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"Vor Gott sind alle gleich" | Indischer Priester trägt "Unberührbaren" auf Schultern


"Vor Gott sind alle gleich"
Indischer Priester trägt "Unberührbaren" auf Schultern

Von t-online, dpa, dru

Aktualisiert am 21.04.2018Lesedauer: 2 Min.
Beeindruckende Geste: Hindu-Priester CS Rangarajan trägt den Dalit Aditya auf Schultern.Vergrößern des BildesBeeindruckende Geste: Hindu-Priester CS Rangarajan trägt den Dalit Aditya auf Schultern. (Quelle: SadhanaWeekly.com/Twitter)
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Ein indischer Priester protestiert mit einer bewegenden Geste gegen die Ausgrenzung der "Unberührbaren" in seinem Land. Menschenrechtler feiern ihn dafür.

Sie nennen sich selbst Dalits, die Gebrochenen. In der streng hierarchischen Gesellschaft Indiens werden sie ausgegrenzt und schikaniert, oft leben sie in bitterer Armut. Ein angesehener Geistlicher hat nun ein Zeichen gesetzt gegen ihre seit Jahrhunderten währende Ausgrenzung.

In der Stadt Hyderabad im Süden Indiens trug der Hindu-Priester CS Rangarajan einen Dalit auf seinen Schultern in einen Tempel. Anschließend beteten er und der junge Dalit Aditya gemeinsam und führten religiöse Rituale durch.

In Indien sorgte die Aktion für viel Aufsehen. Menschenrechtler lobten den Hindu-Priester. "Ungleichheit wird nicht über Nacht verschwinden", sagte der Aktivist Vamsa Tilak. "Aber Bemühungen wie diese werden bestimmt Positives bewirken."

Priester folgte uralter indischer Legende

Rangarajan ist der oberste Priester im Chilkur-Balaji-Tempel in Hyderabad. Die Idee zu der Aktion sei ihm bei einer Diskussion an einer Universität gekommen, sagte er der BBC. Er habe dort mit Studenten über eine Jahrhunderte alte Legende gesprochen, nach der ein Hindu-Priester einen "Unberührbaren" auf Schultern in einen Tempel trug. Die Studenten waren skeptisch, ob ein Priester so etwas tun sollte. Also beschloss Rangarajan, es selbst zu tun.

Er habe damit zeigen wollen, dass vor Gott alle Menschen gleich seien, sagte der Priester später. "Ich hoffe, andere werden diesem Vorbild folgen – nicht dass jetzt jeder einen Dalit auf seine Schultern nehmen muss. Aber sie sollten in die Tempel gehen und an den Ritualen teilnehmen dürfen."

Herkunft entscheidend für gesellschaftlichen Status

Das hierarchische Kastenwesen prägt die indische Gesellschaft seit Jahrtausenden. Je nach Zugehörigkeit seiner Familie wird jeder Inder von Geburt an entweder einer der vier Hauptkasten – einer sogenannten Varna – oder den "Unberührbaren" zugeordnet.

Letztere werden heute offiziell als "Scheduled Castes" ("registrierte Kasten") bezeichnet. Sie nennen sich selber "Dalits", der Begriff schließt allerdings zahlreiche Untergruppen mit ein. Die meist armen Menschen machen einen Anteil von gut 16 Prozent der indischen Bevölkerung aus.

Die "Unberührbaren" werden nach hinduistischem Glauben als "unrein" angesehen. In Indiens Verfassung von 1950 steht zwar, dass niemand aufgrund seiner Kaste diskriminiert werden dürfe. Doch die Realität sieht für die Dalits häufig anders aus. So haben sie in vielen Dörfern noch heute beschränkten Zugang zu Brunnen, weil sie nicht dasselbe Wasser trinken dürfen wie die übrigen Einwohner.

Auch dass es für Dalits Quoten im Parlament, bei Verwaltungsberufen oder in Universitäten gibt, hilft nur bedingt. Dennoch kamen bereits zwei Staatspräsidenten aus ihren Reihen, darunter der amtierende Staatschef Ram Nath Kovind. Und Kumari Mayawati brachte es zur Ministerpräsidentin des Bundesstaates Uttar Pradesh.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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