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Helene Fischer und Andreas Gabalier: Streit um Megakonzerte geht weiter


Veranstalter dementiert
Verflechtung mit CSU? Nächster Streit nach Mega-Konzerten

Von Jennifer Lichnau

Aktualisiert am 31.08.2022Lesedauer: 4 Min.
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Große Empörung bei Helene-Fischer-Konzert: Ein Fan lässt sich erbost über die VIP-Situation aus. (Quelle: t-online)

Erst Anfang der Woche entschuldigte sich der Veranstalter der Münchner Mega-Konzerte mit über 300.000 Besuchern öffentlich. Jetzt droht der nächste Eklat.

Es waren Konzerte in nie da gewesenen Dimensionen: Volksmusiker Andreas Gabalier, Schlagerstar Helene Fischer und Popikone Robbie Williams lockten nacheinander mehr als 300.000 Menschen auf das Messegelände in München. Hinter diesen riesigen Konzerten steckt der österreichische Veranstalter Klaus Leutgeb.

Insbesondere seit der Diskussion über das Rammstein-Konzert auf der Theresienwiese ist sein Name in München ein Begriff. Dieses Konzert, das ein ähnliches Mega-Event werden sollte, ist inzwischen abgesagt. Und das, obwohl der Münchner Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) fleißig dafür geworben hatte.

Der Name Leutgeb tauchte in dieser Woche jedoch in einem anderen Zusammenhang in der bundesweiten Berichterstattung auf: Er hatte den zwei Münchner Medien "Merkur" und "tz" die Akkreditierung für das Konzert von Robbie Williams entzogen, nachdem diese kritisch über das Konzert von Helene Fischer berichtet hatten. Auch t-online hatte für das Konzert keine Zugangsberechtigung erhalten.

Veranstalter Leutgeb entschuldigt sich bei Münchner Medienhäusern

Dem BR bestätigte Leutgeb Entertainment den Entzug der Akkreditierung – und begründete diesen mit "Unwahrheiten und Panikmache", ohne jedoch konkret zu werden. Den Entzug einer Akkreditierung habe es "das erste Mal" in der Geschichte des Veranstalters gegeben, so Leutgeb.

In einem mittlerweile gelöschten Facebook-Post hatte Leutgeb Entertainment bestimmte Medien – ohne Namen zu nennen – zuvor als "gesteuerte Schmierfinken" und "Neider" bezeichnet. Der "Erfolg" gebe hingegen dem Veranstalter recht, hieß es darin weiter. Auf eine Anfrage von t-online zu dem Posting reagierte Leutgeb nicht.

t-online berichtete ebenfalls über das Helene-Fischer-Konzert. Während viele Schlagerfans begeistert dem Regen trotzten und Fischer feierten, gingen einige frustriert nach Hause und machten ihrem Ärger unter anderem auf Twitter Luft: Die Tickets seien teuer gewesen, die Warteschlangen zu lang und die Bühne zu weit weg. Ähnliche Beschwerden wurden nach dem Robbie-Williams-Konzert laut. Leutgeb reagierte mit einem Facebook-Post auf die Kritik und verwies auf die Größe der Konzerte. Dass es da zu Wartezeiten komme, sei normal.

Neue Kritik an Leutgeb und CSU-Mitgliedern

Mittlerweile hat der Veranstalter auch auf die Kritik aus den Münchner Verlagen reagiert und sich bei "Merkur" und "tz" entschuldigt. Pressefreiheit sei für ihn ein hohes Gut, schrieb er. Zwischenzeitlich hatte sich der Bayerische Journalisten-Verband geäußert: Es sei "höchst irritierend", dass die Messe München mit einem Veranstalter kooperiere, der die freie Presse nicht dabeihaben wolle und diese öffentlich "im Stil von Verschwörungsideologen attackiert".

Alles geklärt also? Nicht ganz. Nun, da sich Leutgeb entschuldigt hat, gibt es erneut Kritik. Diesmal aus dem Münchner Stadtrat. Sie richtet sich nicht gegen Leutgeb direkt, sondern gegen zwei CSU-Politiker. Auch Baumgärtner, der sich prominent für das Rammstein-Konzert engagiert hatte und dabei nach eigener Aussage vor allem im Interesse Münchens gehandelt habe, ist Mitglied der CSU.

CSU-Mitglied war Gastronomiepartner von Leutgeb

Dieses Mal aber geht es um Tobias Fendt, Mitglied der Jungen Union (JU), und CSU-Stadtrat Thomas Schmid. Beide sollen an den Mega-Konzerten von Leutgeb verdient haben, berichtet die "Abendzeitung" (AZ). Demnach war Fendts Firma Braincandy Solutions "exklusiver Gastronomiepartner" der drei Messekonzerte von Leutgeb.

Auffällig ist, dass auf der Website des Unternehmens genau drei Referenzen aufgelistet sind: Andreas Gabalier, Helene Fischer, Robbie Williams. Hinzu kommt, dass es die Firma laut "AZ" erst seit wenigen Monaten gibt. Wie die junge Firma an solche Großaufträge kommt?

Auf Anfrage von t-online schreibt Klaus Leutgeb, dass er ein privates Unternehmen führe und seine Gastronomen aus persönlichem und unternehmerischem Empfinden heraus wähle. Und: "Die CSU hatte mit der Vergabe der Gastronomie bei meinen Konzerten nichts zu tun."

Öffentliche Anfrage aus dem Münchner Stadtrat an Baumgärtner

Neben der Neugründung der Firma gibt es eine zweite Auffälligkeit: Tobias Fendt ist ein Vorsitzender der Jungen Union im Südosten von München. Er ist also im gleichen Kreisverband wie Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner, der die Idee, Großkonzerte auf der Messe zu veranstalten, als erster öffentlich machte, wie die "AZ" berichtet. CSU-Stadtrat Thomas Schmid habe ebenfalls an den Veranstaltungen Leutgebs mitgearbeitet, heißt es im Bericht der Tageszeitung.

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Die mutmaßlichen Verflechtungen zwischen Leutgeb und der CSU sind auch Dominik Krause aufgefallen. Er ist Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Münchner Stadtrat und will von Wirtschaftsreferent Baumgärtner wissen, wie er das Verhalten des Veranstalters beurteilt. Immerhin seien die Stadt München und der Freistaat Bayern Gesellschafter der Messe München, dem Gelände also, zu dem einige Journalisten am Abend des Robbie-Williams-Konzerts keinen Zutritt hatten.

Gemeinsam mit Abgeordneten seiner Fraktion sowie Fraktionsmitgliedern der Linken hat sich Krause in einer öffentlichen Anfrage vom 29. August an Baumgärtner gewandt. Sie wollen von ihm wissen, wie künftig die Pressefreiheit in städtischen Räumen gewahrt werden soll und ob die Entziehung der Akkreditierung seinen demokratischen Grundwerten entspreche.

In dem Bericht der "AZ" heißt es, dass Baumgärtner 2023 bereits weitere Konzerte auf der Messe in München plane und auch die Messe von einer Kooperation ausgehe. Der CSU-Politiker hat bislang auf eine Interviewanfrage von t-online zu den Vorkommnissen rund um die Leutgeb-Konzerte in München nicht reagiert.

Verwendete Quellen
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