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Thomas Drach: Urteil gefallen – So lief der letzte Prozesstag


Urteil gegen Thomas Drach
Angeklagter teilt vor Gericht aus

Von Florian Eßer

04.01.2024Lesedauer: 3 Min.
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Thomas Drach am letzten Prozesstag: Seine letzten Worte im Verfahren füllten fünf Seiten. (Quelle: IMAGO/Christoph Hardt/imago)

Vor dem Kölner Landgericht endete der Prozess gegen Thomas Drach mit der Höchststrafe. Doch der Angeklagte zeigte sich bissig.

Von sich selbst sagte Thomas Drach im Kölner Landgericht einmal, dass er bereits seit 50 Jahren kriminell sei. Heute ist der einstige Reemtsma-Entführer 63 Jahre alt und muss für die nächsten 15 Jahre hinter Gitter. Danach winkt ihm die Sicherungsverwahrung im Maßregelvollzug. So frei wie im Polizeihelikopter, der ihn am Donnerstag ein letztes Mal zum Landgericht brachte, wird sich Drach wohl Zeit seines Lebens nicht mehr fühlen. Das Gericht hat ihn wegen versuchten Mordes in zwei Fällen in Tateinheit mit besonders schwerem Raub und eines weiteren schweren Raubs verurteilt.

Drach, da war sich das Gericht sicher, hat in Köln und Frankfurt drei Werttransporter überfallen und in zwei Fällen auf Wachleute geschossen – mit einer Kalaschnikow, einer Kriegswaffe geladen mit Gefechtsmunition. Ein Opfer habe er regelrecht "über den Haufen geschossen." Wie der vorsitzende Richter erklärte, läge das Motiv dafür auf dem Tisch: "Habgier". Drach habe einen luxuriösen Lebensstil realisieren wollen, ohne dafür die "notwendigen Anstrengungen unternehmen" zu müssen. Heißt: Drach wollte das große Geld, ohne dafür einen Finger zu krümmen – vom Abzugsfinger einmal abgesehen.

"Abstruse Verschwörungstheorien"

Drach selbst bestritt die Vorwürfe in seinen "letzten Worten" kurz vor Urteilsspruch abermals. Auf einer Länge von fünf DIN A4-Seiten ließ er sich – mit einer OP-Maske vor dem Mund – über das Gericht, die Staatsanwaltschaft und die Prozessführung aus. Das Raubtier in der Falle biss in alle Richtungen: Ein vom Gericht bestellter Sachverständiger sei ein "zugekokster Wichtigtuer" gewesen, Zeugen seien gekauft und Spitzel auf ihn angesetzt worden. Auch stecke die Familie seines einstigen Entführungsopfers Jan Philipp Reemtsma irgendwie mit in dem Komplott. An diesem letzten Prozesstag schüttelten Staatsanwaltschaft und Verteidigung abwechselnd die Köpfe.

Nebenklagevertreterin Monika Müller-Laschet fand deutliche Worte für die Ausschweifungen des Angeklagten. Müller-Laschet vertrat einen der angeschossen Wachmänner, Drach hatte ihm laut Gericht in den Oberschenkel gefeuert. Die Juristin bezeichnete Drachs Schilderungen als "abstruse Verschwörungstheorien", seine Einlassungen glichen einem "Wahngebäude". Etwas paranoid klingen Drachs Worte durchaus.

Drach will noch im Saal Berufung einlegen

Inzwischen ist Müller-Laschets Mandant verstorben. Bereits vor dem Überfall auf seinen Geldtransporter am Flughafen Köln/Bonn war der Mann gesundheitlich angeschlagen. Nach dem Raub und dem Schuss in den Oberschenkel sei er auch psychisch stark mitgenommen gewesen, Müller-Laschet sprach von einer "schweren posttraumatischen Belastungsstörung". Drachs Beute bei diesem Raubüberfall: 400 Euro in Münzgeld. Einen direkten Zusammenhang zwischen der Tat und dem Tod des Mannes einige Zeit später konnte man jedoch nicht feststellen. Zum Glück von Drach, wie der Richter sagte.

Und Drach? Der ließ bei der Urteilsverkündung keine Regung erkennen, obwohl er zuvor einen "glasklaren Freispruch" für sich erwartet hatte. Zunächst wortlos nahm er den Urteilsspruch in Kenntnis. Nur einmal kurz rutschte ihm der Mundschutz bis unter die Nase. Ansonsten wahrte er die Maskerade bis zum Schluss. Er wolle sofort hier und jetzt Revision einlegen, raunte er in das Mikrofon, nachdem der Richter seine Urteilsbegründung beendet hatte. Aber der verwies ihn nur darauf, dass das im Gerichtssaal nicht ginge. Ob eine Berufung überhaupt erfolgreich wäre, ist mehr als fraglich. Aus Sicht des Gerichts ist der Prozess gegen Drach nun unter Dach und Fach.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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