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TV-Duell Höcke vs. Voigt: "Das hat es noch nie gegeben" | Thüringen


TV-Duell Höcke gegen Voigt
"Das hat es noch nie gegeben"

  • Annika Leister
InterviewVon Annika Leister

11.04.2024Lesedauer: 3 Min.
Interview
Unsere Interview-Regel

Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Mario Voigt (CDU) und Björn Höcke (AfD, r.): Die Parteichefs debattieren live.Vergrößern des Bildes
Mario Voigt (CDU) und Björn Höcke (AfD, r.): Die Parteichefs debattieren live. (Quelle: t-online, Partner: IMAGO / Funke Foto Services, Nordphoto)

Ein umstritteneres TV-Duell gab es nie: Mario Voigt (CDU) tritt gegen Björn Höcke (AfD) an. Was kann da alles schiefgehen? Ein Experte erklärt.

Für die einen ist es das "heißeste Duell", für andere der größte Fehler des Jahres. Der Thüringer CDU-Vorsitzende Mario Voigt tritt am Donnerstagabend bei Welt TV gegen den Thüringer AfD-Chef Björn Höcke an. Der Mann, der gerichtsfest Faschist genannt werden darf, wird dann bei Tausenden Menschen über den Bildschirm flimmern.

Es ist ein früher Höhepunkt im Thüringer Landtagswahlkampf. Aber wer wird davon am stärksten profitieren? Ein Gespräch mit Karl-Rudolf Korte, Professor für Politikwissenschaften und Direktor der NRW School of Governance.

t-online: Die Warnungen vor dem Duell Höcke gegen Voigt sind groß. Ist es ein Fehler?

Karl-Rudolf Korte: Es gibt Zielkonflikte: Erstens will man Rechtsextremisten nicht aufwerten, ihnen keine öffentliche Plattform bieten. Das passiert jetzt aber zwangsläufig. Zweitens zeigt sich auch empirisch, dass Rechtsextremismus durch Ausgrenzung nicht kleiner wird. Und drittens dienen solche Duelle in der Regel dazu, dass man sich inhaltlich-programmatisch auseinandersetzt – das ist mit autoritär Nationalradikalen in diesem Format aber ausgeschlossen.

Warum?

Ein normaler Diskurs ist mit Rechtspopulisten und -extremisten meist nicht möglich. Sie verweigern sich nachvollziehbaren Argumenten und Diskussionen. Inhaltliche Qualität spielt keine Rolle. Es ist sogenannter "Basic Talk", der keine Argumente verwendet, sondern nur krass behauptet – Richtiges und Falsches – und banal abkürzt. So landen zwei Gesprächspartner auf unterschiedlichen Ebenen. Das wäre kein Erkenntnisgewinn für die Zuschauer, sondern reine Inszenierung.

Wie lässt sich das verhindern?

Die Moderatoren müssen sehr gut vorbereitet sein. Sie müssen zum Beispiel genau wissen, zu welchen Themen sich beide Protagonisten in der Vergangenheit wie geäußert haben und was in den Parteiprogrammen steht. Sie sollten den Zuschauern Widersprüche aufzeigen, Hintergrundinformationen geben, reine Behauptungen als solche markieren. Das allein ist schon eine große Herausforderung.

Was ist noch wichtig?

Das Demokratiefeindliche an Höckes Programm muss sichtbar gemacht werden. Ebenso ist es wichtig für die Zuschauer zu erfahren, wie die CDU, zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern, die Probleme in Thüringen lösen möchte. Höcke muss zudem mit den Folgen seiner Äußerungen für den Zusammenhalt einer Gesellschaft konfrontiert werden – aber es darf nicht der Eindruck entstehen, dass er in die Enge getrieben wird. Die Moderatoren müssen fair und ausgewogen bleiben. Zuschauer ergreifen gerne Partei mit dem vermeintlich Isolierten. Auf Ungerechtigkeit reagieren sie allergisch.

Karl-Rudolf Korte
Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte (Quelle: Universität Duisburg-Essen/dpa)

Zur Person

Karl-Rudolf Korte ist seit 2002 Professor für Politikwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen. Er ist außerdem Parteien- und Wahlforscher für Wahlsendungen des ZDF.

Das klingt nach einer günstigen Ausgangslage für Höcke. Was kann Mario Voigt überhaupt gewinnen in diesem Duell?

Voigt wird eine Sache gewinnen: Bekanntheit. Das ist eine wichtige Variable für die Mobilisierung am Wahltag. Es dürfte ihm auch Anerkennung einbringen, dass er dieses Format mit Höcke überhaupt wagt. Das gab es so schließlich noch nie.

Mit was für einem Auftreten kann man in einem solchen Format punkten?

Im TV-Duell geht es um eine Mischung aus Showpräsenz und Sachkompetenz. Das Visuelle spielt eine große Rolle – also zum Beispiel die Körperhaltung, die Mimik und Gestik. Wie kann man die Unentschlossenen ins eigene Lager ziehen? Mit der Härte des Verstandes oder über die Freundlichkeit des Herzens? Sympathiesieger oder Sieger in der Sache?

Aktuell steht die CDU in Thüringen in Umfragen bei 20 Prozent, die AfD ist mit 29 Prozent stärkste Kraft. Könnte das Duell das ändern?

Mit so großem Abstand zur Wahl sagen Umfragen nichts darüber aus, wie die Mehrheiten am Wahltag aussehen werden. Das Rennen ist offen, zumal der Wahlkampf noch gar nicht begonnen hat. Dasselbe gilt für den Einfluss des Duells: Die meisten Eindrücke verpuffen danach rasch. Eine langfristige Wirkung könnte es nur haben, wenn es einen sehr klaren Sieger und einen sehr klaren Verlierer gibt.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) ist bei dem Duell ganz außen vor. Ein Problem?

Ja, das ist ein Problem. Die TV-Anordnung ignoriert den amtierenden Ministerpräsidenten, der sich wieder zur Wahl stellt. Das verstärkt einen trügerischen Eindruck. Denn die Regierungsbildung wird ganz sicher nicht nur von den beiden Herren ausgehen.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Karl-Rudolf Korte
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