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Mont Blanc: Überlebender Bergsteiger berichtet vom Lawinenunglück


Panorama
"Die Lawine kam ohne Geräusch"

Von dpa, afp, dapd
Aktualisiert am 13.07.2012Lesedauer: 3 Min.
Grauenvolles Weiß: Am Rand der mächtigen Mont-Blanc-Lawine suchen Retter nach VerschüttetenVergrößern des BildesGrauenvolles Weiß: Am Rand der mächtigen Mont-Blanc-Lawine suchen Retter nach Verschütteten (Quelle: Reuters)
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Einen Tag nach dem schweren Lawinenunglück in den französischen Alpen schildert jetzt ein Überlebender seine Erlebnisse: "Es war, als würde ich in einer Waschmaschinentrommel stecken", berichtete der gerettete Bergführer Daniel Rossetto der Zeitung "Le Parisien". Die Lawine sei um 5.15 Uhr plötzlich und "ohne Geräusch, nur mit einem Hauch" über die Gruppe hereingebrochen, sagte der 63-Jährige.

Der Bergführer war mit zwei dänischen Alpinisten am Mont-Blanc-Massiv unterwegs und kam, wie seine Kunden auch, mit nur leichten Verletzungen davon.

"Wir haben versucht zu widerstehen, aber das hat uns den Hang hinab gedrückt - 250 Meter unterhalb des Platzes, an dem wir uns befanden." Die anderen Seilschaften, die in den Tod gerissen wurden, habe er nicht gesehen.

Lawinenopfer stammten aus Hamburg, Aue und Neulußheim

Bei den drei deutschen Opfern handelt es sich nach Angaben des deutschen Generalkonsulats in Lyon um zwei Männer und eine Frau im Alter von 34, 39 und 40 Jahren. Sie stammten demnach aus Hamburg, dem sächsischen Aue und Neulußheim in Baden-Württemberg. Nähere Angaben zur Identität der Opfer machte der Sprecher nicht.

Ursache für Lawine scheint geklärt

Unterdessen scheint die Ursache für den mächtigen Lawinenabgang geklärt. Ein abrutschendes Schneebrett hat offenbar die tödliche Lawine am Mont Maudit im Mont-Blanc-Massiv ausgelöst, bei der neun Menschen ums Leben gekommen sind. Bei dem Unglück wurden auch drei Deutsche getötet.

Eine 40 Zentimeter dicke Eisplatte könnte die Ursache gewesen sein. Sie sei abgebrochen und habe damit die Lawine ausgelöst, teilte der Präfekt des Departement Haute-Savoie, Philippe de Rumigny, mit. Unklar blieb, ob sie von einem Alpinisten losgetreten worden war oder sich anderweitig gelöst hatte. Frankreichs Innenminister Manuel Valls ordnete eine Untersuchung an. Die Tragödie gilt als eines der schlimmsten Lawinen-Unglücke seit Jahren am Montblanc-Massiv.

Bergsteiger hatten bereits in den vergangenen Tagen von Schneebrettern berichtet. Vor fünf Tagen twitterten Alpinisten über heftigen Regen in Chamonix, der in 3000 Metern Höhe zu Schnee wurde. Die örtlichen Behörden hatten Bergsteiger jüngst zur Vorsicht gemahnt, da das Frühjahr ungewöhnlich schneereich war und die Gefahr von Lawinen daher groß sei.

Vier Vermisste tauchten wohlbehalten auf

Die Präfektur teilte mit, bei dem Unglück am Mont Maudit seien auch drei Briten, zwei Spanier und ein Schweizer ums Leben gekommen. Mindestens neun weitere Alpinisten wurden nach Angaben der Präfektur von Chamonix verletzt. Vier vermisste Teilnehmer konnten am Abend ausfindig gemacht werden. Zwei Verschüttete hätten gerettet werden können. Die Verletzten seien in das Krankenhaus von Sallanches, südlich von Cluses, gebracht worden.

Bei den zunächst Vermissten handelte sich um zwei Briten und zwei Spanier. "Die zwei Briten haben sich heute Abend bei der Gendarmerie in Chamonix gemeldet, sie haben zwar die Nacht in der Hütte mit den anderen verbracht, haben dann aber eine andere Route eingeschlagen", sagte ein Sprecher des Präfekten von Haute-Savoie.

Die beiden Spanier hätten sich ebenfalls bei der Polizei gemeldet. Sie hätten sich in letzter Minute entschlossen, den Aufstieg nicht mitzumachen. Die Lawine hatte gegen 5 Uhr morgens in etwa 4000 Metern Höhe zwei Seilschaften mit professionellen Bergführern sowie einzelne Bergsteiger mit sich gerissen und verschüttet.

Retter fürchteten weitere Lawinen

Die Polizei in Chamonix teilte mit, bei ihr sei um 5.25 Uhr ein Notruf wegen einer Lawine eingegangen. Dutzende Polizisten und Rettungskräfte sowie zwei Hubschrauber seien im Einsatz gewesen, um die Opfer zu bergen. Erschwert wurde die Suche durch die Gefahr weiterer Lawinen.

Der 4465 Meter hohe Mont Maudit liegt in der Mont-Blanc-Gruppe am Nordostgrat. Die Talorte für Besteigungen des Gipfels sind das französische Chamonix und Courmayeur in Italien. Die Besteigung der drei Berge Mont-Blanc du Tacul, Mont-Maudit und Mont-Blanc ist bei Alpinisten im Sommer sehr beliebt.




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