t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePanoramaBuntes

Wenn der Schwede auf Elchjagd geht


Buntes
"Das Leben ist groß": Elchjagd in Schweden

dpa, Von Thomas Borchert, dpa

Aktualisiert am 17.10.2011Lesedauer: 3 Min.
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Wenn die Sonne tiefer steht über den riesigen, weiten Wäldern Schwedens und die Tage kürzer werden - dann geht's dort Jahr für Jahr richtig rund: Die Saison der Elchjagd steigt. Rund 100.000 Exemplare dieser für das Land so typischen Tiere werden in diesen Wochen wieder erlegt werden, gejagt von rund 250.000 Jägern.

Die alljährliche Jagdsaison gehört zu Schweden wie Ikea, ABBA oder Volvo und ist dort ein richtiger Volkssport, der auch die Journaille fasziniert - von der Elchjagd gibt es immer Skurriles zu berichten: Der hellhäutige Promi-Elch Albin wird von einem Dänen um die Ecke gebracht, ein anderer Hirsch (Elche gehören zur Familie der Hirsche) trägt seltsamerweise eine Kinderschaukel am Kopf, und auch in Sachen Trinkfreude stehen die Tiere Skandinaviens ihren menschlichen Mitbewohnern kaum nach.

Knapp 100.000 "Alces alces" (so der wissenschaftliche Name der mächtigen Tiere) sind dieses Jahr wieder zum Abschuss freigegeben. Das klingt viel angesichts einer Gesamtpopulation von etwa 300.000 Tieren. Doch da den Elchen in Schweden heutzutage die natürlichen Fressfeinde wie Wolf und Bär zum großen Teil fehlen und die Tiere schwere Schäden im Wald anrichten, muss der Mensch, also der Schwede die Wildpflege selbst in die Hand nehmen.

"Gefährliche Zeiten für weißen Elch" titelte die Zeitung "Bohusläningen" wenige Tage vor Eröffnung der diesjährigen Jagdsaison. Das Blatt bildete einen Albino-Elch ab, der müde Richtung Wald zockelte, und prophezeite dem Tier einen schweren Stand bei tatendurstigen Jägern, weil es extrem gut sichtbar sei. Kaum war das gedruckt, meldete "Dagbladet" aus dem benachbarten Norwegen: "Däne tötet prominenten Albino-Elch Albin".

Empörung über einen Zugereisten

Dass auch noch ein Zugereister diesen König des Waldes mit Seltenheitswert gegen alle Jäger-Verabredungen erlegt hatte, ließ den schwedischen Volkszorn hochkochen. Bei ihm seien Morddrohungen eingegangen, berichtete Ole Frost der Zeitung "VG". Er bereue nichts: "Als ich den Elch ein paar hundert Meter entfernt sah, wollten mir einfach keine Regeln einfallen, die ihn irgendwie besonders schützen würden."

Sein schwedischer Jägerkollege Martin Söderberg aus Yaberg wunderte sich über eine seltsam grünliche Färbung am Hals, als er auf einen ausgewachsenen Elch anlegte. Söderberg traf und fand dann den Plastiksitz einer Kinderschaukel samt Seil förmlich in den Pelz des Tieres eingewachsen. "Es muss den Elch irritiert haben, dass an seinen Ohren ständig dieses Ding herumschaukelte", erzählte Jagdleiter Reine Robertsson in "Hallands-Posten" einfühlsam. Und grübelte: "Wie lange mag das Tier so herumgelaufen sein?" Ob es wohl gemobbt wurde?

Wenn betrunkene Elche randalieren

Man kann vermuten, dass die Kinderschaukel an einem Apfelbaum gehangen hat. Zur Herbstzeit können die Breitmäuler oft den Versuchungen von Fallobst nicht widerstehen und wagen sich in Gärten vor. Die verfaulten Äpfel sind eine Delikatesse für Elche. Manchmal sind sie gegoren und haben einen Alkoholgehalt. Das kann dann auch im Ausland zu Schlagzeilen führen wie "Betrunkene Elche randalieren vor Altersheim".

Welten trennen diese Seite des Elchdaseins von den per Twitter an alle Welt übermittelten Gefühlen einer Schwedin: "Elche im Mondschein erinnern uns daran, wie groß das Leben ist." Immer mehr ihrer Geschlechtsgenossinnen allerdings beteiligen sich jedes Jahr daran, möglichst viele der insgesamt 300.000 schwedischen Elche ins Jenseits zu befördern.

9,5 Millionen Schweden, 230.000 Jäger, 17.000 Jägerinnen

Noch sind die 17.000 Frauen, die sich an der Jagd beteiligen, eine Minderheit unter den etwa 250.000 registrierten Jägern. Bei alles in allem 9,5 Millionen Schweden ist das eine gewaltige Zahl. Die Jäger kommen aus allen Altersgruppen.

Die Zeitung "Vimmerby Tidning" lobte den 91-jährigen Holger Eklund, weil er bei seiner 68. Elchjagd-Saison mit ruhiger Hand "innerhalb weniger Sekunden" ein Elchkalb samt dessen Muttertier erlegen konnte. Bei der Zeitung "Dalarna Tidning" schaffte es der neunjährige Oskar Tenlén in die Schlagzeilen, weil er für die Elchjagd zusammen mit dem Vater eine Woche schulfrei bekommen hat.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website