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Putins Söldner: Heftiger Streit zwischen Wagner-Gruppe und Potok


"Sonst kriegen alle Prügel von Putin"
Russlands Söldner attackieren sich gegenseitig

  • Philip Friedrichs
Von Philip Friedrichs, Lara Schlick

Aktualisiert am 28.04.2023Lesedauer: 1 Min.
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"Geflohen wie dreckiger Abschaum": Diese Videos zeigen den Streit zwischen russischen Söldnertruppen, ein Experte ordnet die Lage ein. (Quelle: t-online)

Russische Söldnertruppen geben sich in Videos gegenseitig die Schuld an militärischen Rückschlägen. Ein Experte ordnet das Ringen um Macht und Ansehen ein.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine setzt Wladimir Putin dort neben regulären Truppen auch diverse Söldnerverbände ein. Am bekanntesten dürfte die Wagner-Gruppe unter der Leitung von Jewgeni Prigoschin sein.

Rund um Bachmut werden derzeit auch weitere kleinere Söldnertrupps eingesetzt, darunter das Potok-Bataillon, das vom Energieunternehmen Gazprom finanziert wird. Zwischen der Wagner-Gruppe und Potok kam es nun offenbar zu einem heftigen Streit.

In Videos machen sich die Söldner gegenseitig schwere Vorwürfe, sprechen von "dreckigem Abschaum". Militärexperte Ralph Thiele ordnet den Konflikt für t-online ein und erklärt, wie die Gruppierungen im Spannungsfeld zwischen den Interessen des Kremls und denen ihrer eigenen Anführer agieren.

Videotranskript lesenEin- oder Ausklappen

Im Angriffskrieg gegen die Ukraine setzt Russland neben regulären Truppen diverse Söldnerverbände ein. Neben den viel diskutierten Wagner-Söldnern ist im Kampf um Bachmut auch das Potok-Bataillon im Einsatz, das vom Unternehmen Gazprom finanziert wird. Die beiden Gruppen geraten nun aneinander, machen sich in Videos gegenseitig schwere Vorwürfe.

“Die benachbarten Truppen, die unsere Flanken schützen sollten, das sogenannte Potok-Bataillon – die private Militärorganisation von Gazprom, über die unser Direktor gesprochen hat – haben ihre Positionen in der Nacht komplett aufgegeben. Sie haben ihre Waffen liegenlassen und sind abgehauen wie dreckiger Abschaum. Wir müssen die Löcher jetzt mit eigenen Kräften schließen.“

“Wagner-Truppen haben ihre Positionen an der Front verlassen, nachdem die Potok-Führung dort auf ihren Befehl Stellung bezogen hatte. Am 17. April wurden bei einem Angriff ukrainischer Truppen zwei unserer Positionen aufgrund schlechter Versorgung mit Munition, fehlender Artillerieunterstützung und unverantwortlicher Aktionen der Potok-Führung verloren. Die Wagner-Kommandanten haben daraufhin sehr aggressiv und unter Androhung von Repressalien unseren Rückzug von der Front blockiert und verhindert, dass unsere Truppen in die sichere Zone kommen.“

Zwischen den verschiedenen russischen Kampfgruppen gibt es offenbar große Differenzen und unterschiedliche Ansichten, wie die ausgegebenen Ziele erreicht werden sollen. Militärexperte Ralph Thiele ordnet die Struktur der russischen Söldner ein.

“Neben der klassischen Armee ist Wagner schon der Platzhirsch bei den Russen. Und es gibt dann eben auch andere Freiwilligenverbände, die sich da mit einmischen. Das sind aber im Grunde doch, sage ich mal, kleinere Initiativen. Wagner ist der große Komplex. Sie müssen auch mal sehen: Es geht ja bei diesen Söldnertruppen nicht einfach darum, dass so ein paar wilde Horden durch die Gegend fahren und schießen, sondern Krieg ist doch immer etwas sehr Komplexes. Sie haben ja immer ein einheitliches Kommando dabei auf der strategischen Ebene. Da geht es eben darum: Wie können wir die politischen Ziele, die in dem Fall Putin gesetzt hat, erreichen? Und dafür bekommen dann verschiedene Verbandsführer Aufgaben und das wird dann runtergebrochen bis auf eine taktische Ebene. Nun sehen wir auf dem ganzen Kriegsschauplatz – das trifft übrigens auch für die Ukraine zu – dass diese Koordination häufig nicht gut klappt. Das heißt also: Im Grunde versucht erst mal jeder alles Mögliche. Und wenn es dann gut klappt, dann sind es sozusagen die Helden und wenn sie zusammengeschossen werden, dann sind es die Dummen.“

Und dabei will jede der beteiligten Gruppen möglichst positiv dastehen und in der Gunst des Kremls steigen. Die Köpfe der unterschiedlichen Söldnertruppen werben daher immer wieder offensiv um mehr Unterstützung und bessere Ausrüstung.

“Etwas, was uns hier etwas fremder ist, aber in der dortigen Region die Regel ist, ist, dass eben auch viel Korruption und auch persönliche Machtambitionen in der Hierarchie eine Rolle spielen. Das heißt: Etliches der Munition, die es papiermäßig gibt, ist ja real gar nicht da. Die verschiedenen Akteure verdienen auch damit Geld, auch privat Geld. Sie haben eigene Machtambitionen, indem sie sozusagen in die eigenen Streitkräftestruktur, aber eben auch nach außen schauen: Wer könnte mir dabei gefährlich werden? Und sie brauchen Erfolg an der Front, weil sonst kriegen alle Prügel von Putin.“

Die Interessen Russlands konkurrieren mit den eigenen Interessen der Söldnerführer. Ausbaden müssen es die Truppen an der Front. Da ist es nicht verwunderlich, dass es zu Spannungen kommt, wie hier zwischen der Wagner-Gruppe und dem Potok-Bataillon.

Was sich die russischen Söldnertruppen gegenseitig vorwerfen und wie ein Militärexperte ihre Rolle und ihren Streit einordnet, sehen Sie im Video direkt hier oder oben.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Militärexperte Ralph Thiele vom 27.04.2023
  • Videos von russischen Söldnergruppen via Twitter
  • Aufnahmen von Kämpfen um Bachmut via Nachrichtenagentur Reuters
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