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Hamburg Hauptbahnhof: Wie die App "SafeNow den Bahnhof sicherer machen soll


App soll Bahnhöfe sicherer machen
"Das ist nicht das Ende der Kriminalität"

  • Gregory Dauber
Von Gregory Dauber

Aktualisiert am 27.10.2023Lesedauer: 3 Min.
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Sicherheitspersonal der Deutschen Bahn am Hamburger Hauptbahnhof (Archivbild): Sie können jetzt auch per App alarmiert werden.Vergrößern des Bildes
Sicherheitspersonal der Deutschen Bahn am Hamburger Hauptbahnhof (Archivbild): Es kann jetzt auch per App alarmiert werden. (Quelle: Manngold/imago images)

Die Kriminalität am Hamburger Hauptbahnhof sorgt für Unsicherheit. Die Deutsche Bahn will jetzt mit einer "Sicherheitsinnovation" dagegenhalten.

Das Sicherheitsgefühl an deutschen Großbahnhöfen gerät ins Wanken: Gewalt, Alkohol und Belästigung sind in Hamburg und anderen Städten an der Tagesordnung. Mit einer neuen App wollen die Deutsche Bahn, die Bundespolizei und die Stadt Hamburg die Sicherheit an Deutschlands größtem Hauptbahnhof jetzt erhöhen – zumindest gefühlt. Mehr als ein Baustein, wie die Verantwortlichen bei der Präsentation am Mittwoch betonten, sei das aber nicht.

Durch einen einfachen Tipper auf den Bildschirm können mit "SafeNow" Einsatzkräfte genau dorthin gelotst werden, wo der Alarm ausgelöst wurde. Bislang wurde die App von der Deutschen Bahn nur am Berliner Südkreuz erprobt, jetzt folgt der Feldversuch bis Ende 2024 am Hamburger Hauptbahnhof, wo täglich mehr als eine halbe Million Menschen unterwegs sind. Auch auf dem Oktoberfest, in diversen Clubs und auf Festivals kam sie schon zum Einsatz.

Bürger können Sicherheitskräfte in Sekunden alarmieren

Rund 250 Bluetooth-Sender decken das gesamte Bahnhofsgebäude und die Gleise ab. Wird der Alarm in der App aktiviert, erhalten Streifen von DB Sicherheit oder Bundespolizei ein akustisches Signal und den genauen Standort des Auslösers. Als niedrigschwelliges Instrument für schnelle und punktgenaue Hilfe wird die App angepriesen. Doch hält sie auch, was sie verspricht?

"Das ist nicht das Ende der Kriminalität", weiß auch Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD). Die Behörden reagieren auf steigende Fahrgast- und Deliktzahlen bereits mit mehr Streifen, die rund um die Uhr unterwegs sind. "Allianz sicherer Hauptbahnhof" werden die neu eingeführten Teams von Verkehrsbetrieben und Polizei in der Hansestadt genannt. Hinzu kommen mehr als 200 Kameras – Tendenz steigend.

Erste Erfahrungen werden jetzt auf großer Bühne erprobt

Die ersten Erfahrungen mit der App waren gut, heißt es von der Deutschen Bahn. Der Rahmen war allerdings auch bescheiden: Drei Monate wurde am Berliner Südkreuz getestet. In dieser Zeit wurden 43 Alarme ausgelöst. Fehlalarme oder Missbrauch soll es nicht gegeben haben – auch weil Nutzer sich mit ihrer Handynummer verifizieren müssen. "Ein Erfolg wäre es, wenn wir die Berliner Ergebnisse im deutlich größeren Maßstab wiederholen können", sagt Grote. Zum Vergleich: Am Hamburger Hauptbahnhof sind dreimal so viele Menschen unterwegs wie am Südkreuz.

Was kostet das?

Am Hamburger Hauptbahnhof wurden in einem ersten Schritt 250 Bluetooth-Geräte, sogenannte Beacons, installiert. Die kleinen Geräte sollen eine Lebensdauer von zehn Jahren haben und kosten nach Angaben des App-Betreibers samt Installation 20 Euro. Insgesamt macht das also 5.000 Euro, die von der Deutschen Bahn bezahlt wurden. Wie viel für den Betrieb der App fällig werden, sagt die Deutsche Bahn nicht.

Für den Innensenator ist klar: Sollte die Maßnahme zünden, könne die sogenannte "SafeNow-Zone" auch auf die Vorplätze ausgedehnt werden – "so schnell wie möglich", sagt er. Seit Jahren hat Hamburg mit der Alkohol- und Drogenszene rund um den Hauptbahnhof zu kämpfen, damit gehen auch viele Straftaten und ein Unsicherheitsgefühl einher. Viele Hamburger meiden diesen Bereich, wenn sie nur können. Auch die Bahn möchte diese "Sicherheitsinnovation" bestenfalls großflächig ausrollen.

Grote nennt die App ein "Hilfeversprechen". Offizielle Notrufe wie unter der 110 werden damit aber nicht abgesetzt. Wer unmittelbar körperlich attackiert wird, dem ist mit "SafeNow" nicht geholfen.

Aber, so die Argumentation der Projektpartner: Viele bedrohliche Situationen hätten eine gewisse Vorlaufzeit, in der sich die Gefahr entwickle. Insbesondere Zeugen solle die App die Alarmauslösung erleichtern – so war es in fast der Hälfte aller registrierten Fälle in Berlin. Ob der digitale Notfallknopf wirklich vorteilhafter als die 110 ist, hängt sicher auch vom Nutzer und seiner Smartphone-Nutzung ab.

Im schlimmsten Fall wird diese App keine Straftaten verhindern, das räumen auch Grote und die Verantwortlichen der Deutschen Bahn ein. Jedoch, gibt der Innenpolitiker zu bedenken, könne sie sich aber bei der späteren Strafverfolgung als nützlich erweisen, einfach weil Sicherheitskräfte noch schneller am Tatort sein könnten. Sein Plan: Den Hauptbahnhof immer unattraktiver für Kriminelle machen.

Mehr Polizei, als sowieso schon vor Ort ist, brauche es nicht zwangsläufig, sagt Grote zu t-online: "Wir haben die Personalstärke am und um den Hauptbahnhof schon deutlich verstärkt und auch die Streifen ausgeweitet. Eine vergleichbare Polizeidichte hat es noch nie gegeben. Es hilft aber auch nicht zu fordern, alle drei Meter müsse ein Polizist stehen. Wenn wir das Gefühl haben, es ist sinnvoll, legen wir auch nach."

Verwendete Quellen
  • Pressetermin am Hamburger Hauptbahnhof am 26. Oktober
  • Drucksache 19/20455 des Deutschen Bundestages: "Verlässlichkeit des Schienenverkehrs an Knotenbahnhöfen"
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