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"Extinct & Endangered": Ausstellung im Zoo Hannover soll auf Insektensterben aufmerksam machen


Ausstellung im Zoo Hannover
"Insekten benötigen mehr Aufmerksamkeit von Menschen"

  • Claudia Zehrfeld
InterviewVon Claudia Zehrfeld

09.09.2023Lesedauer: 4 Min.
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Patagonische Riesen-Hummel: Auch sie ist in der Ausstellung "Extinct & Endangered" zu sehen.Vergrößern des Bildes
Patagonische Riesen-Hummel: Auch sie ist in der Ausstellung "Extinct & Endangered" zu sehen. (Quelle: Levon Biss / American Museum of Natural History)

Insekten sind wichtig, aber sie werden oft übersehen. Ein Fotograf möchte das ändern – seine Bilder von Insekten sind derzeit in Hannover zu sehen.

Sie sind pelzig, gepanzert, schillernd oder transparent – im Erlebnis-Zoo Hannover können Besucher aktuell die Schönheit und Vielfalt von Insekten erleben. Ab Samstag, 9. September, ist dort die Makrofotografie-Ausstellung "Extinct & Endangered" des American Museum of Natural History New York zu sehen.

Der britische Fotograf Levon Biss hat dafür bis zu drei Meter große Bilder von bedrohten und ausgestorbenen Insekten gefertigt. Was ihn dabei angetrieben hat und wie lange er für ein einzelnes Bild gebraucht hat, verrät er im Interview mit t-online.

t-online: Herr Bliss, Sie sind in Ihrem Leben schon ganz unterschiedlichen Fotografie-Genres nachgegangen. Finden Sie es spannender, Insekten oder Menschen zu fotografieren?

Levon Bliss: Ich bevorzuge es, Insekten zu fotografieren.

Warum?

Sie reden nicht so viel. Und mit Menschen bin ich vertraut – ich interagiere ständig mit ihnen, ich habe sie 25 Jahre lang fotografiert. Wenn ich einem neuen Menschen begegne, dann kann ich mir schon denken, wie er sein wird. Bei Insekten hingegen entdecke ich jedes Mal etwas Neues, wenn ich sie fotografiere. Ich lerne dann die ganze Zeit etwas dazu.

Sie haben neben Porträts auch Dokumentarfotografie gemacht sowie für die Werbung fotografiert. Gibt es denn Parallelen zwischen diesen Arbeiten und Ihren Insekten-Fotos?

Die Prinzipien sind die gleichen, letztlich spielt man mit der Beleuchtung – dabei formt man eine Beleuchtung um das Subjekt herum. Der einzige Unterschied in der Makrofotografie ist, dass das Subjekt unter Umständen nur fünf Millimeter groß ist. Aber genauso, wie ich die Gesichter von Menschen unterschiedlich beleuchte, weil sie unterschiedlich sind, beleuchte ich eine Motte anders als beispielsweise einen Käfer.

Ist Ihre Arbeit für "Extinct & Endangered" vielleicht auch eine Art der Werbung – eben Werbung für Insekten?

Ja, das kann man so sagen. Die Ausstellung soll Insekten und das Verständnis für ihre Bedeutung fördern. Es ist also keine Werbung in dem Sinne, dass wir Insekten verkaufen. Aber das Projekt soll die Öffentlichkeit darüber aufklären, wie wichtig Insekten sind. Es soll dazu animieren, sich für Insekten zu interessieren.

Warum ist das so wichtig?

Insekten sind im Moment bedroht. Es gibt einen großen Rückgang der Insekten und ich glaube, das ist der Öffentlichkeit gar nicht bewusst. Die Medien berichten lieber über den Rückgang und das Aussterben von Säugetieren. Insekten erhalten nicht die gleiche mediale Aufmerksamkeit.

Ausstellung «Extinct & Endangered: Insekten in Gefahr»
Der Künstler Levon Biss steht in seiner Ausstellung «Extinct & Endangered: Insekten in Gefahr» im Zoo Hannover. Der Erlebnis-Zoo Hannover zeigt die Ausstellung des Fotografens Biss des American Museum of Natural History aus New York, die erstmalig in Europa zu sehen ist. (Quelle: J.F. Martinez/dpa/dpa-bilder)

Levon Biss

Levon Biss wurde 1975 in London geboren. Im Laufe seiner Karriere hat der Fotograf viele Genres abgedeckt. Am bekanntesten ist er für seine Makrofotografie. Seine Großaufnahmen werden regelmäßig auf der ganzen Welt ausgestellt. Die Ausstellung "Extinct & Endangered" wurde 2022 in New York im American Museum of Natural History eröffnet.

Was hoffen Sie, bewirken Ihre Fotos bei den Betrachtern?

Ich hoffe, dass sie lernen, Insekten mehr wertzuschätzen. Und dass ihnen klar wird, wie sehr wir Menschen auf sie angewiesen sind. Insekten sind die Basis aller Ökosysteme. Wir benötigen sie für unsere Kleidung, für unsere Nahrung. Insekten auf der ganzen Welt sind bedroht, sie benötigen mehr Aufmerksamkeit von uns Menschen. Aber wir beachten sie oft nicht, weil sie so klein sind.

Zeigen Sie sie deshalb im Großformat?

Ja, mit dieser Arbeit möchte ich es der Öffentlichkeit ermöglichen, Insekten auf eine neue Weise zu sehen. Hoffentlich können die Menschen die Schönheit dieser Tiere besser begreifen, wenn sie sie in groß sehen. Und im besten Fall denken sie darüber nach, wie sie Insekten helfen können zu überleben. Ich fände es schön, wenn auch viele aus der jüngeren Generation meine Bilder ansehen. Wenn ein Kind hier herkommt, die Insekten sieht und von ihnen inspiriert wird, dann ist meine Arbeit erfolgreich.

(Quelle: cch / Levon Biss / American Museum of Natural History New York/t-online)

Foto-Ausstellung "Extinct & Endangered"

Der Zutritt zur Ausstellung "Extinct & Endagered" ist für alle Zoo-Besucher im Eintrittspreis enthalten. Immer donnerstags, freitags und samstags von 17 bis 20 Uhr kann die Ausstellung auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten des Erlebnis-Zoos Hannover besucht werden. Der Eintritt kostet dann 5 Euro (Kinder bis 15 Jahre zahlen 2 Euro). Die Ausstellung findet vom 9. September 2023 bis zum 31. März 2024 statt.

Wie viel Arbeit steckt in Ihren Werken?

Für jedes Bild hier habe ich zwischen drei und vier Wochen gebraucht. Jedes Bild besteht aus 10.000 bis 12.000 einzelnen Fotos. Ich teile die Insekten beim Fotografieren immer in unterschiedliche Teile ein, jeder Bereich ist etwas anders, transparent zum Beispiel oder reflektierend. Am Ende sind es dann zum Beispiel 25 unterschiedliche Bereiche, die ich wie bei einem Puzzle zusammensetze. Das benötigt viel Zeit und Geduld. Ich arbeite normalerweise an drei Bildern gleichzeitig. Eins wird fotografiert, beim nächsten werden die Daten bearbeitet und das dritte setze ich zusammen. Für alle 40 Bilder der Ausstellung habe ich insgesamt zwei Jahre gebraucht. Das ist ganz schön langsam, aber ich glaube, dass es das wert ist.

Bisher wurde diese Ausstellung nur in New York gezeigt sowie bei einem Festival in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Wie ist es für Sie, Ihre Fotos hier in Hannover zu sehen?

Es ist das erste Mal, dass die Ausstellung Amerika für eine längere Zeit verlässt. Man sagt, die erste Show ist die wichtigste, aber genauso wichtig ist jene danach. Denn sie wird helfen, dass die Ausstellung um die Welt wandert – was sehr wichtig ist, aufgrund der Botschaft dahinter. Und der Ausstellungsort hier im Zoo Hannover ist wunderbar.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Interview mit Levon Biss
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