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Brutale Gewalttat in Norwegen: Was wir wissen – und was nicht


Norwegen
Bogenschütze tötete fünf Menschen: Was wir wissen – und was nicht

Von t-online, lib

Aktualisiert am 14.10.2021Lesedauer: 4 Min.
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Fünf Menschen umgebracht: Das ist bislang über den tödlichen Bogenschützen von Kongsberg bekannt. (Quelle: reuters)
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In der norwegischen Kleinstadt Kongsberg wurden fünf Menschen getötet – offenbar durch einen Mann, der in der Innenstadt mit Pfeil und Bogen schoss. Einige Fragen bleiben einen Tag später noch offen. Ein Überblick.

Fünf Menschen sind tot, mindestens zwei weitere verletzt. Das ist das Ergebnis einer grausamen Attacke, die am Mittwochabend Norwegen und die Welt erschütterte. Dabei war der mutmaßliche Täter mit Pfeil und Bogen in der norwegischen Kleinstadt Kongsberg etwa 80 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Oslo unterwegs, und tötete an unterschiedlichen Orten in der Innenstadt. Der Vorfall weckt schlimme Erinnerungen in dem Land, in dem vor gut zehn Jahren der Rechtsterrorist Anders Breivik insgesamt 77 Menschen getötet hatte. Auch im jetzigen Fall gehen die Ermittler nun von einem Terrorakt aus.

In der Nacht auf Donnerstag hat sich der Tatverdächtige nach Polizeiangaben gesprächsbereit gezeigt. Trotzdem ist vieles noch nicht bekannt. Ein Überblick:

Wer ist der mutmaßliche Täter?

Rund eine halbe Stunde nach dem ersten Notruf wurde ein 37-jähriger Däne, der in Norwegen wohnt, festgenommen und in eine Polizeidienststelle in der Nachbarstadt Drammen gebracht. Nach wie vor geht die Polizei davon aus, dass er allein gehandelt hat.

Laut der Polizei gibt es Hinweise, dass der mutmaßliche Täter zum Islam konvertiert ist. Er war polizeilich bekannt: Wegen einer möglichen Radikalisierung habe die Polizei bereits in Kontakt mit ihm gestanden, sagte der Polizeichef Ole Bredrup Sæverud bei einer Pressekonferenz in Tønsberg am Donnerstagmorgen.

Im Jahr 2020 soll ihm ein Besuchsverbot auferlegt worden sein, nachdem er Morddrohungen gegen seine Familie ausgesprochen habe, so der norwegische Sender TV2. Lokale Medien berichten übereinstimmend, dass der Tatverdächtige in Norwegen geboren sei, einen norwegischen Vater und eine dänische Mutter habe. Vor neun Jahren soll der Tatverdächtige bereits wegen Diebstahls und Drogenkonsums verurteilt worden sein, so TV2.

Außerdem war zuvor berichtet worden, dass der mutmaßliche Täter bereits mehrfach mit dem norwegischen Gesundheitswesen in Kontakt gestanden habe. Dies bestätigte die zuständige Staatsanwältin. Ob der Mann wegen psychischer Probleme in Behandlung war, ging aus den Äußerungen nicht hervor.

Was ist über den Tathergang bekannt?

Der Polizei war um 18.13 Uhr von mehreren Personen gemeldet worden, dass sich ein Bewaffneter durch die Stadt bewege und mit Pfeil und Bogen auf Menschen schieße. Nur fünf Minuten später wurde er von einer Polizeipatrouille gesichtet. Die Beamten wurden jedoch mit Pfeilen beschossen und der Mann konnte fliehen. 22 Patrouillen sollen am Mittwochabend im Einsatz gewesen sein, so der norwegische Sender TV2.

Polizeisprecher Sæverud sagte am Donnerstag, es sei wahrscheinlich, dass die Opfer erst nach diesem Kontakt mit der Polizei getötet wurden. Nach offiziellen Angaben konnte der mutmaßliche Täter rund eine halbe Stunde nach dem ersten Notruf festgenommen werden. Um 18.47 Uhr wurde das erste Mal berichtet, dass der mutmaßliche Täter festgenommen worden sei. Bei der Festnahme seien Warnschüsse abgefeuert worden, so der Polizeichef.

Die Angriffe ereigneten sich an mehreren Orten in der Innenstadt von Kongsberg. Der Täter habe sich über ein größeres Gebiet hinweg bewegt, teilten die Ermittler mit. Der erste Anschlag soll sich bei dem Supermarkt Coop Extra auf der West Side, einem Stadtteil in Kongsberg, ereignet haben. Der Angeklagte flüchtete aus dem Laden, nutzte aber nicht den Haupteingang, teilte die Polizei mit.

Die Polizei bestätigte außerdem, dass der mutmaßliche Täter neben Pfeil und Bogen auch andere Waffen benutzt habe. Details dazu gab es bislang keine. Zuvor hatten lokale Medien übereinstimmend berichtet, dass der mutmaßliche Täter auch mit einem Messer bewaffnet gewesen sei.

Wer sind die Opfer?

Vier Frauen und ein Mann wurden durch die Attacke getötet. Alle fünf seien zwischen 50 und 70 Jahre alt, so die Polizei. Keiner der Getöteten sei bisher offiziell identifiziert worden, das berichtet die Zeitung "Aftenposten".

Mindestens zwei weitere Menschen seien verletzt worden. Darunter ein Polizist, der jedoch nicht im Dienst, sondern privat in einem Supermarkt einkaufen gewesen sein soll.

Was ist das Motiv?

Der Tatverdächtige hat die Taten der zuständigen Staatsanwältin zufolge gestanden. In der Nacht habe sich der mutmaßliche Täter gesprächsbereit und kooperativ gezeigt, so der Polizeichef. Dazu könne er jedoch keine Details bekannt geben, wird er beim Sender TV2 zitiert wird. Das Motiv des Täters ist demnach weiterhin unbekannt.

Die Polizei ging zunächst von einem terroristischen Hintergrund aus, relativierte die Aussage wenig später aber wieder. In einer Pressekonferenz sagte der Chef des Geheimdienstes PST: "Die Tat wirkt wie ein Terrorakt, aber wir kennen die Beweggründe des Täters nicht." PST-Chef Hans Sverre Sjøvold betonte, dass die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen seien. Es sei aber richtig, dass der Mann dem PST bekannt gewesen sei.

Ein alter Jugendfreund des inhaftierten Mannes sagte in einem Interview mit der Internetzeitung "Nettavisen", er habe die Polizei bereits 2017 informiert, dass er seinen Freund für gefährlich halte. Norwegische Medien berichteten über Youtube-Videos, in denen ein Mann, bei dem es sich um den Verdächtigen handeln soll, sich als Muslim bezeichne und eine Handlung ankündige. Ein Sprecher des Sicherheitsdienstes sagte, er kenne das Video nicht und könne auch nicht bestätigen, dass es sich darin um den Inhaftierten handelt. Es sei aber sehr wahrscheinlich.

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Wie reagiert Norwegen auf die Tat?

Der Vorfall ereignete sich am Vorabend des Regierungsantritts des neuen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre. Der Sozialdemokrat zeigte sich schockiert. "Das, was wir heute Abend aus Kongsberg hören mussten, zeugt davon, dass eine grausame und brutale Tat begangen worden ist", sagte er am späten Abend der Nachrichtenagentur NTB.

Auch die scheidende Regierungschefin Erna Solberg brachte ihre Anteilnahme zum Ausdruck. "Unsere Gedanken gehen zuallererst an die Betroffenen und ihre Angehörigen", sagte sie am späten Mittwochabend auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Oslo.

Der Regierungschef im benachbarten Schweden, Stefan Löfven, schrieb auf Twitter, seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen. Es handele sich um einen "furchtbaren Angriff".

Verwendete Quellen
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