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Kiel: Greenpeace-Aktivisten protestieren vor Edeka-Filialen gegen Billigfleisch


Aktion bei Edeka
Greenpeace-Aktivisten protestieren gegen Billigfleisch

Von Sven Raschke

02.06.2021Lesedauer: 3 Min.
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Eine Aktivistin klebt einen Sticker an eine Scheibe des Supermarktes: Die Aktion wurde von der Polizei beendet.Vergrößern des Bildes
Eine Aktivistin klebt einen Sticker an eine Scheibe des Supermarktes: Die Aktion wurde von der Polizei beendet. (Quelle: Sven Raschke/leer)

Mit Riesen-Aufklebern und Reverse Graffiti haben

Gestern traf es die Edeka-Zentrale in Hamburg – heute war Kiel an der Reihe. "Edeka: Wir lieben Billigfleisch" und "Edeka: Wir lieben Klimakrise". Mit diesen Botschaften schwärmten Aktivisten von Greenpeace am Mittwochvormittag vor der Filiale im Kieler Stadtteil Suchsdorf zusammen und beklebten Fassade und Fenster großflächig mit entsprechenden Aufklebern.

Greenpeace fordert ein Ende der Massentierhaltung

Die 25 Aktivisten, zusammengekommen von überall im Norden, prangerten damit die Haltungsbedingungen von Tieren an, deren Fleisch in den Edeka-Märkten verkauft wird. "Wir fordern von allen Supermärkten, aus den Haltungsformen 1 und 2 langfristig auszusteigen", erklärt Greenpeace-Aktivistin Frederike Haß. "Alle großen Supermarktketten haben bekannt gegeben, wie sie diese Haltungsformen reduzieren wollen. Nur Edeka und dessen Tochterunternehmen Netto nicht."

Haltungsform 1 steht für den gesetzlichen Mindeststandard und schließt Stallhaltung mit nur wenig Platz für die Tiere, kaum oder kein natürliches Licht, häufigen Antibiotika-Einsatz und Ferkelkastrierung ohne Betäubung ein. Bei der Haltungsform 2 haben die Tiere unter anderem etwas mehr Platz. Greenpeace allerdings spricht beiden Haltungsformen die Gesetzmäßigkeit ab und weist auf eine diesbezügliche Klage hin, die das Land Berlin vor das Bundesverfassungsgericht gebracht hat.

Edeka weist Vorwürfe zurück

Edeka weist auf Nachfrage die Vorwürfe zurück. "Die Verbesserung des Tierwohls in der Nutztierhaltung ist für uns ein wichtiges Anliegen", heißt es in einem Antwortschreiben der Pressestelle. "Der EDEKA-Verbund baut das Sortiment an Fleisch- und Wurstprodukten aus höheren Haltungsstufen seit Jahren deutlich aus. Wir stehen dazu auch mit Greenpeace in einem regelmäßigen Dialog."

Im Schreiben wird unter anderem auf ein von Greenpeace selbst erstelltes Ranking vom Oktober 2020 hingewiesen. In diesem werden die acht größten Lebensmittelhändler in Bezug auf Tierwohl und Haltungsformen verglichen. Edeka belegte hierbei den dritten Platz. "Die aktuellen Vorwürfe gegen EDEKA", heißt es im Schreiben der Pressestelle weiter, "können wir daher nicht nachvollziehen."

Supermarkt-Kunden begrüßen die Aktion

Neben dem Anbringen von Aufklebern halten die Greenpeace-Aktivisten den Einkaufenden Transparente entgegen: "Edeka, Haltung zeigen – Billigfleisch raus!" Andere sprühen mit Hochdruckreinigern und Schablonen Reverse Graffiti auf die Parkfläche vorm Markt: "Edeka – wir lieben Artensterben".

Die von t-online angesprochenen Menschen vor dem Geschäft, ob Kunden oder Passanten, reagierten überwiegend positiv auf die Aktion. Eine 37-jährige Mutter, die gerade mit ihrem Kind aus der Filiale kommt: "Find ich gut. Ich bin Vegetarierin. Aber ich dachte eigentlich, das Fleisch hier an der Theke wäre ganz okay." Eine 32-jährige Kundin sagt, sie esse selbst kaum noch Fleisch. "Wenn ich zu Fleisch greife, dann nur zu teurem. Alle, nicht nur Edeka, sollten etwas ändern." Ein 61-jähriger Mann sagt: "Find ich sehr gut – und auch sehr mutig! Ich frage mich nur, warum da von Billigfleisch die Rede ist – es sollte allgemein gegen Fleisch gehen. Das ist ganz schlimm mit der Tierhaltung. Ich bin Veganer."

Krasse Gegner lassen sich keine ausfindig machen. Ein Älterer Mann zweifelt allerdings am Nutzen der Aktion: "Ob die das hier machen oder in Hamburg – die Leute kaufen trotzdem nur das Billigfleisch." Ganz ähnlich sieht es ein 80-jähriger Kunde: "Greenpeace find ich gut. Aber das bringt doch nichts. Die Leute werden weiter ihr billiges Fleisch kaufen." Er selbst hole sein Fleisch beim Schlachter.

Eintreffen der Polizei beendet die Aktion

Nach einigen Minuten stellt sich ein Mann vor die Aktivisten, der sich als Grundstückseigentümer zu erkennen gibt. Er möchte die Aktion nicht kommentieren, lässt die Aktivisten aber gewähren. Noch ein paar Minuten später sind Sirenen zu hören. Als die Streifenwagen eintreffen – ein knappe halbe Stunde nach dem Start der Aktion – sind die meisten der Aktivisten bereits weitergezogen.

"Wir werden jetzt in der ganzen Stadt Clean Graffiti verteilen“, sagt Aktivistin Haß, "vor allem vor den Edeka-Märkten." Hamburg sei der Auftakt einer großen Aktion gewesen. Was nach Kiel folgen würde, lässt sie offen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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