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Jüdin bei "Markus Lanz": "Antisemitismus war aus der Gesellschaft nie weg"


Jüdin Anna Staroselski bei "Markus Lanz"
"Antisemitismus war aus der Gesellschaft nie weg"

Eine TV-Kritik von Charlotte Zink

Aktualisiert am 20.05.2021Lesedauer: 3 Min.
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Protest in Berlin (Symbolfoto): Tausende Menschen demonstrierten vergangene Woche und riefen zum "Boykott Israels" auf.Vergrößern des Bildes
Protest in Berlin (Symbolfoto): Tausende Menschen demonstrierten vergangene Woche und riefen zum "Boykott Israels" auf. (Quelle: future image/imago-images-bilder)

Antisemitismus auf deutschen Straßen: Seit der vergangenen Woche haben sich die Vorfälle vermehrt. Was kann und muss die Politik dagegen tun? Diese Frage diskutierte "Markus Lanz" mit seinen Gästen.

Bereits vor über einer Woche ist der Konflikt zwischen Israel und den militanten Palästinensern wieder massiv eskaliert. Parallel dazu vermehrten sich auf deutschen Straßen antisemitistische Vorfälle. "Markus Lanz" diskutierte mit seinen Gästen am Mittwochabend vor allem eine Frage: Was muss in der Bundesrepublik gegen Judenhass passieren?

Einiges – verdeutlichte die Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, Anna Staroselski. "Antisemitismus war aus der Gesellschaft nie weg", sagte sie. Die neusten Eskalationen im Nahen Osten haben ihrer Meinung nach lediglich dazu geführt, dass Juden in Deutschland wieder vermehrt in der Öffentlichkeit angefeindet werden. Dabei werde der Vorwand der Israel-Kritik dazu genutzt, um lautstark Judenhass zu verbreiten. "Wenn 'scheiß Juden' gerufen wird, hat das mit Israel-Kritik nichts mehr zu tun", stellte Staroselski klar.

In ihren Augen unternehme die Politik zu wenig, um antisemitische Ausschreitungen, wie sie zuletzt vor einer Synagoge in Gelsenkirchen vorkamen, zu unterbinden. Es sei nicht genug, zum Holocaust-Gedenktag im Januar jährlich "nie wieder" zu sagen, so Staroselski. "Ich erwarte mehr, als dass Politiker Stolpersteine putzen", so die Lehramtsstudentin weiter. Statt sich mit den toten Juden zu beschäftigen, sollten Politiker mehr in die Gegenwart blicken.

Staroleski: Brauchen mehr Prävention in Deutschland

Die derzeitige Situation nehmen viele Juden in Deutschland als bedrohlich wahr, erklärte Staroselski. Mütter haben ihr zufolge beispielsweise Sorgen, ihre Kinder auf jüdische Schulen zu schicken. Im Alltag schauten Juden in Deutschland sich lieber dreimal um und stellten sicher, dass sie "nichts Jüdisches" wie eine Kippa an sich tragen. Aus ihrer Sicht müsste in Deutschland nicht nur auf Gesetzesgrundlage gegen Judenhass vorgegangen werden, sondern zudem mehr Prävention betrieben werden. Das könne beispielsweise so aussehen, dass Kinder Synagogen besuchten, um mehr über die Religion zu lernen.

Dass an Bildungsangeboten dieser Art in Deutschland Mangel herrscht, findet auch Grünen-Politiker Omid Nouripour. Er selbst ist Muslim und lebte bis zu seinem dreizehnten Lebensjahr im Iran. Dort habe er selbst erfahren, wie mit falschen Behauptungen bereits in der Grundschule Judenhass geschürt wurde, berichtete er bei Lanz.

Nouripour: Antisemitismus "aus den Köpfen" zu bekommen, ist möglich

Nouripour hält es für wichtig "flächendeckend Islamunterricht" in Deutschland für muslimische Kinder anzubieten. Das Wichtige dabei: Die Lehrerinnen und Lehrer dafür sollten in Deutschland ausgebildet werden. Dadurch könne vermieden werden, dass muslimische Eltern ihre Kinder in Islamschulen schickten, an denen eventuell Lehrer unterrichteten, die Judenhass verbreiten.

Antisemitismus "aus den Köpfen" rauszubekommen, hält Nouripour nämlich für möglich. "Bei mir hat es geklappt, also klappt es auch bei anderen", so der Grünen-Politiker bei Lanz. Der Moderator selbst war angesichts der überwiegenden Einigkeit unter seinen Gästen am Mittwochabend übrigens auffallend still. In Fahrt geriet er lediglich, als er SPD-Vize-Chef Kevin Kühnert hinsichtlich der Verbindung zwischen Jusos und der Jugendorganisation der palästinensischen Fatah-Bewegung auf den Zahn fühlte.

Diese sei "klar antisemitistisch" und dennoch Schwester-Organisation, betonte Lanz. Es handele sich um eine "komplexe Organisation", zu der neben den Jusos auch israelische Verbündete Kontakte unterhielten, erklärte Kühnert. Solange die Fatah-Jugend Israel anerkenne und sich an die Abkommen des Oslo-Friedensprozesses hielte, sehe er die Verbindung nicht kritisch. "Mit wem sprechen wir in der palästinensischen Gesellschaft sonst noch?", fragte Kühnert zurück.

Um politische Gespräche mit Vertretern der palästinensischen Gebiete als auch mit Israel will sich am Donnerstag Außenminister Heiko Maas (SPD) bemühen. Dazu reist er in den Nahen Osten, wie eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin am Mittwochabend mitteilte. In Ramallah und Jerusalem soll Maas dabei unter anderem mit dem palästinensischen Ministerpräsidenten Mohammed Schtajjeh sowie mit seinem israelischen Amtskollegen Gabi Aschkenasi zusammentreffen.

Verwendete Quellen
  • "Markus Lanz" vom 19.5.2020
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