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Boris Pistorius: Wie ein "Ritter" dem Verteidigungsminister die Schau stahl


Kurioser Auftritt in Litauen
Wie ein "Ritter" Boris Pistorius die Schau stahl

Von Miriam Hollstein, Marc von Lüpke

28.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Ritter beim Manöver: Beim Besuch von Boris Pistorius in Litauen kam es zu einem kuriosen Auftritt.Vergrößern des Bildes
Ritter beim Manöver: Beim Besuch von Boris Pistorius in Litauen kam es zu einem kuriosen Auftritt. (Quelle: Screenshot / ZDF heute)

Boris Pistorius besuchte die Bundeswehr in Litauen, doch Aufmerksamkeit zog vor allem ein "Ritter" auf sich. Richtig, ein Mann in Eisenrüstung. Was es damit auf sich hatte.

Wer am Montagabend die "heute"-Nachrichten schaute, staunte nicht schlecht: In einem Bericht über den Besuch von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bei der Bundeswehr in Litauen lief plötzlich ein Mann in Ritterkostüm durchs Bild.

Auf Twitter sorgte dies für Spekulationen und zahlreiche Witze: Einige glaubten an einen Filmschauspieler, der sich am Set geirrt hätte. Andere fühlten sich an eine Figur aus der Mittelaltersatire "Ritter der Kokosnuss" der britischen Komikergruppe "Monty Python" erinnert.

Was tatsächlich geschah: Am Montag hatte Boris Pistorius gemeinsam mit dem Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und dem litauischen Präsidenten Gitanas Nausėda im litauischen Pabradė die Bundeswehr besucht. Diese trainiert dort im Rahmen des Nato-Großmanövers "Griffin Storm" noch bis zum 7. Juli zusammen mit den litauischen Streitkräften die Abwehr eines feindlichen Angriffs. In einer "dynamischen Leistungsschau" hatten die Soldaten und Soldatinnen dabei den Ehrengästen vorgeführt, wie eine solche Verteidigung in der Praxis aussehen könnte.

Am Rande des Manövers (nicht als Teil davon) war ein Litauer in Ritterkluft aufgetreten. Staunenden Gästen war erzählt worden, es handele sich dabei um ein historisches Kostüm. Fest steht: Der Mann war mit Genehmigung auf dem Truppengelände, das aus Sicherheitsgründen stark kontrolliert wird. Aufgrund des hohen Besuchs galten an diesem Tag noch einmal besonders strenge Vorschriften für den Zutritt.

Das erfuhr t-online aus Kreisen der Bundeswehr in Litauen. Der Auftritt sei als kleiner Witz von litauischer Seite geplant gewesen, die Bundeswehr war darüber informiert.

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Anspielung auf eine historische Niederlage

Allerdings hat der Auftritt eine gewisse Pikanterie. Bei dem Kostüm handelt es sich offenbar um eine Anspielung auf die Schlacht von Tannenberg von 1410. In dieser Schlacht besiegte ein polnisch-litauisches Heer eine Streitmacht des Deutschen Ordens, der zu dieser Zeit eine bedeutende Macht im Ostseeraum war. So beherrschte der Orden mit dem Deutschordensstaat unter seinem Hochmeister Ulrich von Jungingen im Jahr 1410 ein Territorium, das sich etwa von Danzig bis weit in den Norden des Baltikums erstreckte.

Ein Jahr zuvor hatte der Orden Polen und Litauen den Krieg erklärt, bei Tannenberg erlitten die Deutschritter am 15. Juli 1410 allerdings eine vernichtende Niederlage. Während der Orden anschließend bedeutungslos wurde, avancierten Polen und Litauen zur Großmacht.
1914 kam es zu Beginn des Ersten Weltkriegs zu einer zweiten nach Tannenberg benannten Schlacht. Die deutsche Armee wehrte einen Angriff Russlands erfolgreich ab. Propagandistisch wurde die Schlacht nach Tannenberg benannt, obwohl sie in der Nähe von Allenstein stattgefunden hatte. So sollte die Niederlage der Ordensritter von 1410 symbolisch "wiedergutgemacht" werden.

In Litauen und Polen zählt die Schlacht von Tannenberg zu den großen Nationalmythen. Allerdings wird die Erinnerung an die deutsche Niederlage kaum in böser Absicht passiert sein: Denn Litauen ist auf deutsche Unterstützung angesichts der Bedrohung durch Russland dringend angewiesen. Im Land herrscht große Sorge, dass Putin nach der Ukraine auch die ehemalige Sowjetrepublik, die eine Grenze mit Belarus und mit der russischen Exklave Kaliningrad teilt, angreifen könnte.

Die überraschende Ankündigung von Pistorius am Montag, in Litauen dauerhaft eine deutsche Brigade (rund 4.000 Soldatinnen und Soldaten) stationieren zu wollen, sobald eine ausreichende Infrastruktur dafür vorhanden sei, kam deshalb bei Regierung und Bevölkerung gut an.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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