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Schönheitsoperationen liegen im Trend


Schönheitsoperation
Ewig jung dank Schnippeln und Spritzen

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Aktualisiert am 28.11.2016Lesedauer: 5 Min.
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Facelifts belegen in den Top Ten der häufigsten plastischen Operationen Platz vier.Vergrößern des Bildes
Facelifts belegen in den Top Ten der häufigsten plastischen Operationen Platz vier. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

"Jede Frau kann sich getrost drei Mal in ihrem Leben ein Facelift gönnen", sagt Psychologin Dr. Cordula Krüger. Das erste Mal zu ihrem 40. Geburtstag, wenn durch das Gesetz der Schwerkraft ihr Gesicht beginnt, seine Konturen zu verlieren, ihr amouröser Marktwert aber noch steigen kann. Das zweite Mal mit 83, um eine schöne Greisin zu werden. Und das dritte Mal irgendwann dazwischen.

Der Natur ein wenig nachhelfen

Sie selbst lebt ihre Überzeugung. Ihr wahres Alter verrät sie nicht, verblüffend offen dagegen bekennt sie sich zu ihrer Unlust, "in Würde zu altern". "Für mich ist die lebenslange Arbeit am eigenen Gesicht eine Kulturmaßnahme, die würdevolle Duldung des natürlichen Gesichtsverlustes hingegen Fatalismus". Seit Urzeiten sei es schließlich das Bestreben des Menschen, die Natur zu überlisten, sie zum eigenen Nutzen in seine Dienste zu nehmen. "Warum sollte dann eine Frau der Natur ihren Lauf lassen? Das ist der Natur des Menschen nicht angemessen."

Als Psychologin hält Dr. Cordula Krüger das Prinzip der Selbstwirksamkeit für ein wichtiges, identitätsstiftendes Element. "Ich bin froh, dass es heute die Mittel und Methoden gibt, mein ästhetisches Schicksal selbst in die Hand zu nehmen." Diese Selbstbestimmung hat auch einen ganz pragmatischen Grund. Nicht zuletzt hängt ihr beruflicher Erfolg von ihrem Aussehen ab. Als Unternehmensberaterin für Marken und Kommunikation hat sie es mit Vorständen von großen Unternehmen und mit den Kreativen in Werbeagenturen zu tun. "Würde ich so alt aussehen wie ich bin, hätte ich in der Kommunikations- und Werbebranche schlechte Karten. Die Welt will betrogen sein" sagt sie unverblümt.

Frauen wünschen sich Brustvergrößerung und Fettabsaugung

Mit dieser Einstellung ist sie in guter Gesellschaft. Immer mehr Menschen in Deutschland – Frauen wie Männer – legen sich für eine Schönheitsoperation unters Skalpell oder lassen ihre Falten mit minimal invasiven Maßnahmen behandeln. Das heißt: mit Botox lähmen, mit Hyaluronsäure oder Eigenfett unterspritzen, mit Hilfe der Lasertechnologie einebnen.

Knapp 140.000 ästhetisch-plastische Operationen, wie die Schönheitsoperationen im Fachjargon heißen, wurden allein 2015 durch die Plastischen und Ästhetischen Chirurgen Deutschlands vorgenommen. Diese Zahl basiert auf Hochrechnungen der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) in Berlin. "Damit haben sich die Operationszahlen um sieben Prozent im Vergleich zum Jahr 2012 erhöht", erläutert DGPRÄC-Sprecherin Kerstin van Ark.

Sie weist darauf hin, dass diese Zahlen lediglich die durch Plastische und Ästhetische Chirurgen durchgeführten Eingriffe abbilden. "Auch andere Ärzte und sogar Heilpraktiker führen ästhetische Eingriffe und / oder Unterspritzungen durch, daher gibt es zum Gesamtvolumen keine verlässlichen Zahlen", erläutert van Ark.

Die Risiken: Komplikationen bei jeder fünften Operation

Die Risiken solcher Eingriffe sind bekannt – doch sie werden in der Regel nicht thematisiert., Es sei ein „echtes Tabuthema der Medizin, vielleicht eines der letzten“, sagt Hans-Ulrich Steinau, Direktor der Klinik für Plastische Chirurgie an der Uniklinik Bochum. Nur selten schafft es ein Schönheitsopfer in die Medien – wie etwa die als „Sexy Cora“ bekannt gewordene Pornodarstellerin Carolin Wosnitza, die am 11. Januar 2011 unter den Händen eines Hamburger Schönheitschirurgen während einer Brustvergrößerung einen Herzstillstand erlitt und kurz darauf starb, ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben.

Steinau hat eine Studie initiiert, die diese und andere dramatische Operationsfolgen dokumentiert. Fündig wurde er vor allem auf den Intensivstationen, der Gerichtsmedizin und pathologischen Abteilungen, in denen die Opfer von Schönheitsoperationen meist enden.

Sein Fazit: Neben Infektionen zählt die Blutvergiftung (Sepsis) und Schock zu den häufigsten Komplikationen solcher Eingriffe. Experten gehen davon aus, dass jede fünfte Operation mit Komplikationen einhergeht. Insgesamt 21 Todesfälle und 52 lebensgefährlich Verletzte allein durch Fettabsaugung hat Steinau in seiner Studie dokumentiert. So hatte bei einer Patientin die Abzugskanüle den Dünndarm durchbohrt, der Bauchraum entzündete sich, Bakterien vergifteten den Organismus. Jede Hilfe kam zu spät.

Was sind die häufigsten Schönheitsoperationen in Deutschland?

Dennoch wird munter weiter operiert. Die "Hitliste" der am häufigsten durchgeführten Operationen zeigt, wo die deutschen Patienten den größten Optimierungsbedarf ihrer Körper sehen: Auf Platz eins bei den Frauen steht die Brustvergrößerung, gefolgt von der Augenlidstraffung, Fettabsaugung sowie Bauchdeckenstraffung. Auch ein Hals-Stirn-Facelift und Lippenkorrekturen sind laut einer statista-Umfrage in den Top Ten. Männer hingegen stört vor allem ihre Männerbrust, die so genannte "Gynäkomastie" Auch bei ihnen nehmen Fettabsaugung und Augenlidstraffung die mittleren Plätze ein, gefolgt von der Haartransplantation.

Minimal invasive Chirurgie: Facelift ohne Skalpell

Ebenso beliebt sind die so genannten minimal invasiven Methoden. Für diese Verjüngungs-Maßnahmen, die in der Regel ohne Skalpell auskommen, wurde von der DGPRÄC im gleichen Zeitraum 143.000 Eingriffe gezählt, elf Prozent mehr als zwei Jahre zuvor. "Damit übertraf die Anzahl der Unterspritzungen 2014 erstmals jene der ästhetischen Eingriffe", erläutert Kerstin van Ark.

Der Vorteil der minimal invasiven Behandlung: Sie verblüffen in der Regel durch einen sofort sichtbaren Verjüngungseffekt der Haut, der mehrere Monate anhält. Häufig dauert der Eingriff nur wenige Minuten (wie bei Botox-Injektionen), meist nicht länger als eine durchschnittliche Sitzung bei einer Kosmetikerin.

Hohe Dunkelziffer missglückter Eingriffe

Schon länger sei aber deutlich, dass minimalinvasive Eingriffe überproportional stiegen. "Die Hemmschwelle, einen minimal invasiven Eingriff durchzuführen, ist offensichtlich weit geringer, als sich für eine Operation zu entscheiden", so van Ark. Es dürfe allerdings nicht vergessen werden, dass auch minimal invasive Eingriffe letztlich invasiv sind, es also auch hier durchaus zu Komplikationen kommen kann," warnt van Ark.

Denn auch hier ist das Risiko von ästhetisch unerwünschten „Nebenwirkungen“ nicht zu unterschätzen. Steinau ärget, dass auch hier keine Statistik die missglückten Eingriffe erfasst – allen voran die allergische Knotenbildung nach einer Unterspritzung, „Die Dunkelziffer ist sicher hoch.“

Langfristige Behandlungs-Konzepte bei der Schönheitschirurgie

Schönheit ist das Ergebnis strategischer Planung. Glaubt man führenden ästhetisch-plastischen Chirurgen, lassen sich nachhaltige, ästhetische Ergebnisse vor allem mit Hilfe langfristiger Behandlungs-Konzepte erzielen. Die schließen Operationen und minimalinvasive Methoden gleichermaßen ein. "Wann und in welchem Alter man sich für eine oder mehrere Behandlungen entscheidet, obliegt nicht uns. Der Körper und auch die genetische Veranlagung haben ihre eigenen Gesetze", sagt Holger Fuchs von der Praxis-Klinik Pöseldorf in Hamburg. Auch die eigene Wahrnehmung spiele hier eine zentrale Rolle.

Die Wahl des Instrumentariums richtet sich demzufolge nach der gefühlten Notwendigkeit des Patienten, was das gewünschte Ergebnis betrifft. "Mit Hyaluronsäure und Botox lässt sich das Gesicht heute sehr lange frisch und jung halten, auch ohne Facelift. Viele meiner Patientinnen wollen vor allem natürlich aussehen und nehmen auch einen Verlust der Spannkraft in Kauf, andere wollen es so straff wie möglich, allerdings ohne maskenhaft zu wirken", sagt die ästhetisch-plastische Chirurgin Dr. Sonja Tomschik.

Irgendwann bleibt als Behandlung nur das Facelifting

Auch Cordula Krüger nimmt den scheinbar unausweichlichen Konturenverlust nicht hin. Sie lässt sich mit Botox die Stirn faltenlos spritzen und die Nasolabialfalten mit Hyaloronsäure aufpolstern. "Ein Facelift im Stirnbereich ist heutzutage nicht nötig. Das erledigt Botox viel eleganter", hat sie festgestellt. Der Mund- und Wangenbereich hingegen ist nur in Maßen mit minimal invasiven Methoden in den Griff zu bekommen. "Da muss irgendwann das Skalpell eines hoffentlich begnadeten Chirurgen ran."

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Operative Schönheitschirurgie ist heute salonfähig

Ob Brustvergrößerung, Lidstraffung, Nasen-OP, Facelift, oder Botox: Wer sich verjüngen lässt, kann heute frei dazu stehen. "Viele Eingriffe sind im Alltag nicht zu übersehen, etwa aufgespritzte Lippen oder ein plötzlich faltenfreies Gesicht. Hier wird meist im Freundeskreis offen über die Eingriffe gesprochen", sagt Kerstin van Ark. Auch so genannte "Botoxparties", bei denen sich Frauen in größeren Gruppen die Gesichtsnerven lahm spritzen lassen, sind ein Indiz für den weitgehend entspannten Umgang mit dem Thema Schönheitsoperation.

Auch Cordula Krüger hat, Hyaluron sei Dank, eine Lippenfülle, die ihr rein altersmäßig nicht zusteht. Das Ergebnis sieht sie realistisch. "Bösartige Freunde sagen, meine Mundpartie sähe schon etwas unnatürlich aus." Trotzdem würde sie auf "Polsterarbeiten" auch in Zukunft nicht verzichten wollen. "Einen Tod muss man sterben. Vor die Wahl gestellt, ob mein eigener alter Mund oder ein anderer, aber junger Mund: Ich entschiede mich für den jungen Mund." Sie sagt: "Im Grunde geht es mir weniger um Schönheit, sondern um die Illusion, nicht älter zu werden".

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