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Wirecard-Skandal: Jan Marsalek in Moskau? Hinweise verdichten sich


Wirecard-Skandal
Fahndung nach Jan Marsalek – neue Hinweise auf Fluchtort

Von t-online, mk

Aktualisiert am 26.07.2022Lesedauer: 3 Min.
Fotomontage mit Fahndungsplakat und Wirecard-Zentrale: Der damalige Manager Jan Marsalek soll sich nach Moskau abgesetzt haben.Vergrößern des BildesFotomontage mit Fahndungsplakat und Wirecard-Zentrale: Der damalige Manager Jan Marsalek soll sich nach Moskau abgesetzt haben. (Quelle: imago-images-bilder)
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Ermittler vermuten Jan Marsalek schon länger in Moskau. Jetzt ist ein angeblicher russischer Pass des flüchtigen Wirecard-Managers aufgetaucht.

Hat Deutschlands meistgesuchter Krimineller Unterschlupf in Russland gefunden? Ermittler vermuten schon länger, dass sich der frühere Wirecard-Vorstand Jan Marsalek nach Moskau abgesetzt hat. Der 42-jährige Österreicher gilt als Hauptverdächtiger im größten Betrugsskandal der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Eine gemeinsame Recherche der "Süddeutschen Zeitung" und der Investigativ-Plattform "Dossier Center" des Kremlgegners Michail Chodorkowski liefert jetzt neue Anhaltspunkte für Marsaleks Verbleib.

So ist den Rechercheuren Anfang des Jahres ein Foto zugespielt worden, das einen russischen Pass zeigt. Das Dokument auf dem Bild ist ausgestellt auf einen German Bazhenov. Im Passfoto zu sehen: Jan Marsalek mit Vollbart. Ob der Pass echt ist, lasse sich anhand des Fotos aber nicht überprüfen, heißt es in dem Bericht.

Foto zeigt angeblich russischen Pass von Jan Marsalek

In der Datenbank für russische Pässe tauche die Nummer zwar nicht auf, ein Ausweis mit der identischen Nummer sei allerdings zwischen 2000 und 2018 auf eine Abgeordnete des russischen Parlaments ausgestellt gewesen. Das verwendete Passbild sei "sehr wahrscheinlich" dasselbe wie in Marsaleks österreichischem Pass, mit dem auch das Bundeskriminalamt nach Marsalek fahndet, so die "Süddeutsche Zeitung". Nur die Kleidung sei auf dem russischen Dokument anders.

Nach Angaben der russischen Quelle, die der Zeitung das Foto mit dem Pass zugespielt hat, soll Marsalek noch eine zweite russische Identität haben; diese würde von den russischen Behörden aber streng geheim gehalten. Dem Bericht zufolge könnte das Auftauchen von Marsaleks angeblichem russischen Pass auch Teil eines Verwirrspiels sein, bei dem eine falsche Fährte nach Moskau gelegt wird, obwohl sich Marsalek woanders befindet. Das Rechercheteam hat aber weitere Hinweise gefunden, die für die Echtheit des abgebildeten Dokuments sprechen.

Als Wirecard-Vorstand war Marsalek mehr als 60 Mal in Moskau

So ist das Geburtsdatum im Pass von German Bazhenov – der 17. Februar 1978 – dasselbe wie in dem Pass, mit dem Marsalek im Juni 2020 aus Deutschland flüchtete. Tatsächlich wurde Marsalek aber im März 1980 geboren. In dem mutmaßlich gefälschten Dokument nennt Marsalek sich Maks Mauer, auf dem Passfoto ist er ohne Bart zu sehen. Mit diesem Pass soll Marsalek dem Bericht zufolge am 18. Juni 2020 nach Minsk geflogen und von dort mit dem Auto nach Moskau weitergereist sein.

Dass sich Marsalek in Moskau aufhält, deckt sich der "Süddeutschen Zeitung" zufolge auch mit Erkenntnissen von US-Sicherheitsbehörden. Demnach habe Marsalek in seinen mehr als 60 Moskau-Reisen als Wirecard-Vorstand enge Kontakte zu russischen Geheimdiensten aufgebaut: "Dabei soll er nicht nur befragt, sondern auch in nachrichtentechnischen Strategien geschult worden sein", so der Bericht. Demnach könnte Marsalek den Russen geheime Informationen aus Wirtschaft und Politik geliefert haben im Tausch gegen die Möglichkeit, mit Hilfe Moskaus jeder Zeit abtauchen zu können.

Marsalek soll in Moskauer Edelrestaurants verkehren

Das Rechercheteam erhielt noch weitere Hinweise auf Marsaleks Leben in Moskau. So soll er gern in einem bekannten Luxusrestaurant verkehren, wobei sein Auto von einem Geländewagen mit mutmaßlichen Bewachern eines russischen Geheimdiensts begleitet werde. Auch Wohnadressen und Fotos, die Marsalek in Moskau zeigen sollen, wurde den Rechercheuren zugespielt.

Sollte sich Marsaleks russischer Pass als echt herausstellen, hätten die deutschen Behörden ein Problem. Da Russland keine eigenen Staatsbürger ausliefert, könnte sich Marsalek dauerhaft der Strafverfolgung entziehen. Die deutsche Justiz hat die russischen Behörden schon im April offiziell um die Inhaftnahme Marsaleks gebeten, bislang aber ohne Ergebnis. In Deutschland würden Marsalek bei einer Verurteilung bis zu 14 Jahre Haft drohen.

Der Finanzdienstleister Wirecard rutschte im Juni 2020 in die Insolvenz. Buchprüfer hatten festgestellt, dass der Dax-Konzern über Jahre hinweg Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht hatte. Ex-Vorstandschef Markus Braun sitzt seither in Untersuchungshaft, der Prozess gegen ihn soll im Herbst in München beginnen. Die Staatsanwaltschaft hält Braun für einen Täter, er selbst beschreibt sich als Opfer Marsaleks.

Verwendete Quellen
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