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München: Bezahlbares Wohnen – Stadt kauft immer mehr Immobilien zurück


Bezahlbares Wohnen
München kauft sich seine Stadt zurück


27.12.2023Lesedauer: 3 Min.
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Blick auf die Münchner Altstadt von oben (Symbolbild).Vergrößern des Bildes
Blick auf die Münchner Altstadt von oben (Symbolbild). (Quelle: Wolfgang Maria Weber/imago-images-bilder)

Die Stadt München erwirbt für viel Geld Wohnungen, um diese zu günstigeren Mieten anzubieten. Die Verwaltung nennt t-online Zahlen. Und der OB macht Druck auf die bayerische Landesregierung.

Die eine Millionenstadt liegt an der Isar, die andere Metropole an der Donau. Münchner Lokalpolitiker ziehen gerne das österreichische Wien heran, wenn sie beim Thema bezahlbares
Wohnen Vergleiche bemühen. Die Unterschiede sind gewaltig. So sind in Wien von insgesamt etwa 940.000 Wohnungen rund 62 Prozent im Besitz der Stadt oder ihrer Genossenschaften.

Die Folge: Die Verwaltung kann für die Bevölkerung den Mietpreisspiegel drücken, in manchen Außenbezirken soll die Nettokaltmiete im Schnitt so bei neun Euro auf den Quadratmeter liegen. In München ist das heute unvorstellbar. In der bayerischen Landeshauptstadt gibt es knapp 820.000 Wohnungen, von denen nur 70.000 der Stadt gehören. Doch: München kauft sich seine Stadt zurück.

Selbst Gutverdiener leiden unter hohen Mieten

Konkret: Das Rathaus und der Stadtrat versuchen unter Hochdruck, den eigenen Bestand auf 100.000 Wohnungen zu erhöhen – wenigstens. Der freie Markt steht bereit. "Derzeit liegen der
Stadt München Angebote für rund 2.600 Wohneinheiten in fast 90 Objekten vor, verstreut im gesamten Stadtgebiet. Die Angebote werden nach Eignung vorgefiltert, zum Beispiel dem
Bauzustand oder der bisherigen Miethöhe", erklärt das Kommunalreferat auf Anfrage von t-online. Aktuell würden zu mehreren "Top-Objekten Kaufverhandlungen stattfinden".


Quotation Mark

"Wir geben als Stadt München viel Geld aus, um Mieterinnen und Mieter zu schützen und bezahlbare Mieten bezahlbar zuhalten. Aber natürlich sind unsere Ressourcen endlich."


Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter


Die rot-grüne Stadtregierung unter Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat das Thema weit oben auf die Agenda gesetzt – schließlich ächzen in der Isarmetropole mit ihren rund 1,6 Millionen Einwohnern selbst viele Gutverdiener unter den hohen Mietkosten. In Innenstadtlage ist der Mietpreis vielerorts bei 22 bis 28 Euro Kaltmiete auf den Quadratmeter angelangt.

"Wir geben als Stadt München viel Geld aus, um Mieterinnen und Mieter zu schützen und bezahlbare Mieten bezahlbar zuhalten. Aber natürlich sind unsere Ressourcen endlich. Wir brauchen dringend wieder ein Vorkaufsrecht, hier ist der Bund in der Pflicht", erklärt OB Reiter t-online.

Stadt kauft Hohenzollernkarree für 125 Millionen Euro

Die immensen Investitionen veranschaulicht ein Beispiel aus dem begehrten Viertel Schwabing. Aufsehenerregend schlug die Stadt unlängst beim symbolträchtigen Hohenzollernkarree
zu und kaufte einen riesigen Häuserblock mit 230 Wohnungen für 125 Millionen Euro von einem privaten Anbieter. Diese Wohneinheiten werden bald in die städtische Wohnungsbaugesellschaft "Münchner Wohnen" fließen.

Das Kommunalreferat formuliert die Zielsetzung: "Bei angekauften Neubauvorhaben liegen die Mieten im geförderten und preisgedämpften Segment zwischen zehn bis 14,50 Euro je Quadratmeter Wohnfläche netto kalt. Darüber hinaus bieten die städtischen Wohnungsbaugesellschaften frei finanzierte Wohnungen deutlich unter dem Münchner Mietspiegel an." Um weitere Entlastung auf dem Mietmarkt zu schaffen, nimmt Reiter das Land und den Bund in die Pflicht.

"Natürlich erwarte ich vom Bund und dem Freistaat Bayern, dass sie ihre Grundstücke zu besonderen Konditionen an die Kommunen abgeben, damit dort bezahlbare Wohnungen entstehen können. Denn wenn wir als öffentliche Hand keine bezahlbaren Wohnungen bauen, baut sie keiner", erklärt der Rathauschef.

Forderung: Keine Immobilien mehr zum Marktwert verkaufen

Um eigene Zielzahlen von rund 10.000 Wohnungen der Baugesellschaft Bayernheim GmbH bis 2025 erreichen zu können, "müsste die bayerische Staatsregierung natürlich deutlich mehr und schneller eigene Flächen bebauen", sagt der Münchner OB und fordert vehement: "Staatsbedienstete wie Polizistinnen und Polizisten, Pflegekräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher brauchen dringend bezahlbare Wohnungen."

Immerhin: Wie die Grünen-Stadtratsfraktion auf Anfrage mitteilt, liegen einige Angebote aus der freien Wirtschaft mittlerweile unter dem Verkehrswert, "sodass die Stadt keine spekulativen Preise bezahlen muss". Die Grünen appellieren "an verkaufswillige Eigentümer, mit Genossenschaften oder der Stiftung 'Daheim im Viertel' zu verhandeln". Es gehe schließlich
um das Gemeinwohl.

Das müsste ihrer Ansicht nach auch die Landesregierung aus CSU und Freien Wählern viel stärker im Blick haben. "Der Freistaat sollte sich dazu bekennen, keine Grundstücke und Immobilien mehr zum Marktwert zu verkaufen. Er sollte Flächen entweder im Erbbaurecht mit Auflagen vergeben oder, wenn er Grundstücke nicht mehr braucht, diese zu einem Ertragswert der betreffenden Kommune für Wohnungsbau oder Infrastruktur anbieten", fordern sie.

Stadt München geht über die Schmerzgrenze

Stattdessen habe der Freistaat vor Jahren 32.000 genossenschaftliche GWB-Wohnungen in ganz Bayern und davon 8.000 in München an die Meistbietenden verkauft, und diese damit "auf einen Schlag einer Steuerung über die Miethöhe dauerhaft entzogen". München geht jetzt über die
Schmerzgrenze. Nur ein Beispiel: Die Max-Emanuel Immobilien GmbH hatte das Hohenzollernkarree laut "Süddeutscher Zeitung" 2015 für 54,65 Millionen Euro erworben – und
verkaufte es nun für 70,35 Millionen Euro mehr an die Stadt.

"Beim Ankauf des Hohenzollernkarrees konnte ein sehr wichtiges Stück Schwabing bewahrt werden", erklärt das Kommunalreferat. 2022 habe die Stadt rund 350 Millionen Euro in den Ankauf von Immobilien investiert, heißt es vom Referat, 2023 bis November etwa 250 Millionen. Und so sollen weiter viele Wohnungen (zurück-)gekauft werden, notfalls über das "im Haushalt bereit gestellte Budget hinaus".

Verwendete Quellen
  • Anfrage an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD)
  • Anfrage an das Planungs- und Kommunalreferat der Stadt München
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