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Flutkatastrophe in Pakistan: Ein Drittel des Landes unter Wasser


"Klima-Dystopie vor unserer Haustür"
Flutkatastrophe setzt ein Drittel Pakistans unter Wasser

Von afp
Aktualisiert am 30.08.2022Lesedauer: 3 Min.
Überschwemmungen in Pakistan
Ein Drittel des Landes unter Wasser: Drohnenaufnahmen zeigen das katastrophale Ausmaß. (Quelle: Glomex)
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Eine Krise "unvorstellbaren Ausmaßes": Überschwemmungen in Pakistan haben massivste Schäden angerichtet. Mehr als 33 Millionen Menschen sind betroffen.

Nach der Überschwemmungskatastrophe in Pakistan läuft die internationale Hilfe langsam an. Millionen von Menschen kämpften am Montag aber weiter gegen die Folgen der ungewöhnlich heftigen Monsunregen, denen seit Juni bereits mehr als 1.200 Menschen zum Opfer gefallen sind. Nach Angaben der pakistanischen Ministerin für Klimawandel, Sherry Rehman, steht ein Drittel des Landes unter Wasser. Sie sprach von einer Krise "unvorstellbaren Ausmaßes". Fast 400 der Toten seien Kinderm, teilte die Katstrophenschutzbehörde mit.

Nach Angaben der Behörden sind mehr als 33 Millionen Menschen und damit jeder siebte Einwohner Pakistans von den Überschwemmungen betroffen. Mehr als eine Million Häuser wurden demnach zerstört oder schwer beschädigt, mehr als 80.000 Hektar Ackerland vernichtet. Über 3.400 Kilometer Straßen und 157 Brücken wurden weggespült. Zudem drohte der Indus, Pakistans wichtigster Strom, über die Ufer zu treten. Nach Schätzungen des Planungsministeriums beläuft sich der Schaden für die pakistanische Wirtschaft auf rund zehn Milliarden Dollar (etwa zehn Milliarden Euro).

Hunderte Bergdörfer von Außenwelt abgeschnitten

Die Behörden rechnen mit weiteren Toten, da Hunderte Bergdörfer im Norden des Landes immer noch von der Außenwelt abgeschnitten waren. Premierminister Sharif bereiste am Montag den besonders betroffenen Norden, um die Hilfsmaßnahmen dort persönlich zu beaufsichtigen.

Derart heftige Regenfälle habe es seit 30 Jahren nicht gegeben, sagte Sharif. Er sprach von einem "Ozean" aus Hochwasser. Islamabad hatte zuvor den Notstand ausgerufen und um internationale Hilfe gebeten. Erste Hilfsflüge trafen am Sonntag aus der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten ein.

"Klima-Dystopie vor unserer Haustür"

In den isolierten Bergdörfern warteten am Montag immer noch unzählige Menschen auf Hilfe. Selbst Hubschrauber des pakistanischen Militärs haben Probleme, in dem unwegsamen Gelände zu landen. Ebenso zäh gestalteten sich die Rettungsarbeiten in der weitgehend überfluteten Provinz Sindh im Süden des Landes.

Klimawandelministerin Rehman sprach am Montag ebenfalls davon, dass alles ein großer "Ozean" sei. Es gebe keinen Ort mehr, um das Wasser abzupumpen. "Dies ist nicht mehr der normale Monsun – dies ist eine Klima-Dystopie vor unserer Haustür", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Auch die wirtschaftlichen Kosten seien verheerend.

Seuchenausbruch befürchtet

Die Hilfsorganisation Malteser International entsendet nun mobile medizinische Teams in die betroffenen Regionen, um der Ausbreitung von Seuchen entgegenzuwirken. "Die Situation in den Überschwemmungsgebieten, wie in der Provinz Sindh, ist verheerend. Nachdem die schweren Regenfälle bereits seit Juni anhalten, drohen nun Krankheiten wie Cholera auszubrechen", sagte Cordula Wasser, Leiterin der Asienabteilung.

Die Hilfsorganisation will zudem Zelte, Medikamente und Bargeld an besonders betroffene Familien in den Distrikten Sanghar und Mirpur Khas verteilen.

Monsun-Periode dauert bis September

Rehman zufolge sind die Unwetter in diesem Jahr noch schlimmer als im Jahr 2010. Damals war fast ein Fünftel Pakistans überschwemmt worden, rund 2.000 Menschen kamen ums Leben. Etwa 20 Millionen wurden obdachlos.

Die jährliche Monsun-Periode dauert gewöhnlich von Juni bis September. Für die Landwirtschaft und die Wasservorräte spielt sie eine äußerst wichtige Rolle, doch immer wieder sorgt sie auch für verheerende Überschwemmungen.

Doppelt so viel Regen wie üblich

Nach Angaben des Wetterdiensts gab es in ganz Pakistan in diesem Jahr doppelt so viel Regen wie üblich. In den südlichen Provinzen Sindh und Belutschistan war die Regenmenge demnach mehr als viermal so hoch wie im Schnitt der vergangenen drei Jahrzehnte.

Pakistan ist besonders anfällig für Klimaveränderungen. Es steht nach Angaben der deutschen Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch auf Platz acht der am stärksten von extremen Wetterereignissen bedrohen Länder. Die Regierung in Islamabad sieht ihr Land als Opfer der unverantwortlichen Umweltpolitik anderer Staaten, die sie für den Klimawandel verantwortlich macht.

30 Millionen Dollar aus Washington

Die UNO startete am Dienstag einen Aufruf zur Finanzierung von Nothilfe in Höhe von umgerechnet 160 Millionen Euro. Wie das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha) in Genf mitteilte, sollen mit den Spendengeldern sechs Monate lang Notunterkünfte, Gesundheitsversorgung, Lebensmittel und Trinkwasser für 5,2 Millionen Menschen finanziert werden.

Die Vereinigten Staaten stellen 30 Millionen Dollar Soforthilfe für die Flutopfer in Pakistan zur Verfügung. Damit werde die Entwicklungsagentur USAID die Dutzenden Millionen Betroffenen mit dringend benötigten Lebensmitteln, sauberem Wasser, verbesserten sanitären Einrichtungen und Unterkünften unterstützen, teilte das Weiße Haus am Dienstag mit. Ein Koordinator der Behörde sei bereits am Montag in Islamabad eingetroffen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
  • Pressemitteilung der Malteser
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