenfeld, teilte die Meinung, dass die Liberalen es darauf anlegten, aus der Ampelkoalition geworfen zu werden. Die FDP habe in ihrem am Montag vorgelegten Fünf-Punkte-Programm viele Vorhaben der Ampel kritisiert oder gar als falsch bezeichnet.

Wer meine, lieber gar nicht anstatt falsch regieren zu wollen und jetzt solch ein Papier vorlege, für den gebe es eigentlich nur eine Konsequenz, sagte Rosenfeld. Angesichts von vier Prozent Zustimmung für die Partei in den jüngsten Umfragen sei das womöglich die einzige Chance für die Liberalen. Feldenkirchen trauerte angesichts des ständigen Streits in der Ampel der Aufbruchstimmung der Anfangszeit nach. "Was da als Chance von allen drei zusammen versemmelt wurde, das ist wirklich eklatant", bilanzierte der Journalist.

Verwendete Quellen
  • ARD: "Maischberger" vom 8. April 2024
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website