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KI in Schulen erst ab Klasse Sieben? Niedersachsen verpennt Bildungswende


Digitale Bildungsmisere
Niedersachsen verschläft die KI-Revolution im Klassenzimmer

  • Patrick Schiller ist t-online Regio Redakteur in Hannover.
MeinungVon Patrick Schiller

16.02.2024Lesedauer: 3 Min.
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Eine Schülerin nutzt das Programm ChatGPT (Archivbild): Sollten bereits jüngere Schüler Grundlagen von künstlicher Intelligenz erfahren?Vergrößern des Bildes
Eine Schülerin nutzt das Programm ChatGPT (Archivbild): Sollten bereits Kinder Grundlagen von Künstlicher Intelligenz erlernen? (Quelle: Tanja Pickartz/imago-images-bilder)

Niedersachsens Schulen halten an traditionellen Methoden fest, während Künstliche Intelligenz (KI) die Welt revolutioniert. Estland zeigt, wie es anders geht.

"Siri, spiel das Zahnputzlied", sagt Tim am Morgen. Er stolpert müde über den Staubsaugerroboter. Eigentlich hätte er gestern noch mit seiner intelligenten Sprachlern-App üben sollen. Stattdessen schaute er heimlich unzählige YouTube-Videos. Nun, Googles KI hat gelernt, was Tim gerne mag. Am Nachmittag möchte er online "Roblox" spielen. Dort hat er mit einem Freund eine eigene Welt gebaut – mithilfe Künstlicher Intelligenz.

KI findet sich heute in vielen Produkten. Sie betritt als mächtiger neuer Akteur unsere Welt – auch die unserer Kinder. Über kurz oder lang wird sie unsere Zivilisation so gewaltig umkrempeln wie keine Entdeckung zuvor. Das birgt unglaubliche Potenziale. Und Risiken. So unglaublich, dass auch Grundschulkinder sie verstehen sollten. Diese Aufgabe müssen unsere Schulen so schnell wie möglich übernehmen.

Doch stattdessen sollen sich Hannovers Fünft- und Sechstklässler weiter mit Füller, Radiergummi und Buntstiften zufriedengeben. KI sei für den Unterricht zwar bereichernd, aber letztlich doch eher etwas für weiterführende Schulen, etwa ab der siebten Klasse, so Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne). Dann sind die Kids in der Regel schon 12 Jahre alt. Jeder Zweite nutzt in dem Alter bereits täglich das Internet. Und kommt so ständig mit KI in Berührung – und damit auch mit Inhalten, die mithilfe oder ausschließlich mit der Technologie erstellt worden sind.

KMK unterschätzt KI-Potenzial

Keine KI für jüngere Kinder, doch Blockflöte, Völkerball und Gedichtvorträge muten wir ihnen zu. Die tragen zur ganzheitlichen Entwicklung der Kinder bei und bereiten sie auf das spätere Leben vor, heißt es zumindest in den Berichten der Kultusministerkonferenz (KMK). Natürlich tragen diese Fächer dazu bei, dass sie ihre eigenen Talente und Fähigkeiten entdecken und entfalten können. Grundlagen schaffen quasi. Aber die KMK und auch Hamburg unterschätzen den Wumms, mit dem KI diese Welt betritt – und sie verpassen eine Chance.

Anders im digitalen Estland: Weil der Umgang mit digitalen Medien dort von klein auf gang und gäbe ist, gibt es auch an den Schulen keinerlei Berührungsängste – im Gegenteil: Kinder ab der dritten Klasse lernen bereits die Grundlagen des Programmierens, Robotik ist fester Bestandteil des Lehrplans. Und das wird belohnt: Im europäischen Vergleich der Pisa-Studie liegt das Land seit Jahren vorn.

Die Grünen-Politikerin und ihre KMK-Kollegen bleiben dennoch ihrer Linie treu. So wie der NDR beim ESC – in beiden Fällen heißt es "Null Punkte für Deutschland, ab auf die hinteren Plätze. Statt pfiffige Ideen mit smarten Tools umzusetzen und Kinder an neue Techniken wie Künstliche Intelligenz zu gewöhnen, funktionieren in einigen hannoverschen Schulen nicht einmal die interaktiven Tafeln zuverlässig. Noch einmal: Estland smarte Roboter, Deutschland staubige Kreide.

KI-Forscherin warnt: "Intelligentere Spezies"

Deutlich wurde zuletzt KI-Forscherin Hannah Bast. "Die Karten werden komplett neu gemischt", sagt die Professorin für Algorithmen und Datenstrukturen am Institut für Informatik der Universität Freiburg. "Die Menschheit kreiert derzeit eine intelligentere Spezies", so die renommierte Forscherin im Spiegel-Podcast "Moreno+1". Die Zukunft sei nicht mehr vorhersagbar.

Ob Dystopie oder Utopie: Künstliche Intelligenz wird die Welt, in der unsere Kinder leben werden, erheblich umwälzen. Das können wir zwar nicht ändern, aber wir sollten unsere Kinder bestmöglich und so früh wie möglich auf diese Zukunft vorbereiten.

Niedersachsens stellvertretende Ministerpräsidentin sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", sie habe sich von Chat-GPT mal "spaßeshalber etwas zur Schule der Zukunft" schreiben lassen. Das können wir auch: Probieren wir es doch mal mit der Eingabe "Wie siehst du die Schule der Zukunft? Wie wichtig wird Künstliche Intelligenz für den Unterricht von erster bis sechster Klasse?"

 
 
 
 
 
 
 

Die Antwort eines lernenden Sprachmodells: "In der Schule der Zukunft wird KI den Unterricht individualisieren, interaktiver gestalten, den Lehrer entlasten, neue Lernmöglichkeiten eröffnen, Datenschutz, Lehrerqualifikation und Kosten Herausforderungen bleiben, aber KI hat das Potenzial, die Bildung in der Grundschule grundlegend zu verbessern."

Das geht aber nur, wenn man die Computer hochfährt und das Bildungssystem gewaltig umkrempelt – ohne dabei klassische Schulthemen außer Acht zu lassen. Es ist Zeit für eine digitale Zeitenwende in der niedersächsischen Bildungspolitik.

Transparenzhinweis
  • Dieser Text wurde mit maschineller Unterstützung erstellt und redaktionell geprüft. Wir freuen uns über Hinweise an t-online@stroeer.de.
Verwendete Quellen
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