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Greenpeace fordert weniger Autos, ExperteDudenhöffer widerspricht


Greenpeace fordert weniger Autos
Experte kontert: "Die Motorisierung wird steigen"

dpa-afx, Marc von Lüpke, t-online.de

Aktualisiert am 31.08.2017Lesedauer: 3 Min.
Laut einer von Greenpeace beauftragten Studie ist es möglich, eine "umfassende Transformation" von Mobilität und Verkehr zum Klimaschutz zu erreichen.Vergrößern des BildesLaut einer von Greenpeace beauftragten Studie ist es möglich, eine "umfassende Transformation" von Mobilität und Verkehr zum Klimaschutz zu erreichen. (Quelle: Lino Mirgeler/dpa-bilder)
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Weniger Autos fordert Greenpeace für die Wende in der Verkehrspolitik. Der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer prognostiziert im Gespräch mit t-online.de hingegen mehr Automobile in der Zukunft – zum Vorteil von Mensch und Klima.

Die Abhängigkeit vom eigenen Auto soll verringert werden, so eine Studie des "Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie" im Auftrag von Greenpeace für ein "Mobilitäts-Szenario 2035". Gelingen könne dies zum Beispiel durch neue Mobilitätsdienstleistungen und eine bessere Vernetzung von Verkehrsangeboten.

Ein Verbund aus öffentlichen Verkehrsmitteln, Rad- und Fußverkehr und Angeboten wie Carsharing soll so attraktiv gestaltet werden, dass ein großer Teil der Menschen in Deutschland auf den Besitz privater Pkw verzichtet oder das Auto seltener nutzt.

"Ich halte das für reines Wunschdenken", kritisiert der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. "Das genaue Gegenteil von dem, was Greenpeace in der Wuppertaler Studie fordert, wird zukünftig der Fall sein: Die Motorisierung wird weltweit steigen. Und das ist sowohl für das Klima als auch für die Menschen besser."

Dudenhöffer, der als Professor an der Universität Duisburg-Essen Betriebs- und Automobilwirtschaft lehrt und das Center Automotive Research leitet, fordert im Gespräch mit t-online.de hingegen eine Revolution der Fortbewegung per PKW: "Wichtig ist, dass wir so schnell wie möglich das Automobil in Form des Elektroautos zukunftsfähig machen. Und genauso wichtig ist es, dass wir mit automatisiertem Fahren und Robocars schnell in die Zukunft gehen."

"ÖPNV wird verlieren"

Die von Greenpeace geforderte Stärkung des Öffentlichen Nahverkehrs hält Dudenhöffer für wirklichkeitsfern. "Der ÖPNV wird sogar verlieren", so der Betriebswirtschaftler. "Öffentliche Verkehrsmittel haben in Teilbereichen Vorteile, aber eben in weit größeren Bereichen Riesennachteile." Vor allem längere Strecken werden auch in der Zukunft per Automobil zurückgelegt werden. "Die Deutsche Bahn ohne Pannen und mit vernünftigen Preise?", so Dudenhöffer. "Das kann sich doch wirklich niemand ernsthaft vorstellen."

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Das Szenario der Greenpeace-Studie sieht hingegen vor, dass die Zahl der Autos in Deutschland bis 2035 massiv sinkt, und zwar auf 200 private Pkw pro 1000 Einwohner – im Jahr 2015 waren es 548 pro 1000 Einwohner. Außerdem seien höhere Kosten für Anschaffung und Besitz eines privaten Pkw von "grundlegender Bedeutung". Denkbar seien Zulassungs- und höhere Umlaufsteuern für Pkw. Im Jahr 2035 sollten die Bewohner der Städte "erhebliche finanzielle Vorteile" genießen, wenn sie autofrei leben.

Verbrennungsmotor soll aussterben

"Wir wollen den Leuten das Auto nicht wegnehmen", sagte Co-Studienautor Thorsten Koska. "Es geht darum, Alternativen attraktiver zu machen." Ziel sei eine intelligente Verkehrssteuerung. "Bis 2035 kann es eine Halbierung der Autoflotte geben, aber keine Halbierung des Verkehrs." Die Studie helfe mit ihrem Szenario, den "Optionenraum für die politischen Abwägungsprozesse" zu erweitern.

Außerdem solle nach 2025 ein Verbot von Neuzulassungen von Pkw mit Verbrennungsmotoren erwirkt werden, heißt es weiter. In der öffentlichen Debatte um einen Ausstieg aus dem Benzin- und Dieselmotor spielt bisher vor allem das Jahr 2030 eine Rolle. Das ist das Ziel der Grünen. Laut Szenario in der Studie soll bis 2035 die Pkw-Flotte fast vollständig auf Elektroantriebe umgestellt sein. Um dies zu erreichen, wären etwa Mindestquoten für E-Autos möglich.

Klimaziele sollen erreicht werden

Es sei möglich, bis 2035 beim Verkehr in Deutschland ohne Öl auszukommen. Dies würde einen deutlichen Beitrag zum Klimaschutz und für bessere Luft leisten. Eine "umfassende Transformation" von Mobilität und Verkehr könne zum Ziel beizutragen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Nach dem Pariser Klimaabkommen soll die Erderwärmung auf unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzt werden. Die Vertragsstaaten sollten sich aber anstrengen, sie bei 1,5 Grad zu stoppen. Die Treibhausgasemissionen des Verkehrs in Deutschland könnten von 166 Millionen Tonnen im Jahr 2016 bis 2035 auf Null gesenkt werden, heißt es in der Studie.

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