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New York: Männer nach fast 40 Jahren freigesprochen


Justizskandal in den USA
Sie saßen 37 Jahre zu Unrecht hinter Gittern – jetzt sind sie frei

Von Levent Constabel

Aktualisiert am 02.02.2024Lesedauer: 3 Min.
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David Warren (l.) und Eric Smokes (r.): Bis heute werden ähnliche Fälle wie ihrer neu aufgerollt, um falsche Verurteilungen aufzuheben. (Quelle: IMAGO/New York Daily News/imago)

Einen Großteil ihrer Lebenszeit haben Eric Smokes und David Warren hinter Gittern verbracht. Zu Unrecht: Nach fast 40 Jahren haben die beiden nun ein Stück Gerechtigkeit erwirken können.

Nach fast vier Jahrzehnten haben Eric Smokes (56) und David Warren (53) am Mittwoch dieser Woche erfolgreich einen Freispruch erwirken können, nachdem sie wegen eines Angriffes mit Todesfolge im Jahr 1987 auf ein französisches Touristenpärchen in New York verurteilt wurden. Über den Freispruch und das gerichtliche Verfahren berichtet unter anderem die Zeitschrift "New York Times".

Der Freispruch geht auf einen Fall aus dem Jahr 1987 zurück, in dem das französische Paar Jean Casse und Renée Casse ausgeraubt und attackiert worden waren. Nur einige Tage nach dem Angriff starb der 71-jährige Renée Casse aufgrund von Verletzungen an seinem Nacken und an seinem Kopf. Die damaligen Teenager Smokes (19) und Warren (16) wurden festgenommen und nur einige Monate später wegen Mordes verurteilt.

Freispruch ein Stück weit "Komfort und Gerechtigkeit"

Nun sei es den beiden Männern nach langem Warten und zahlreichen Versuchen ihren Namen zu bereinigen gelungen, die Wahrheit zu enthüllen. "Eric Smokes und David Warren haben Jahrzehnte wegen einer ungerechten Verurteilung verloren", sagte etwa der Bezirksstaatsanwalt Manhattans Alvin L. Bragg der "New York Times" nach Verkündung des Urteils. Bragg sei von der Resilienz der beiden Männer inspiriert und hoffe, dass der Freispruch ihnen ein Stück weit "Komfort und Gerechtigkeit" bringe.

Bereits Jahre zuvor hätten die Männer probiert, einen Freispruch zu erwirken. Zuletzt sei eine Klage der Männer im Januar 2020 von einem Richter abgewiesen worden. Zwei Jahre später sei der Fall dann erneut aufgerollt worden. Diesmal hätten neue Beweise dazugeführt, der Position der Männer mehr Wirkkraft zu verleihen. Der Richter, der noch 2020 gegen das Ersuchen der Männer entschied, habe dem Antrag der Männer nun stattgegeben.

"Nach mehr als 30 Jahren kämpft ihr noch immer für euer Recht, dass ein Gericht anerkennt, dass die damaligen Verurteilungen rechtswidrig waren und heute werde ich das tun", sagte Richter Stephen Antignani zu Smokes und Warren am Mittwoch.

Tunnelblick und Rassismus

Wie die "New York Times" berichtet, sei der Gerichtssaal nach der Verkündung der Entscheidung in tobenden Applaus ausgebrochen. Beide Männer seien umringt von Familien, Freunden und Unterstützern aus dem Saal heraus begleitet worden und hätten sich mehrfach innig umarmt.

Bei einer Pressekonferenz anschließend an das Urteil erklärte Smokes: "Man setzt junge Menschen nicht unter Druck. Wenn man nur die grundlegenden Schritte von Polizeiarbeit verfolgt, findet man den Schuldigen." Demnach seien die damaligen Verurteilungen ein Ergebnis eines "Tunnelblicks" gewesen, so Smokes.

Tatsächlich würden immer mehr Verurteilungen aus den späten 80er und frühen 90er Jahren aufgehoben werden. Damals habe die hohe Kriminalität die Polizei dazu veranlasst, Verhaftungen um jeden Preis durchzuführen – häufig zulasten einer sauberen Polizeiarbeit. Bei den Betroffenen handele es sich laut der "New York Times" überdurchschnittlich um Schwarze und Lateinamerikaner.

 
 
 
 
 
 
 

Auch im Fall von Smokes und Warren seien bei der Ermittlung eklatante Fehler aufgetreten. So habe etwa ein Zeuge, der gegen die beiden Männer ausgesagt hatte, der Polizei berichtet, die beiden bei der Tat beobachtet zu haben. Erst während einer erneuten Untersuchung des Falles gestand er, er habe Smokes und Warrant als Schuldige dargestellt, weil er sich seitens der Polizei selbst verdächtigt gefühlt habe und so vermieden hätte, selbst inhaftiert zu werden.

Wie der Nachrichtensender WNBC berichtet, wollten die Männer nun mithilfe einer zivilrechtlichen Klage etwaige Schadensersatzsprüche geltend machen und mehr Licht in die damaligen Ermittlungen bringen.

Ähnlicher Fall der "Central Park Five"

Die Geschichte von Smokes und Warren weist zudem einige Parallelen zu dem infamen Fall der "Central Park Five" auf – zu Deutsch: die Fünf des Central Parks. Der Name geht auf die fünf zu Unrecht verurteilten Jugendlichen im Alter von 14 und 16 Jahren, mit Latein- und afroamerikanischen Hintergrund zurück, denen 1989 vorgeworfen wurde, eine junge Frau angegriffen und vergewaltigt zu haben. Der Fall der "Central Park Five" stellt bis heute einen der größten Justizskandale in der jüngeren US-Geschichte dar, der in den USA eine Rassismus-Debatte entfachte.

Bis heute werden zahlreiche Fälle aus der Zeit der 1980er und 1990er Jahre neu aufgerollt, die wie die Fälle von Smokes und Warren oder den "Central Park Five" rassistische Motive haben oder haben könnten.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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