Italien: Restaurant-Abzocke? Teller für Kleinkind kostet extra

In Italien hat ein Restaurant für einen Extrateller zwei Euro berechnet. Die Besitzerin verteidigt sich.

In Italien reißen die Skandale in Restaurants nicht ab. Erst hat die Polizei vor wenigen Tagen einige Betriebe wegen Hygienemängeln geschlossen, dann berechnete eine Gastwirtin das Durchschneiden eines Sandwiches. Und jetzt kommt ein neuer Fall zutage: Es geht um einen kleinen Zusatzteller.

Die italienische Kolumnistin Selvaggia Lucarelli beschäftigt sich schon länger mit den Geschäftspraktiken heimischer Restaurants. Jetzt spielte ihr eine Leserin eine Rechnung zu, die es in sich hatte. Die Frau hatte laut Lucarelli in einem Restaurant in Ligurien einen Teller Trofie-Nudeln mit Pesto und frittiertem Fisch bestellt und darum gebeten, einen kleinen Extrateller für ihre dreijährige Tochter zu bekommen. Der Bitte wurde auch ohne Probleme nachgekommen. Allerdings zeigte die Rechnung, dass der Service nicht umsonst war. Zwei Euro wurden ihr berechnet.

Solche Fälle scheint es öfter zu geben. Ein Twitter-Nutzer veröffentlichte vor wenigen Tagen ein Foto einer Rechnung, auf der das Entfernen von Tomaten auf einer Pizza berechnet wurde – mit zwei Euro pro Pizza.

Sterneköchin kritisiert Extrakosten

Gegenüber dem italienischen Nachrichtenportal Today sagte die Köchin Sara Brancaccio zu dem Teller-Fall in Ligurien: "Das ist, wie wenn Du, nachdem Du Kaffee getrunken hast, noch nach einem Glas Wasser fragst. Fragst Du dann höflich 'Was kostet das?'", sagte sie. Sie habe schon drei Euro nur für einen Tisch bezahlen müssen, obwohl dieser nicht einmal eine Tischdecke oder Sets gehabt hätte. Die italienische Sterneköchin Christina Bowman sprach von einer Unsitte, für den Service Geld zu verlangen. "Als Sterne-Chef rate ich: Ruiniere nicht alles wegen eines Extratellers", überschrieb sie ihre Kolumne in der Zeitung "La Stampa".

Gegenüber Today hat sich auch die Restaurantbesitzerin gemeldet, nachdem es einen Sturm der Entrüstung in sozialen Medien gegeben hatte. Ida Germano begründete die Berechnung mit Extraarbeit, die sie leisten müsste. Außerdem würden mehr Ressourcen benötigt. Schließlich sei das Restaurant auch klein, es habe innen nur zehn Sitzplätze.

Die Kundin sei mit ihrer Tochter und noch einer Person da gewesen. "Sie bestellten nur einen Teller Trofie mit Pesto und einen mit gebratenen Sardellen und fragten nach zwei weiteren kleinen Tellern. Sie hatten also insgesamt vier Teller, und wir haben nur einen weiteren berechnet, weil wir für die Spülmaschine und die Spüler zahlen", sagte die Besitzerin. Sie bat um Verständnis, dass angesichts der geringen Tischanzahl eine Bestellung von drei Gästen für eine Vor- und eine Hauptspeise die Berechnung eines Tellers gerechtfertigt sei. Sie sagte auch, dass die Serviceleistungen in der Speisekarte deutlich verzeichnet seien.

Vor wenigen Tagen erst hat es Beschwerden über eine durchgeschnittenen Toast am Comer See gegeben. Auch hier wurden zwei Euro extra berechnet, auch hier verwiesen die Besitzer auf den zusätzlichen Aufwand.