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Depeche Mode in Berlin: Rührende Geste für verstorbenen Andy Fletcher


So war das erste Konzert
Live in Berlin: Depeche Mode trotzen dem Tod mit Ekstase

  • Nils Heidemann
MeinungVon Nils Heidemann

14.02.2024Lesedauer: 3 Min.
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Gitarrist Martin Gore (links) und Sänger Dave Gahan (rechts): In Berlin haben sie das erste von insgesamt drei Konzerten gespielt.Vergrößern des Bildes
Gitarrist Martin Gore (links) und Sänger Dave Gahan (rechts): In Berlin haben sie das erste von insgesamt drei Konzerten gespielt. (Quelle: CTK Photo/imago images)

Depeche Mode ist die wohl einflussreichste Synth-Rock-Band der Welt. In Berlin haben sie das erste von drei großen Konzerten gespielt. So war der Abend.

Aus der Mercedes-Benz-Arena in Berlin berichtet Nils Heidemann.

Es ist eine Zeremonie, die Depeche Mode am Dienstagabend in der Berliner Mercedes-Benz-Arena mit ihrem neuen Song "My Cosmos Is Mine" (2023) eröffnet. Industriell und kalt wirkt sie zu Beginn, als Sänger Dave Gahan und Gitarrist Martin Gore unter peitschenden Drums und wabernden Synths die Bühne betreten. Hinter der Band zeichnet sich langsam ein "M" ab, das auf die aktuelle Tour hinweist: "Memento Mori". Übersetzt heißt das: "Bedenke, dass du sterben wirst". Und tatsächlich erscheinen die ersten Minuten des Konzertes musikalisch fast wie eine Bedrohung.

Dass der Tod auf dieser Tour eine wichtige Rolle spielt, ist offenkundig bekannt. Das neueste Werk der Band mit besagtem Titel ist ein atmosphärisches und düsteres Album, zudem hochemotional aufgeladen. Intensiviert wird es durch den Tod des ehemals dritten Bandmitglieds, Keyboarder Andrew Fletcher. Er war im Mai 2022 unerwartet durch einen Aortenriss ums Leben gekommen. Zwar standen das Konzept und der Titel bereits vor Fletchers Ableben fest. Doch nun erscheint das Tieftraurige der Platte in einem intensiveren Licht.

Depeche Mode in Berlin: Publikum sehr textsicher

Damals, nach Fletchers Tod, stellte sich die Frage: Kann es ohne ihn auf der Bühne weitergehen? Rockstar Gahan und Songschreiber Gore galten lange Zeit nicht als die allerbesten Freunde. Fletcher fungierte zu Lebzeiten gemeinhin als Bindeglied und ausgleichende Kraft zwischen dem Duo. Passend dazu widmet Depeche Mode ihrem verstorbenen Freund an diesem Abend den Song "Behind The Wheel". So als ob sie rückblickend sagen wollen: Er hatte das Steuer in der Hand und lenkte die Band aus der zweiten Reihe.

Doch auch als Duo scheint Depeche Mode zu funktionieren. Der charismatische Gahan gleitet und tanzt in Berlin über die Bühne, während Gore oftmals eher im Hintergrund agiert. Das wirkt auf den ersten Blick distanziert. Doch es gibt die Momente, in denen sich beide nahekommen. Nach dem Song "Precious" etwa, klopft Gahan seinem Bandkollegen Gore auf die Schulter. Eine Umarmung gibt es gar nach dem Lied "Condemnation" in der Zugabe. Die Songs "Strangelove" und "Somebody" performt Gore allein mit einem Lichtermeer in der Mercedes-Benz-Arena. Der eigentliche Sänger Gahan verlässt die Bühne für einen kurzen Augenblick. So als wolle er sagen: Dies ist dein Moment.

Gutes Konzert mit wenig Überraschungen

Musikalisch überzeugt das Duo ebenso. Nach den düsteren zwei Songs von "Memento Mori" zu Beginn nimmt das Konzert an Fahrt auf. Das Publikum erwacht bei einem Klassiker aus dem Jahr 1993: "If you try walking in my shoes", hallt es der Band durch tausende Kehlen entgegen. Die Fans in Berlin erweisen sich als sehr textsicher. Insbesondere die älteren Songs kommen gut an. Mit unter anderem "It’s No Good", "Policy Of Truth" und "Everything Counts" surft Depeche Mode in der Folge auf einer Welle der Euphorie. Ja, die "Memento Mori"-Tour stellt die eigene Sterblichkeit in den Vordergrund. Aber eben auch mit der Prämisse: Wir feiern das Leben, wo wir noch können. Mal mit treibendem Synth- und Rocksound, mal mit herzzerreißender Melancholie.

Gahan und Gore geben dabei alles, was sie können. Alteingesessene Fans werden den Zauber von vor zehn bis zwanzig Jahren vielleicht nicht mehr spüren – immerhin sind Gahan und Gore beide über 60 Jahre alt. Und auch die großen Überraschungen bleiben bei dem Konzert aus. Die Setlist ist dieselbe wie auf den Dutzenden Konzerten der Welt-Tour zuvor. Aber dennoch geht das Publikum mit.

Insbesondere, als die Hitdichte kurz vor Ende des Konzertes standesgemäß enorm ist. Bei "Enjoy The Silence" als letzten Song, sowie bei "Just Can’t Get Enough", "Never Let Me Down Again" und "Personal Jesus" in der Zugabe gibt es in der Halle kein Halten mehr. Gore und Gahan sind als Duo zusammengerückt. Und sie sind sich ihrer eigenen Vergänglichkeit bewusst. Klar ist nach dem Konzert aber auch, dass sie dort noch lange nicht angekommen sind.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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