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Corona – Virologe Drosten: "Niemand sagt, man darf die Schulen nicht öffnen"


Corona-Experte
Drosten erklärt, wie Schulen und Kitas sicher öffnen könnten


Aktualisiert am 05.06.2020Lesedauer: 3 Min.
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Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité: "Es reicht ja nicht, dass ein Schüler mal was einschleppt".Vergrößern des Bildes
Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité: "Es reicht ja nicht, dass ein Schüler mal was einschleppt". (Quelle: imago-images-bilder)

Im Corona-Podcast des NDR erläutert Christian Drosten seine viel diskutierte Studie zur Ansteckungsgefahr durch Kinder. Zudem gibt der Virologe praktische Empfehlungen zur Öffnung von Kitas und Schulen.

Der Virologe Christian Drosten hält daran fest, dass mit dem Coronavirus infizierte Kinder ebenso ansteckend sind wie Erwachsene. Die Studie des Forschers hatte zunächst methodische Kritik ausgelöst und wurde dann Gegenstand einer hitzigen medialen Auseinandersetzung.

Die Kritik aus der Wissenschaft lautete: Drostens statistische Analyse sei zu grob, um verlässliche Aussagen über die Ansteckungsgefahr durch Kinder zu treffen. In der jüngsten Folge seines Podcasts mit dem NDR erklärt Drosten, wie seine Ergebnisse zustande kamen – und warum sie trotz der Kritik gültig seien.

So erklärt Drosten die statistische Verzerrung bei Kindern

So seien zu Beginn der Epidemie in Deutschland, zwischen Anfang Februar und Mitte März, viele Patienten ambulant getestet worden: "Leute, die wissen wollten, ob sie das Virus haben", so Drosten. Von Ende März bis Ende April bekam Drostens Labor an der Berliner Charité dann immer mehr Proben von Menschen, die bereits im Krankenhaus lagen und tatsächlich krank waren. "Das waren Proben von Leuten, die in der zweiten Woche der Krankheit sind. (...) Ab der zweiten Krankheitswoche haben Rachenabstriche aber viel weniger Viruslast." Häufig seien Testergebnisse dann bereits negativ.

Zugleich seien die Gesundheitsämter mit der Ausbreitung des Virus nicht mehr in der Lage gewesen, in allen Verdachtsfällen Rachenabstriche zu machen und die Proben ans Labor zu senden. Getestet worden seien zunehmend nur noch symptomatische Verdachtsfälle. Da Kinder aber viel seltener Symptome zeigten, habe sich eine statistische Verzerrung ergeben: So lagen den Forschern aus der Frühphase noch relativ viele Testergebnisse von asymptomatischen Kindern vor.

Drosten: kein Unterschied bei Viruslast von jung zu alt

Später seien auch Kinder vor allem dann getestet worden, wenn sie bereits mit Symptomen im Krankenhaus lagen oder wegen Vorerkrankungen unter Beobachtung waren – sich also meist schon in der zweiten Krankheitswoche befanden und kaum noch oder gar keine Viruslast mehr zeigten. "Wir hatten also nur zu Beginn der Epidemie die Chancen, Kinder so zu sehen wie sie wären, wenn sie in die Kita oder in die Schule gehen – gesund und munter und dennoch infiziert", fasst Drosten zusammen. Selbst bei noch feinerer Unterscheidung der Altersgruppen in seiner überarbeitete Analyse habe sich kein Unterschied bei der Viruslast von jung zu alt ergeben.

Für die Frage, ob Kitas und Schulen wieder öffnen sollten, seien aber noch andere Faktoren entscheidend: Da Kinder zum Beispiel seltener Symptome zeigen, würden sie weniger Viren durch Husten verbreiten. Außerdem hätten sie weniger Lungenvolumen, was die Ausscheidung von Viren ebenfalls reduziere; andererseits würden sich Kinder nicht an Abstandsregeln halten und hätten mehr soziale Kontakte als Erwachsene.

Drosten empfiehlt, Lehrer wöchentlich zu testen

Als Schlussfolgerung für die Politik empfiehlt Drosten eine Wiedereröffnung der Schulen unter engmaschiger Beobachtung durch Corona-Tests: "Jetzt haben wir die gute Situation, dass ein Schulausbruch erstmal Anlauf braucht", so Drosten. Die Frage sei: Wie können wir so früh wie möglich entdecken, dass das Virus in eine Schule eingeschleppt wurde und beginnt sich zu verbreiten?

Drosten setzt dabei auf die Lehrkräfte: Diese könnten einmal pro Woche auch asymptomatisch auf das Coronavirus getestet werden. "Dieses frühzeitige Erkennen von Superspreading-Ereignissen, die sich gerade an Schulen einstellen können, ist sehr effektiv." So müssten bei positiven Tests nur einzelne Klassen und nicht ganze Schulen geschlossen werden. "Niemand sagt, man darf die Schulen nicht öffnen", sagt der Wissenschaftler. "Es ist klar, dass wir in diese Richtung arbeiten müssen. Aber man muss auch dafür arbeiten."

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