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Ukraine: Deutsche Marder-Panzer durchbrechen russische Drachenzahn-Linie


Ukraine durchbricht Front
"Der Beginn eines größeren Fortschritts"


22.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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Marder-Schützenpanzer (Archivbild): Die Bundesregierung hat angekündigt, Dutzende Modelle der Ukraine zu liefern.Vergrößern des Bildes
Marder-Schützenpanzer der Bundeswehr (Symbolbild): Das deutsche Militärgerät war auch am Vorstoß der ukrainischen Truppen im Süden beteiligt. (Quelle: Philipp Schulze/dpa)

Die russische Verteidigungslinie im Süden gilt als großes Hindernis für die ukrainische Gegenoffensive. Doch nun ist der Ukraine offenbar ein wichtiger Durchbruch gelungen – mit deutschem Militärgerät.

Den ukrainischen Streitkräften ist ein erster Durchbruch durch die dreilagige russische Verteidigungslinie im Süden der Ukraine gelungen. Das berichten die Militäranalysten des US-Thinktanks Institute for the Study of War (ISW) in ihrem aktuellen Frontlagebericht. Bei der Operation wurde demnach auch westliches Militärgerät eingesetzt, darunter deutsche Panzer.

Militärblogger teilten in sozialen Netzwerken Videos von dem Vorstoß. Die Aufnahmen zeigen begrenzte Kämpfe mit gepanzertem Militärgerät westlich des Ortes Werbowe in der Oblast Saporischschja, also jenseits der russischen Verteidigungslinien. Laut dem US-Militärexperten Rob Lee hat die 82. Luftlandebrigade der ukrainischen Streitkräfte den Angriff durchgeführt.

Die Experten haben die Videoausschnitte lokalisiert und die Fahrzeuge als deutsche Marder-Schützenpanzer und US-amerikanische Stryker-Radschützenpanzer identifiziert. Bestätigen sich die Berichte, so wäre es der erste ukrainische Einsatz von schwerem Gerät jenseits der russischen Verteidigungslinie im Süden, auch "Surowikin-Linie" genannt.

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"Surowikin-Linie" hielt die Ukraine wochenlang auf

Namensgeber ist der frühere Oberbefehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine, Sergej Surowikin, der mittlerweile abgesetzt wurde. Der General gilt als Architekt der mehrere Hundert Kilometer langen, dreilagigen Verteidigungsanlagen. Die russischen Kräfte haben die "Surowikin-Linie" im vergangenen Winter in Vorbereitung auf die ukrainische Gegenoffensive aufgebaut, die seit Juni im Gange ist. Die Verteidigungslinien bestehen aus ausgedehnten Minenfeldern, als "Drachenzähne" bezeichnete Panzersperren, Schützen- und Anti-Panzergräben sowie Bunkeranlagen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Ursprünglich hatten sich die Ukrainer das Ziel gesetzt, mit der Offensive bis zum Asowschen Meer vorzustoßen. Experten zweifeln jedoch daran, dass dies noch umsetzbar ist.

Werbowe liegt knapp 80 Kilometer Luftlinie vom Asowschen Meer entfernt. Laut dem "Wall Street Journal" ist die russische Verteidigung rund um den Ort besonders stark. Die Kremltruppen setzten dort dem Bericht zufolge Phosphormunition ein, um die Ukrainer aus Schützengräben zurückzudrängen, die sie vorher erobert hatten. Dennoch habe es Fortschritte gegeben.

"Wichtige Anzeichen für Fortschritte"

"Die Anwesenheit ukrainischer gepanzerter Fahrzeuge jenseits der letzten Linie der derzeitigen russischen Verteidigungsschicht deutet darauf hin, dass die Ukrainer ihren Durchbruch durch die ersten beiden Linien dieser Schicht ausreichend gesichert haben, um Fahrzeuge durch die Bresche zu führen", heißt es im ISW-Lagebericht vom Donnerstag.

Dass es der Ukraine gelungen sei, gepanzerte Fahrzeuge durch "die stärksten russischen Verteidigungsanlagen" zu bringen und einzusetzen, sei ein "wichtiges Anzeichen für Fortschritte der ukrainischen Gegenoffensive".

Doch: "Wir sind noch nicht bereit zu sagen, dass die Ukraine diesen Teil der russischen Linie durchbrochen hat, da diese Fahrzeuge noch nicht in die letzten sichtbaren vorbereiteten Verteidigungsstellungen in diesem Gebiet eingedrungen sind", schränkt das ISW die Einschätzung ein. "Diese kleinen taktischen Schritte könnten der Beginn eines größeren und bedeutenderen Fortschritts sein, auch wenn es noch zu früh ist, um sichere Prognosen aufzustellen."

Gerade im westlichen Teil der Region Saporischschja, wo auch Werbowe liegt, sei es den russischen Streitkräften seit Mitte August nicht gelungen, die Ukraine von "schrittweisen, aber stetigen" Fortschritten abzuhalten, schreiben die Militäranalysten. Die ukrainischen Kräfte hätten "in den vergangenen Wochen" den Durchbruch der russischen Verteidigungslinien stetig erweitert, so der ISW-Experte George Barros auf der Plattform X, vormals Twitter. Sie könnten nun "einen weiteren Vorstoß" vorbereiten.

"Wir zerstören sie"

Ähnlich äußerte sich unlängst ein nicht namentlich genannter ukrainischer Offizier im "Wall Street Journal": "Wir brechen durch. Wir zerstören sie." Ein anderer Soldat verglich die Kämpfe im Gespräch mit der Zeitung mit einem Akkordeon: "Wenn wir vorstoßen, stößt der Gegner zurück." Die Verteidiger der russischen Anlagen seien schlecht ausgebildet. Wenn die Ukrainer Gräben einnähmen, würden die Russen jedoch "stärkere Sturmtruppen" zu einem Gegenangriff schicken, heißt es in dem Bericht.

Der aktuelle Gegenstoß ist offenbar nicht ohne Verluste beim westlichen Militärgerät abgelaufen. Berichten zufolge gelang es russischen Spezialeinheiten, einen deutschen Schützenpanzer des Typs Marder zu zerstören. Möglich sei allerdings ebenfalls, dass das Fahrzeug lediglich beschädigt wurde und die ukrainischen Truppen es daher zurücklassen mussten. Zudem sei ein weiterer Schützenpanzer sowjetischer Bauart zerstört worden.

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Wie nachhaltig der aktuelle Erfolg für die Ukrainer ist, muss sich derweil noch zeigen. Selbst wenn die Ukrainer ihr erklärtes Ziel, bis zum Asowschen Meer vorzustoßen, nicht erreichen, könnten weitere Geländegewinne infolge des möglichen Durchbruchs durch die "Surowikin-Linie" die russischen Truppen unter Druck setzen. Russische Versorgungs- und Nachschubwege könnten so in die Reichweite ukrainischer Raketen und Artillerie gelangen.

Die Ukraine fordert für solche Schläge seit Längerem weitreichendere Raketen aus dem Westen. So wird bereits seit Monaten über Lieferungen US-amerikanischer ATACMS-Raketen und deutscher Taurus-Marschflugkörper diskutiert. Obwohl das Weiße Haus am Donnerstag ein 325 Millionen US-Dollar schweres Hilfspaket für Kiew ankündigte, gab es keine Entscheidung über eine ATACMS-Lieferung. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zögert noch immer, die Ukraine mit Marschflugkörpern auszustatten.

Verwendete Quellen
  • understandingwar.org: "Russian Offensive Campaign Assessment, September 21, 2023" (englisch)
  • wsj.com: "Ukraine Sends First Armored Vehicles Through Breach in Russian Defenses" (englisch, kostenpflichtig)
  • forbes.com: "Ukrainian Armor Has Breached The First of Three Russian Trenches Outside Verbove" (englisch)
  • X.com: Profile von @TheStudyofWar, @georgewbarros, @moklasen, @RALee8, @Tatarigami_UA
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