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Eisbär erschießen im Tierpark Berlin? Dieser Moderator steckt hinter PR-Gag


Aufruhr im Berliner Tierpark
"Eisbär erschießen": Dieser Moderator steckt hinter Todesdrohung


Aktualisiert am 28.02.2024Lesedauer: 3 Min.
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Moderator Michel Abdollahi, drohte damit einen Eisbären erschießen zu wollen. Das hatte er allerdings nicht wirklich vor.Vergrößern des Bildes
Moderator Michel Abdollahi, drohte damit einen Eisbären erschießen zu wollen. Das hatte er allerdings nicht wirklich vor. (Quelle: Tierpark Berlin / Telemichel GmbH)

Ein Mann kündigt an, einen Eisbären im Tierpark Berlin zu erschießen. Dahinter steckt Michel Abdollahi. Seine Drohung ist nicht ernst gemeint, der Grund dafür allerdings schon.

Der Journalist und Filmemacher Michel Abdollahi hat am Sonntag Tierfreunde in Berlin in Angst und Schrecken versetzt. Er kündigte anonym über Telegram an, die Eisbärin Hertha im Berliner Tierpark zu töten. Die Mitarbeiter sperrten daraufhin am Montag den Bereich um die Eisbärenanlage und sagten den für 11 Uhr geplanten Eisbärentalk auf Instagram ab.

Der Tierpark Berlin tat dies nicht aus Sicherheitsgründen. Abdollahi weihte die Mitarbeiter in die Aktion ein, mit der er vor allem Aufmerksamkeit erregen wollte – Aufmerksamkeit für den menschengemachten Klimawandel, für den Artenschutz und für seinen neuen Dokumentarfilm, der sich mit diesen Themen beschäftigt.

"Es gibt keine Aktion, die hart genug ist"

Die Ankündigung, einen Eisbären zu erschießen, mag für manche Menschen hart klingen. Kann eine so ernste Drohung für gute Zwecke missbraucht werden? Ja, sagt Abdollahi exklusiv zu t-online vor Beginn der Pressekonferenz des Tierparks Berlin am Montag. "Es gibt keine Aktion, die hart genug ist, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen", sagt er. Und so beschloss er, am Welteisbärentag, dem 27. Februar, die Menschen auf eine bedrohte Tierart aufmerksam zu machen – auf diese drastische Weise.

Anlass für Abdollahis Engagement für die Eisbären und den Dokumentarfilm war eine Reise nach Kanada. Eigentlich wollte er zunächst einen Dokumentarfilm über "Seltsame Orte" drehen. Im Vorfeld hatte er sich erkundigt, dass Touristen im kanadischen Churchill auf Eisbär-Fotosafari gehen können. Vor Ort habe er dann erfahren, dass man in Kanada auch auf Eisbärenjagd gehen könne – ganz legal. Abdollahi war zunächst fassungslos.

Doch nach gründlicher Recherche kam er zu dem Schluss: "Die Jagd ist nicht das Problem. Es ist der Klimawandel, der die Eisbären töten wird." So bekam sein geplanter Dokumentarfilm einen anderen Schwerpunkt. Es sollte nicht mehr um seltsame Orte gehen, sondern um den Klimawandel und das dünne Eis, auf dem die Eisbären inzwischen leben müssen.

"Die Jagd ist das, was die Menschen triggert"

Daraus entstand die Idee, die Erschießung eines Eisbären im Tierpark Berlin anzukündigen. "Die Jagd ist das, was die Menschen triggert", weiß Abdollahi. Außerdem wollte der 42-Jährige zeigen, wie emotional Leute auf die Bedrohung eines einzelnen Eisbären reagieren – während die Bedrohung der gesamten Art die wenigsten zu berühren scheint. "Hertha kennen die Leute aus dem Berliner Tierpark, aber was ist mit den Eisbären, die keinen Namen haben?"

In seinem neuen Dokumentarfilm "Time To Say Goodbye" will Abdollahi den Eisbären, die keinen Namen haben, eine Stimme geben. In Kanada hat er die Bedrohung der Tiere durch den Klimawandel erlebt. Ihre Lebensgrundlage schmilzt.

Abdollahi will Sinneswandel erreichen

Der fertige Dokumentarfilm "Time To Say Goodbye" kann ab Mittwoch kostenlos auf YouTube angesehen werden. Der Film ist gleichzeitig ein Spendenaufruf für Organisationen, die sich dem Artenschutz und dem Klimawandel widmen. Es gehe aber nicht in erster Linie um Geldspenden, sagt Abdollahi. Der Filmemacher möchte die Menschen zum Umdenken bewegen. Der Filmemacher will die Menschen zum Umdenken bewegen. "Wenn ich eines Tages gefragt werde, was ich gegen den Klimawandel getan habe, möchte ich eine Antwort geben können", sagt Abdollahi.

Abdollahi versteht es, schwierige Themen für das Fernsehen aufzubereiten. Für die Dokumentation "Im Nazidorf" zog er im Sommer 2015 für einen Monat nach Jamel im Landkreis Nordwestmecklenburg. Der Ort ist seit Jahrzehnten mit dem Kampf der Gemeinde gegen Rechtsextremismus verbunden. Anfang der 2000er Jahre wurde das Dorf von Neonazis gezielt als "nationalsozialistisches Musterdorf" besiedelt. Abdollahi war auch Protagonist des Dokumentarfilms "Planet Without Apes", der den illegalen Handel mit Affen thematisiert.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Michel Abdollahi
  • Eigene Recherche
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