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Pur: Musical "Abenteuerland" feiert Premiere – davon träumt Hartmut Engler


Sänger von "Pur"
Hartmut Engler: "Das war für mich ein Doppelschock"

InterviewVon Marc Latsch

Aktualisiert am 21.10.2023Lesedauer: 5 Min.
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Hartmut Engler: Dem Pur-Sänger machten Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg zu schaffen. (Quelle: IMAGO/Christoph Hardt)

Pur-Sänger Hartmut Engler spricht im Interview über das Musical "Abenteuerland", das nun Premiere feiert, unerfüllte Träume und seinen Blick auf die eigene Bandgeschichte.

Seit mehr als vier Jahrzehnten ist Hartmut Engler Frontmann von Pur. Aus einer kleinen Schülerband aus Baden-Württemberg ist im Laufe der Zeit eine der erfolgreichsten Musikgruppen Deutschlands geworden. So erfolgreich, dass ihr jetzt in Düsseldorf ein eigenes Musical gewidmet wird.

t-online: Herr Engler, nun feiert Abenteuerland in Düsseldorf Premiere. Warum war jetzt die Zeit gekommen, die Pur-Songs auf die Musical-Bühne zu bringen?

Hartmut Engler: Wir haben schon vieles auf die Beine gestellt, aber bei einem Musical wären wir an unsere Grenzen gestoßen. Also brauchte es jemanden wie Martin Flohr, der 2018 mit der Idee zu dem Musical auf uns zukam.

Aber Sie hatten vorher schon selbst gedacht: Ein Musical könnte gut zu uns passen.

Wir haben darüber geredet. In unseren Songs gibt es so viele schöne Geschichten, die würden sich vermutlich auch für ein Musical eignen. Aber wir hatten keinen Ansprechpartner, keinen Bezug dazu. Nun sind wir wirklich froh. Wir freuen uns darüber, dass es nicht um unsere Bandgeschichte geht. Sondern, dass es eine ganz eigene Geschichte, nämlich die der Familie Schirmer mit ihren drei Generationen ist, die uns von Pur-Song zu Pur-Song spannende zwei Stunden Musical beschert.

Sie waren vor Ort und haben sich die Proben angesehen. Wie war Ihr Eindruck?

Ich habe das Gefühl, dass es etwas ganz Besonderes wird. Die Geschichte hat Tiefgang. Sie hat ihre lustigen und traurigen Momente. Am Schluss geht jeder unglaublich geschüttelt und gerührt nach Hause in sein eigenes Abenteuerland.

Sie haben es bereits erwähnt. Im Musical steht eine Durchschnitts-Familie im Mittelpunkt. War Ihnen das wichtig? Pur war nie gerade eine Band für die Extravaganz.

Ich fand das wahnsinnig schön, weil es den Texten nahekommt, die aus unserem Leben ausgeschnitten sind. Und das ist eben nicht immer so normal. Jeder kann versuchen, sein Leben als Abenteuer zu begreifen und sich als kleiner Held beweisen. Es ist wirklich schön und rund geworden.

Pur hat eine lange und abwechslungsreiche Geschichte hinter sich. Welche Rolle spielt es für Sie, ob ihre Musik Rock, Pop oder Schlager genannt wird?

Wir haben so lange wie ein guter Schreiner am eigenen Schrank mit Schublade gearbeitet, dass uns egal ist, was andere für ein Etikett drauf kleben. Pur hört sich nach Pur an. Ob einer sagt, das ist Schlager oder Pop oder Rock, ist uns wirklich nicht mehr wichtig. Wir verstehen uns allerdings als Pop- oder Rockband.

Hat sich denn Ihre Idee von guter Musik im Laufe der Zeit gewandelt – oder war die in den 1980er-Jahren im Prinzip die gleiche wie heute?

Wir sind an technischen Entwicklungen nicht vorbeimarschiert. Wir benutzen heute im Studio andere Dinge als früher. Aber das Grundprinzip ist gleich geblieben: Ein guter Song soll mir im besten Fall eine Gänsehaut bereiten und ich muss einen Text zu einer schönen Musik schreiben, hinter dem ich 100 Prozent stehen kann.

Sie haben zuletzt öffentlich davon gesprochen, wie schwer es Ihnen während Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg gefallen ist, neue Songs zu schreiben. Gibt es zu harte Zeiten für Popmusik?

Es liegt eher daran, was ich den Menschen mitgeben möchte. Während der Pandemie war ich schlecht drauf. Und als ich gerade, auch kreativ, wieder Land gesehen habe, ist Putin einmarschiert. Das war für mich ein Doppelschock. Ich lebe mit dieser Welt, wie sie gerade ist. Das Album kam dann später als gewollt. Ich habe gewartet, bis ich wieder ein positives, motivierendes Album schreiben konnte.

Ihre Anfänge als Schülerband "Crusade" mit eingerechnet, gibt es die Band nun bald fünf Jahrzehnte. Wie schwer ist es, über eine so lange Zeit immer wieder die Erwartungen zu erfüllen?

Am Anfang steht man mit Null da und hofft einfach nur, einige Jahre mit und von der Musik leben zu dürfen. Dann ist es über das Ziel hinausgeschossen und man ist plötzlich ganz groß. Wir mussten das auch erst lernen, wenn aus einer kleinen Schülerband plötzlich ein mittelständisches schwäbisches Unternehmen wird. Aber eins hat uns nie verlassen: Das Gefühl, alle paar Jahre eine schöne Stunde Musik zu produzieren, die erst mal uns gefällt. Wir werden uns da nicht verbiegen.

In dem Musical werden natürlich Ihre größten Hits im Mittelpunkt stehen. Sind das eigentlich auch die Lieder, die Sie selbst für die besten halten? Oder waren Sie auch manchmal verwundert oder enttäuscht, was zum Hit wurde und was nicht?

Wir wussten, dass "Lena" eine großartige Nummer ist und dass "Funkelperlenaugen" den Weg ins Radio finden würde. "Abenteuerland" hingegen war eine großartige Nummer, aber eigentlich viel zu lang. Da waren wir uns nicht sicher, dass sich das Ding so durchsetzen wird. Danach kamen Songs, von denen wir gedacht haben, das ist Wahnsinn. Aber da war die Zeit vorbei, in der man mit so etwas in die Medien kam. Da war für uns wichtig, dass wir eine wirklich große Fanbase haben. So haben wir auch die weniger kommerziellen Songs an die Fans gebracht. Auch solche, die wir für Perlen halten.

Können Sie den Pur-Party-Hitmix eigentlich heute noch hören – oder verlassen Sie dann schreiend die Feier?

Ich freue mich, dass die Leute das so abfeiern. Und ich kriege bis heute alle paar Tage Videos von Freunden und Bekannten, die auf einer Party sind, wo das gerade läuft und alles mitsingen. Sagen wir es so: Ich freue mich darüber, aber ich lege den Party-Hitmix bei mir zu Hause nicht auf (lacht).

Sie veranstalten regelmäßige Sommer-Open-Airs auf Schalke mit 60.000 Zuschauern, jetzt wird das eigene Lebenswerk auf der Bühne inszeniert. Können Sie sich langsam auf Ihrem Legendenstatus ausruhen?

Das ist ein Wort, das man über sich selber nicht sagen darf.

Deswegen sage ich es und Sie müssen darauf reagieren.

Wenn irgendwann dastehen sollte, dass wir doch einen recht kultigen Status erreicht haben, dann erfüllt uns das mit einem inneren Lächeln.

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Was treibt Sie noch an?

Das Musical kam jetzt wie ein Geschenk über uns. Das ist aufregend, da bin ich dankbar. Aber wir freuen uns auch danach auf ein neues Album, auf die nächste große Tour nach der langen Pandemie-Zeit. Da sind wir schon noch hungrig. Wir müssen uns einfach alle paar Jahre Gedanken machen, ob es uns noch Spaß bereitet. Wenn das nicht der Fall ist, dann gibt es eben kleine Veränderungen. Manchmal ist das aber auch ein guter Schritt, um neues Feuer zu entfachen.

Gibt es denn nach all den Jahrzehnten einen unerfüllten Meilenstein, von dem Sie noch träumen?

Wir haben uns immer Gedanken gemacht, wen wir bei "Pur and Friends" einladen könnten. Bedingung ist immer ein Riesen-Hit und wir müssen die Leute musikalisch mögen. Da gibt es natürlich unerfüllte Träume. Ich würde unheimlich gerne einmal mit Paul McCartney in der Schalke-Arena stehen. Das wird sich vermutlich niemals erfüllen. Aber träumen sollte man immer.

Info zum Musical: "Abenteuerland" feiert am Sonntag, 22. Oktober, im Capitol Theater Düsseldorf seine Weltpremiere. Dort soll das Musical bis zum 10. März 2024 aufgeführt werden. Tickets für alle Termine finden Sie online unter www.tickets-direkt.de und www.abenteuerland-musical.com.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Hartmut Engler
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