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Martin Schulz: Pressestimmen zum neuen SPD-Vorsitzenden


Mister 100 Prozent
"Der Hype um Martin Schulz hat beinahe skurrile Züge angenommen"

Von dpa, afp
Aktualisiert am 20.03.2017Lesedauer: 5 Min.
So sehen Sieger aus: Martin Schulz nach der Wahl.Vergrößern des BildesSo sehen Sieger aus: Martin Schulz nach der Wahl. (Quelle: ap-bilder)
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So ein Ergebnis gab es noch nie: Martin Schulz bekommt alle Stimmen bei der Wahl zum SPD-Vorsitzenden. Die Presse fordert nun klare Worte und Taten.

"Münchner Merkur"

"Der Hype um Martin Schulz hat beinahe skurrile Züge angenommen. Und der SPD-Kandidat will offenbar solange auf dieser Welle reiten wie möglich. Mit konkreten Plänen hält sich der Hoffnungsträger der Sozialdemokraten weiter zurück. Kein Wunder. Sie könnten ihm nur im Weg stehen. Wie sehr SPD-Wähler gelechzt haben nach einem Hype wie dem um Schulz, kann man erahnen, wenn man sich die vergangenen Kanzlerkandidaten ansieht.

Da waren der wirtschaftsnahe Steinbrück (2013), der fade Steinmeier (2009) und der Agenda-Schröder (2005). Mit allen dreien befand sich die Basis höchstens in einer Zweckehe. Die Sozialdemokraten lieben Schulz auch deshalb, weil sie endlich wieder jemanden lieben wollen. Der Kandidat macht es ihnen leicht. Jeder darf in ihm sehen, was er sehen will. Sobald Schulz sich aber auf konkrete Positionen festlegt, liefert er Teilen seiner Anhänger Gründe, ihn plötzlich doch nicht mehr so gut zu finden.

"Frankfurter Allgemeine Zeitung"

"Martin Schulz ist (...) an die Spitze der Partei gewählt worden, ohne dass die SPD schon wieder die neuen Wunden eines Machtwechsels lecken müsste. Das ist das große Verdienst Sigmar Gabriels, dessen Charisma nicht reichte, um die SPD aus der Versenkung zweier großer Koalitionen zu führen.

Dazu musste ein Mann "von außen" kommen, dem nun mit 100 Prozent Zustimmung die Angriffslust gedankt wurde, mit der er Angela Merkel, angeblich unschlagbar, als Kanzlerin auf Abruf hinstellt. Auch da hilft Schulz die besondere Gunst der Stunde. (...) Gefangen im Merkel-Kabinett konnte die SPD mit Sigmar Gabriel (...) nicht erkennen lassen, dass sie es anders und besser als Angela Merkel machen würde. (...) Jetzt gibt es mit Schulz aber eine zweite SPD, die nicht mehr am Kabinettstisch sitzt und den Merkel-Effekt ins Leere laufen lässt.

"Fuldaer Zeitung"

"Höhepunkte haben die Eigenschaft eines Gipfels: Vorher geht es hoch, nachher runter. Warten wir also ab, wie es mit dem Schulz-Hype weitergeht. Programmatisch hat er bis jetzt wenig Visionäres zu bieten. Aber Schulz hat den emotionalen Geist der postfaktischen Zeit und die Situation seiner Partei erkannt, die unter der Kompromissbereitschaft Sigmar Gabriels und der vom Schröderschen Realistätssinn geprägten Agenda 2010 schwer gelitten hat.

Mit der Rückkehr zu den sozialen Dogmen der SPD - auch wenn sie dem wirtschaftlichen Höhenflug des Landes schaden könnten - hat er die Seele seiner Partei erreicht und gestreichelt. Sein populistischer Gerechtigkeitsfeldzug beflügelt alle Genossen, die von einer linken Republik träumen."

"Der Standard"

"Und dann kommt Schulz, redet von 'Gerechtigkeit', tut so, als habe er mit den Sozialreformen von Gerhard Schröder absolut nichts zu tun, hält nicht einmal eine großartige, sondern nur eine artige Antrittsrede - und die Delegierten flippen vollends aus. Den Sozialdemokraten sei die Wellnessphase nach Jahren des Darbens gegönnt. Im Moment scheint alles möglich, auch die Kanzlerschaft. Aber dafür muss die Euphorie erhalten und bis zur Wahl im Herbst erst noch in konkrete Wählerzustimmung umgewandelt werden."

"Die Welt"

"In der Steuerpolitik wird Schulz noch Farbe bekennen müssen; man darf gespannt sein, ob es noch ein Angebot an mittlere Einkommensbezieher gibt - und wie die Partei das aufnimmt. Und noch täuschen der Hype um Schulz und die Freude an Umfragewerten oberhalb von 30 Prozent über machtstrategische Bewährungsproben hinweg.

Eine sozialliberale Regierung in Düsseldorf würde die politische Landschaft umkrempeln. Das Verdienst von Martin Schulz ist schon jetzt, dass er den Wahlkampf interessant macht. Die Demokratie und der Westen nämlich leben vom politischen Wettbewerb."

"Sächsische Zeitung"

"Der neue SPD-Chef Martin Schulz - mit realsozialistischem Wahlergebnis - hat geschafft, was eigentlich unmöglich anmutete. Geholfen hat ihm, dass viele Wähler in der Mitte in Angela Merkel kein Modell der Zukunft sehen. Jene, die nicht nur gut verwaltet werden wollen, sind von der Kanzlerin offenbar ermattet und sehen in Schulz eine wirkliche Alternative für Deutschland - anders als etwa in Vorgänger Gabriel. Schulz wiederum hat es hingekriegt, den durch den Wechsel an der Spitze hervorgerufenen Stimmungswandel innerhalb seiner Partei nicht nur anzunehmen, sondern sogar zu verstärken. Das ist nicht wenig. So eine geschlossene und kampfbereite SPD gab es lange nicht."

"Nordwest-Zeitung"

"Was Schulz von den vielen Vorgängern - den Becks, Platzecks, Münteferings, Steinmeiers, Steinbrücks - unterscheidet, die die SPD alle mehr oder weniger schnell verschlissen hat? Diesem Kanzlerkandidaten traut die Basis wieder einen Sieg im Wahlkampf zu. Diese Aussicht begeistert, spornt an, weckt lange vermisste Kämpfereigenschaften.

Diese SPD ist wieder stolz auf sich. (...) Dagegen wirkt die Kanzlerin verbraucht. Die Raute langweilt die Menschen. Nur täuschen sollte sich niemand. Die Liste der Männer, die in der Union oder in der SPD gegen Merkel antraten, ist lang. Das Ergebnis bekannt. Schulz könnte seit Langem der härteste Widersacher sein. Denn der Trend ist wieder ein Genosse. Es riecht nach Aufbruch und Veränderung.

"Landeszeitung" (Lüneburg)

"Das hat es in der nun fast 154 Jahre alten Geschichte der SPD noch nie gegeben: Die Genossen stehen zu 100 Prozent hinter einem Mann: Martin Schulz. Inhaltlich hatte Schulz seinen Parteifreunden nichts Neues mitgebracht. Aber Schulz hätte auch über das Wetter schwadronieren können und wäre genauso gefeiert worden.

Allerdings weiß niemand, ob der Schulz-Hype, ob die Politik nach dem Motto: "Mut zu Gefühlen" tatsächlich bis zur Bundestagswahl trägt. Oder ob es - spätestens bei möglichen TV-Duellen gegen Angela Merkel - nicht doch noch um Inhalte geht. "Mister 100 Prozent" wird bis dahin klar sagen müssen, mit wem er sich vorstellen kann zu regieren. Vor allem aber muss er sagen, für welche Neujustierungen der Politik ein Bundeskanzler Martin Schulz denn stünde. Mehr Mut zu Inhalten lautet also das Motto der kommenden Monate."

"Flensburger Tageblatt"

"Die SPD zieht sich wie Baron Münchhausen am eigenen Schopfe aus dem Umfragesumpf, in dem sie jahrelang dümpelte. Das ist ein wenig surreal, kann aber durchaus eine längere Entwicklung werden, wenn Martin Schulz außer rheinischer Ankündigungsrhetorik auch Programmatik nachliefert, nämlich in einem Wahlprogramm, das tatsächlich mehr Gerechtigkeit verspricht und nicht nur höhere Umverteilungskosten, Steuern und Sozialabgaben bedeutet.

Der traurige Tropf in dieser sensationellen Entwicklung ist der bisherige SPD-Chef, der die Partei konsolidierte, aber immer ihr ungeliebter Boss war: Sigmar Gabriel darf sich mit gutem Recht eine Träne aus dem Auge wischen, wenn er auf die 100 Prozent seines Nachfolgers blickt, denn die Claqueure von heute sind die Fallensteller von gestern."

"Neue Osnabrücker Zeitung"

"Welch ein Fest für die SPD und ihren Wunderheiler Martin Schulz: Mit 100-prozentiger Zustimmung schicken die Sozialdemokraten ihren neuen Vorsitzenden und Kanzlerkandidaten in den Wahlkampf. Das ist ein überwältigender Vertrauensvorschuss für den 61-Jährigen und eine große Bürde zugleich. Party war gestern. Ab heute sind Antworten fällig, wohin genau es mit Steuermann Schulz geht. Löst er das Versprechen von Aufstieg und Chancengleichheit ein? Wo genau steht die SPD in der Flüchtlingspolitik? Kommt die Vermögensteuer? Der bisherige Parteichef Sigmar Gabriel hat oft Verwirrung gestiftet. Für Klarheit zu sorgen ist jetzt der Knochenjob von Schulz."

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"Der Tagesspiegel"

"Sein Wort der Stunde, des Tages, des Wahlkampfs ist gefunden: Respekt. Respekt - dieses Wort zieht. Denn der Wunsch danach zieht sich durch alle Schichten. Die Jungen, die Alten, die Frauen, die Migranten: Sie wollen respektiert werden. Da geht es um die Sache, aber mehr noch ums Gefühl. Grassiert es nicht, das Ungerechtigkeitgefühl? Und eines steht fest: Gefühl kann Schulz. Ganz anders als die, die das Amt verteidigen soll. Angela Merkel, die Amtsinhaberin, erscheint neben ihm wie eine Kanzlermaschine, ein Merkelomat."

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