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Tagesanbruch: Busunglück auf Madeira – eine bittere Lehre


Was heute wichtig ist
Ein schmaler Grat

MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 18.04.2019Lesedauer: 7 Min.
Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Rettungskräfte an der Böschung der Unfallstelle auf Madeira.Vergrößern des Bildes
Rettungskräfte an der Böschung der Unfallstelle auf Madeira. (Quelle: Uncredited/TVI/AP/dpa)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?

Gerade haben wir den Schock von Notre-Dame verdaut, da kommt die nächste Hiobsbotschaft per Eilmeldung. Ein Bus auf der portugiesischen Atlantikinsel Madeira ist verunglückt, fast 30 deutsche Touristen sind gestorben. Wir sehen die Bilder von der Unglücksstelle, die zertrümmerte Frontscheibe des Reisebusses, Helfer, die Tote und Verletzte bergen. Und dann denken wir daran, wie oft wir selbst schon in solchen Reisebussen saßen. Wie wir hoch über der Straße in einem bequemen Sitz thronten, die Aussicht auf die Landschaft genossen und nichts Böses ahnten. Es ist ein schmaler Grat zwischen Vergnügen und Unheil. Das ist die bittere Lehre dieser Nacht.


"Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet." Na, erkennen Sie ihn schon? Okay, ich mache es etwas leichter: “Es war spät abends, als K. ankam.” Immer noch nicht erkannt? Also gut, nun aber: "Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt." Genau, das war jeweils der erste Satz aus einem Werk Franz Kafkas: “Der Prozess“, “Das Schloss“, “Die Verwandlung“. Zumindest die ersten beiden Wälzer sind keine leichte Kost, aber sie erschließen uns auf unnachahmliche Art die Absurdität der menschlichen Psyche. “Jeder Satz spricht: deute mich, und keiner will es dulden“, seufzte selbst der große Adorno. Dennoch zählen die Melodie dieser Literatur, ihre Metaphern, Protagonisten und Rätsel zum Wunderbarsten, was deutsches Schrifttum hervorgebracht hat. Wer Kafka gelesen hat, der kommt nicht mehr los von ihm, der will mehr. Leider ist das erhaltene Oeuvre des geheimnisvollen Pragers groß, aber endlich – und an entscheidenden Stellen unvollständig. “Das Schloss“ blieb ebenso unvollendet wie “Der Prozess“.

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Wie groß ist deshalb unsere Freude über die Meldung im britischen “Guardian“: In einem Zürcher Tresor lagern mehrere Kästen mit bisher unveröffentlichten Kafka-Werken. Jahrelang war unklar, wem sie gehören – jetzt hat ein Gericht entschieden, dass sie an die israelische Nationalbibliothek übergeben werden, also bald veröffentlicht werden können. Vorausgegangen war ein langer Prozess, der, na klar, kafkaesk verlief. Gut, dass er zu Ende ist. Noch besser, dass wir nun vielleicht erfahren können, welchen Schluss der Meister für seine Werke vorgesehen hatte. Am besten aber, dass uns diese Meldung dazu veranlasst, endlich mal wieder Josef K. aus dem Bücherregal zu ziehen.


WAS STEHT AN?

Liebe Leserinnen und _____, heute ist ein ______ Tag in den USA. Der lang erwartete Bericht des Sonderermittlers Rob___ M______ wird in voller Länge der Öffentlichkeit _________. Allerdings ist die Schwärzung einiger _______ bedauerlicherweise nicht zu _________. Dass das aus Gründen der __________, ___ _________ __________ und _________________ __________ unumgänglich ist, leuchtet natürlich ein. Worum geht es in dem Bericht? Zum einen um die Anschuldigungen gegen US-_________ Donald _____, während des Wahlkampfs __________ Sache mit den Russen gemacht __ _____. Zum anderen stand der Vorwurf im Raum, Trump habe nach seiner Wahl zum ___________ die Macht seines Amtes ___________, um den Ermittlern Steine in ___ ___ __ _____.

Darüber, was wir im Bericht lesen dürfen und was dem Rotstift zum Opfer fällt, entscheidet William Barr. Der ist der Justizminister des Beschuldigten. Was er machen muss, um das auch noch ein bisschen zu bleiben, kann er von seinem Vorgänger erfahren. Der war auch Justizminister von Trumps Gnaden, wollte sich überraschenderweise in die Ermittlungen Robert Muellers aber so gar nicht einmischen. Hat dem Chef nicht gefallen. Trump triezte ihn erst mal ordentlich auf Twitter, damit alle ein bisschen was davon hatten. Dann war er Ex-Justizminister.

Im Dienste der Transparenz kommt der Bericht heute endlich an die Öffentlichkeit, mehr als 400 Seiten ist er lang. So viele Informationen, das könnte uns überfordern. Deshalb hat der Neue im Justizministerium uns den Bericht vorab freundlicherweise schon mal auf 4 (in Worten: vier) Seiten zusammengefasst. Die Dinge ein bisschen eingeordnet, dem Ganzen schon mal eine Richtung gegeben. Es gebe keine Beweise, dass Trump oder Mitglieder seines Wahlkampfteams mit den Russen konspiriert hätten, um das Wahlergebnis zu beeinflussen, so zitierte er den Sonderermittler. Heute werden wir mehr Details darüber erfahren, und ich verspreche mir in dieser Sache ungetrübten Lesespaß – auch zu den vier entscheidenden Fragen, die unser Amerika-Korrespondent Fabian Reinbold hier aufwirft.

Was allerdings den Vorwurf der Justizbehinderung angeht, hat Mueller sich eines abschließenden Urteils ausdrücklich enthalten. Sein Bericht komme "nicht zu dem Schluss, dass der Präsident ein Verbrechen begangen hat, spricht ihn aber auch nicht von Schuld frei", so formuliert es der Ermittler. Zusammenfassungsminister Barr fand, dass das doch eigentlich dasselbe wie "nicht schuldig" sei. Zum Glück werden wir uns auch darüber heute ein eigenes Urteil bilden können, wenn __ _______, ______ ____________ __ ___ ______________ _______ ___ ________________ ___________ ____. __ ____ _____ heikles Detail __ _______ ______, ____ __ _____ ___ _____________ ______ ___ ______ auf ___ _____! ______ ___ _____ auch? __________ _____________ _______

Wirklich toll diese Transparenz, oder?


Die Weltmacht der Zukunft soll China heißen: Unbeirrt treiben die Strategen in Peking ihren Plan voran, die Volksrepublik wirtschaftlich, politisch und militärisch an die Spitze zu führen. Morgen beginnt in der Hauptstadt eine Mammutkonferenz zur “neuen Seidenstraße“, jenen Güterrouten, über die China den Welthandel ankurbeln, Pardon: dominieren will. Die Trassen reichen schon jetzt bis Duisburg.

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Der chinesische Erfolg hat viele Väter. Sie heißen Strategie, Effizienz, Ressourcen und Skrupellosigkeit, aber sie haben auch deutsche Namen. Herbert Diess ist so ein Name. Der Chef des Volkswagen-Konzerns sieht die Zukunft (und die Gewinne) seines Unternehmens vor allem in China, und weil die Herrscher dort in politischen Fragen keinerlei Kritik dulden, hält er sich mit Kritik eben zurück. Wobei, das ist nicht ganz richtig. Eher erzielt Herr Diess in der Disziplin “rückgratlose Unterwürfigkeit“ eine Spitzenleistung. Von einem BBC-Journalisten dazu befragt, was er denn von den chinesischen “Umerziehungslagern“ in der Provinz Xinjiang halte, in denen Hunderttausende Uiguren eingesperrt und viele gequält werden, parierte der VW-Boss glatt: “Ich habe davon keine Kenntnis.“ Ein Video zeigt uns die Szene. “Keine Kenntnis“ – von der Lage in einer Provinz, in der VW seit sechs Jahren eine Fabrik betreibt?

Nachdem die BBC berichtete, nachdem die “Washington Post“ nachlegte, nachdem weltweit Medien einstiegen, muss den VW-Leuten gedämmert haben, dass die Amnesie ihres Chefs in China gern gehört worden sein mag, im Rest der Welt aber nicht so gut ankam. Also schwurbelten sie schnell ein Pressesprechergeschwurbel. Das sollten wir nicht allzu ernst nehmen. Diese Erkenntnis allerdings sehr wohl: In Sachen Skrupellosigkeit stehen manche deutsche Topmanager chinesischen Diktatoren in wenig nach.


Nun also wieder ein Osterfest. Eier, Hase, Geschenke – war’s das? Auch wer kein gläubiger Christ ist, kann versuchen, in Ostern mehr zu sehen als eine willkommene Gelegenheit, die Füße hochzulegen und sich den Bauch vollzuschlagen. Wann in unserem hektischen Alltag bekommen wir sonst mal die Chance, uns auf das Wesentliche im Leben zu besinnen und neue Kraft zu schöpfen? Liebe, Freude, Hoffnung: Auch dafür steht dieses Fest – und für das Vertrauen, dass Rückschläge, Trauer und Enttäuschungen nicht ewig währen. Die Gemeinschaft der Gläubigen kann auch die Solidarität der Zuversichtlichen sein.

Mein eindrucksvollstes Osterfest erlebte ich vor vielen Jahren im Dreifaltigkeitskloster der Stadt Sergijew Possad, die damals noch Sagorsk hieß. Es war die Spätphase der Sowjetunion, Gorbatschow ließ frischen Wind herein, Menschen bekannten sich wieder offen zu ihrem Glauben. Dicht gedrängt standen sie an diesem Abend in der dunklen Kirche und schwiegen. Als die Priester um Mitternacht die Ikonostase öffneten, als die Gläubigen reihum ihre Kerzen entzündeten und ein Strahlen den Raum erfüllte, da begann auch ich zu strahlen. Und als ich ihren Gruß “Sa sdarowje“ mit einem fröhlich-unbedarften “Na sdarowje!“ erwiderte, da wurde mein Strahlen mit österlich-beherztem Lachen erwidert. Ein wunderbares Fest.


WAS LESEN?

Die Flammen in Notre-Dame waren noch nicht gelöscht, da überboten sich französische Milliardärsfamilien bereits mit Spendenzusagen in Millionenhöhe. Zugleich wurde Kritik laut: Sind derart hohe Beträge für den Wiederaufbau eines Gebäudes gerechtfertigt, angesichts der vielen Krisenherde weltweit, die viele Menschenleben kosten und an denen oft Geld fehlt? Meine Kollegen Annemarie Munimus und Helge Denker haben klare Meinungen dazu – allerdings gegensätzliche.


Jean-Marc Fournier ist Kaplan bei der Pariser Feuerwehr und seit Montagabend für viele Menschen ein Held. Als die Flammen in Notre-Dame züngelten, stürmte er in die Kathedrale und rettete die wichtigste Reliquie des Gotteshauses: Die Dornenkrone, die Jesus Christus bei der Kreuzigung getragen haben soll, ist für viele Christen von unschätzbarem Wert. Jetzt spricht er über die Ereignisse des dramatischen Abends. Unser Reporter Tobias Ruf hat mitgeschrieben.


Haben Sie in den letzten Tagen etwas vermisst? Genau, das Brexit-Theater! Auch in Westminster gönnt man sich ein Osterpäuschen. Als hätte man noch massig Zeit. Dabei müssen die Briten bis zum 22. Mai aus der EU marschieren, wenn sie nicht an der Europawahl teilnehmen wollen. Die Aussicht auf eine Einigung im Parlament ist allerdings schlecht. Die Alternative? Noch schlechter: Die britischen Politiker würden in eine Lage schlittern, in der sie gleichzeitig um Plätze im EU-Parlament und um den Ausstieg aus der EU kämpfen müssten. Schizophren? Indeed, meint unser Brexit-Experte Stefan Rook.


WAS AMÜSIERT MICH?

Metallica, sind das nicht diese dröhnenden Heavy-Metal-Rocker? Nee, nee, das sind diese dröhnenden Kirchenmusiker. Beweis? Bitte schön.

Ich wünsche Ihnen einen harmonischen Tag und dann ein frohes Osterwochenende. Am Samstag können Sie hier den Tagesanbruch-Podcast hören. Mein Kollege Marc Krüger und ich haben Ihnen einiges zu berichten.

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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