London: "Geplanter Mordanschlag gegen Journalisten enttarnt"

Ein Terror- und Spionagekomplott, das zum Mord an zwei Journalisten führen sollte, wurde von einem Doppelagenten aufgedeckt. Was war geplant?

In einem Fall von internationaler Spionage und geplantem Mord wurde Berichten zufolge ein Komplott der iranischen Revolutionsgarde aufgedeckt. Nach Angaben des britischen TV-Senders "ITV" sollen zwei iranischstämmige Journalisten in Großbritannien Ziel des Komplotts gewesen sein.

Der Plan, der unter dem Geheimcode "Die Hochzeit" ausgetüftelt worden sein soll, ist von einem Doppelagenten ans Licht gebracht worden. Er teilte die Details dem TV-Sender in London mit.

Ziele des Anschlags sollen Fardad Farahzad, ein ehemaliger BBC-Journalist, und Sima Sabet, auch ehemalige BBC-Journalistin, gewesen sein. Beide arbeiteten zu dieser Zeit beim TV-Sender "Iran International" in London. Die Auftraggeber aus dem Iran boten einem Kriminellen demnach 200.000 US-Dollar, um die als "Bräutigam und Braut" codierten Journalisten zu ermorden. Die iranische Botschaft in London weist die Vorwürfe zurück.

Nach Angaben des britischen Senders BBC bestätigte die Anti-Terror-Polizei in Großbritannien, dass seit 2022 mehrere mutmaßlich bevorstehende Anschläge gegen persischsprachige Medien in London vereitelt worden seien. Die Polizei wollte aber über den speziellen Fall keine weiteren Einzelheiten mitteilen.

Journalistin ist "erstaunt"

Auf Nachfrage von t-online teilte die Journalistin Sabet mit, die Bedrohungen seien ursprünglich von der "Einheit 840" des Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) ausgegangen. Diese Einheit ist laut mehreren Medienberichten für Tötungsaufträge im Ausland zuständig.

"Ich sollte im Auftrag der Revolutionsgarden in meiner Wohnung ermordet werden", sagte Sabet t-online. "Es ist erstaunlich, dass die Revolutionsgarden in der EU trotz solcher Pläne nicht auf die Terrorliste gesetzt werden."

Als Grund für die Attentatspläne nannte sie ihre Berichterstattung über die brutale Unterdrückung der Proteste im Iran. Während der landesweiten Demonstrationen im Jahr 2022 forderten die Protestierenden das Ende der islamistischen Herrschaft. Die Journalistin überlege sich derzeit rechtliche Schritte gegen das Regime in Teheran, sagte sie.

"Terrorkomplott über Syrien"

Der Doppelagent, der in diesem Fall als Ismail vorgestellt wurde, spielte eine entscheidende Rolle bei der Aufdeckung des Komplotts. Er wurde engagiert, um den Anschlag zu organisieren, entschied sich aber laut Medienberichten in Großbritannien, die Details des Planes zu verraten: Der ursprüngliche Plan sei zunächst gewesen, das Studio des persischsprachigen Nachrichtensenders "Iran International" mit einer Autobombe anzugreifen. Später sei beschlossen worden, die Journalisten bei einem Messerangriff zu töten.

Der Auftraggeber im Iran soll versucht haben, seine Spuren zu verwischen, indem ein Mittelsmann in Syrien zwischengeschaltet wurde. Der eigentliche Drahtzieher des Anschlags soll Mohammed Reza Ansari, ein Kommandeur der Revolutionsgarde, gewesen sein. Er habe die Befehle an einen Organisator in Syrien gesendet, der wiederum die Operation in London voranbringen sollte. Laut ITV News soll er Muhammed Abd al-Razek Kanafani heißen und enge Beziehungen zum syrischen Diktator Präsident Baschar al-Assad haben. In der Stellungnahme der Botschaft der Islamischen Republik Iran in London wurde der ITV-Bericht mit einem "Hollywood-Szenario" verglichen.

Manche persischsprachigen Sender in Europa stehen seit Jahren im Fokus der Sicherheitsbehörden im Iran. Vor dem Sender "Iran International" haben bereits auch die BBC und der Auslandssender Deutsche Welle in Bonn Berichte über den Druck auf ihre iranischstämmigen Journalisten veröffentlicht.