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Rücktritt von Amazon-Chef Jeff Bezos – jetzt gibt es keine Grenzen mehr


Was heute wichtig ist
Jetzt gibt es keine Grenzen mehr

MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 03.02.2021Lesedauer: 5 Min.
Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Amazon-Gründer Jeff Bezos nimmt das All ins Visier.Vergrößern des Bildes
Amazon-Gründer Jeff Bezos nimmt das All ins Visier. (Quelle: Patrick Fallon/ZUMA Wire/dpa-bilder)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?

Es gab eine Zeit, da prägten deutsche Pioniere mit bahnbrechenden Erfindungen die Technikgeschichte. Karl Benz und Gottlieb Daimler. Werner von Siemens. Konrad Zuse. Heute kommen die größten Pioniere von der amerikanischen Westküste. Sie entwickeln Algorithmen, Computersysteme, Smartphones und Elektroautos. Aber was sie wirklich motiviert, bleibt oft im Dunkeln. Bei Jeff Bezos, der mit seinem Amazon-Imperium den Handel revolutioniert hat, wissen wir es: Er will eine Rakete zum Mond schicken. Schon als kleiner Junge wollte er das, seither treibt ihn der Traum an. Zwischen all den Meldungen über enorme Börsengewinne und brutale Geschäftspraktiken seines Konzerns findet dieser Plan wenig Beachtung, dabei redet er immer wieder davon.

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Gestern Abend ist der Pionier seinem Ziel einen großen Schritt nähergekommen: Er verzichtet auf etwas Großes, um etwas noch Größeres in Angriff zu nehmen. Als Vorstandsvorsitzender von Amazon wird Bezos zurücktreten, an die Spitze des Verwaltungsrats wechseln und von dort aus seinem Nachfolger Andy Jassy auf die Finger schauen. Vor allem aber wird er mehr Zeit in andere Aktivitäten stecken, zuvörderst in sein Raumfahrtunternehmen Blue Origin. Wir könnten daher bald ein neues Wettrennen im Weltraum erleben, ausgetragen von den beiden reichsten Männern der Welt: Tesla-Boss Elon Musk mit seiner SpaceX-Rakete gegen Jeff Bezos mit seiner Blue-Origin-Rakete auf dem Weg zum Mond, zum Mars, zum Morgenland.

Man mag solche Missionen als absurde Geldverschwendung belächeln. Doch das wäre töricht. Wer etwas wagt, das größer ist als er selbst, wer sich traut, nach den Sternen zu greifen und dabei unzählige technische, logistische und finanzielle Herausforderungen meistert, der kann sein Unternehmen – und sein Land – in die Zukunft katapultieren und ihm riesige Chancen eröffnen. Gut möglich, dass durch die Raumfahrtprogramme der amerikanischen Tech-Milliardäre die Weichen in unsere Zukunft gestellt werden. Viele Zeitgenossen mögen es für Kokolores halten, doch Zukunftsforscher gehen ziemlich fest davon aus, dass Teile der Menschheit irgendwann auf andere Gestirne umsiedeln werden, weil Überbevölkerung und Klimaschäden das Leben auf der Erde unerträglich machen. Nicht jetzt, nicht heute. Aber Visionäre sehen das Morgen eben schon heute.

Ob das nun gut oder schlecht ist, mögen Sie fragen? Ich kann es Ihnen nicht sagen. Aber Herr Bezos wird es wagen.


WAS STEHT AN?

Wenn heute Abend in Berlin der Koalitionsausschuss tagt, wird es wieder mal um Corona und Impfstoffe, um Szenarien und Zeitpläne gehen. Das kennen wir schon. Eine Besonderheit gibt es trotzdem: Es ist das erste Treffen der Partei- und Fraktionschefs von CDU, CSU und SPD mit Kanzlerin Merkel seit der Wahl Armin Laschets zum CDU-Vorsitzenden. Der neue Boss will an Profil gewinnen und klare Kante zeigen. Die weitgehend geräuschlose Zusammenarbeit der Groko im Kampf gegen die Pandemie scheint knapp acht Monate vor der Bundestagswahl vorbei zu sein.

Als größter Streitpunkt entpuppt sich wie immer das Geld: Soll das Grundgesetz geändert und die Schuldenbremse auch im kommenden Jahr ausgesetzt werden, um die Corona-Schäden zu lindern? SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz, der praktischerweise als Finanzminister den ersten Zugriff auf den Staatssäckel hat, ist dafür. Rückenwind bekommt er von Kanzleramtsminister Helge Braun, der praktischerweise in der CDU ist, womit die beiden bereits eine große Koalition im Kleinen bilden, eine Kleiko sozusagen. Allerdings haben die beiden ihre Rechnung ohne Herrn Laschet gemacht. "Sollten Regierungsmitglieder es für erforderlich halten, die Verfassung ändern zu wollen, sollten sie dies in Zukunft mit Partei und Fraktion abstimmen – das kann man nicht mal so eben machen", knurrte der den beiden Merkel-Vertrauten entgegen. Die Kollegen der "Süddeutschen Zeitung" sahen darin gar eine "Kampfansage" ans Kanzleramt. Wie auch immer, jedenfalls dürften angesichts der Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz Mitte März sowie der anschließenden Kür des Unions-Kanzlerkandidaten die kommenden Wochen in der schwarz-roten Koalition eher stürmisch als harmonisch verlaufen. Zumal schon die nächsten Streitthemen auf den Tisch flattern: Die SPD will einen Corona-Zuschuss für Geringverdiener und Langzeitarbeitslose durchsetzen – CDU und CSU verlangen, dass Unternehmen mit Corona-Verlusten weniger Steuern zahlen müssen. Reicht das Geld für beides? Am Ende wird man sich womöglich irgendwo in der Mitte einigen – Sturm hin oder her.


Am 19. Dezember 2016 raste der IS-Attentäter Anis Amri mit einem gekaperten Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz, tötete zwölf Menschen und verletzte viele weitere schwer. Es war der verheerendste islamistische Anschlag in Deutschland – und er sei "vermeidbar" gewesen, sagte der damalige Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen. Denn dass der Tunesier mehr als ein kleiner Drogendealer war, wussten die Sicherheitsbehörden schon länger.

Seit fast drei Jahren versucht ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss des Bundestages, die Hintergründe aufzuklären. Mehr als hundert Mal kamen die Abgeordneten zusammen und befragten zahlreiche Zeugen – nur die, die sie am dringendsten sprechen wollten, durften sie nicht vorladen: Verfassungsschützer, die einen V-Mann im Umfeld des Attentäters führten. Die Bundesregierung lehnt dies bislang ab, weil es die Informanten der Agenten gefährde. Dagegen klagen die Fraktionen der Grünen, der FDP und der Linken vor dem Bundesverfassungsgericht. Heute geben die Karlsruher Richter ihre Entscheidung bekannt.


WAS LESEN?

Russlands gelenkte Justiz schickt den Putin-Kritiker Alexej Nawalny für dreieinhalb Jahre ins Straflager. "Grotesk", "zynisch", "brutal": Die Reaktionen im Ausland laufen unter der Überschrift "einhellige Empörung". Tut sich der Kreml damit wirklich einen Gefallen? "Präsident Putin will Stärke zeigen – und lässt dabei die Schwächen seines Systems erkennen", kommentiert die ARD.

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WAS AMÜSIERT MICH?

Sie wollen zum Tagesbeginn etwas Rührendes sehen? Dann habe ich da was für Sie.

Ich wünsche Ihnen einen richtig schönen Tag.

Herzliche Grüße

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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