t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalMünchen

München: Die ersten Flüchtlinge in der Zeltstadt sollen Mitte Januar kommen


Zeltstadt auf Messeplatz
Die ersten Flüchtlinge sollen Mitte Januar kommen


Aktualisiert am 09.01.2024Lesedauer: 3 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Provisorium für 2100 Menschen: Zelte mit Betten stehen in Reihe auf dem Münchner Messegelände.Vergrößern des Bildes
Provisorium für 2100 Menschen: Zelte mit Betten stehen in Reihe auf dem Münchner Messegelände. (Quelle: Patrik Stäbler)

Auf dem Messegelände in München steht eine Zeltstadt für 2100 Flüchtlinge bereit. Noch bevor die ersten Bewohner hier einziehen, gibt es Probleme.

Die Betten sind schon aufgebaut und stehen immer in Vierergruppen beisammen – abgetrennt von kinnhohen Holzwänden mit einem schwarzen Vorhang als Eingangstür. Auch ein Zelt weiter im Verpflegungsbereich ist alles bereit: von der Essensausgabe über die silbernen Wasserkocher, bis hin zu den Abfalleimern, die mehrsprachig beschriftet sind, wie alles hier drin. Auf Deutsch, Englisch, Französisch, Arabisch und Ukrainisch. Was noch fehlt, sind die Menschen.

Die ersten rund 100 Geflüchteten werden vermutlich Mitte Januar in die provisorische Zeltstadt auf dem Gelände der Münchner Messe einziehen, so das städtische Sozialreferat. In der riesigen Anlage – insgesamt stehen acht Schlaf-, ein Catering- und ein Sanitärzelt auf dem Parkplatz im Südosten des Geländes – werden sie sich vermutlich noch recht einsam vorkommen. Doch schon bald dürften weitere Geflüchtete folgen, bis hier hunderte Menschen auf engstem Raum leben.

Sechs Zelte mit 1600 Metallbetten, zwei Zelte mit Feldbetten

Die Unterbringung sei "natürlich nicht sonderlich komfortabel", sagt Sozialreferentin Dorothee Schiwy bei einem Rundgang durch die noch leere Zeltstadt. Insgesamt können in der Anlage bis zu 2100 Menschen unterkommen. Neben sechs Zelten mit 1600 Metallbetten gibt es noch zwei Zelte, die lediglich mit Feldbetten ausgestattet sind. "Notfallreserve", nennt Gerhard Mayer diese. Mayer leitet das städtische Amt für Wohnen und Migration. Seine Behörde verfügt über Erfahrung mit dem Betrieb einer Zeltstadt: Schon im Sommer 2022 wurde eine solche temporäre Unterkunft auf dem Messeparkplatz aufgebaut – damals, um bis zu 2000 Geflüchtete aus der Ukraine unterzubringen.


Quotation Mark

Die Unterbringung ist natürlich nicht sonderlich komfortabel. 


Dorothee schiwy, sozialreferentin in münchen über die zeltstadt für geflüchtete auf dem messeplatz


Dieses Mal werden nicht nur Menschen aus dem Kriegsland in die Zelte einziehen, sondern auch Geflüchtete aus anderen Staaten. Damals wie heute dient die Anlage auf dem Messegelände als Notunterbringung – mit dem Ziel, die erneute Belegung von Turnhallen zu vermeiden. Die Geflüchteten, die jetzt kommen, werden womöglich wochenlang dort leben. Anders als vor einem Jahr die Ukrainerinnen und Ukrainer, die meist nur wenige Tage in der Zeltstadt blieben.

Wo sollen die Flüchtlinge nach der Zeltstadt hin?

"Allerdings werden wir versuchen, die Menschen möglichst schnell in feste Unterkünfte zu verlegen", kündigt Sozialreferentin Dorothee Schiwy an. Das Problem dabei ist: Die vorhandenen Plätze dort sind nahezu vollständig belegt. Zugleich muss die Stadt Monat für Monat 100 Menschen aus der Ukraine sowie 200 Geflüchtete aus anderen Ländern unterbringen. Erschwerend kommt hinzu, dass in den bestehenden Unterkünften circa 2000 sogenannte Statuswechsler leben – also Menschen, die als Asylsuchende anerkannt sind und eigentlich ausziehen könnten, aber auf dem schwierigen Münchner Immobilienmarkt keine Wohnung finden.

Nicht zuletzt deswegen plädiert Dorothee Schiwy dafür, Asylsuchende verstärkt im ländlichen Raum anzusiedeln, "wo sie bessere Zukunftschancen haben". Wobei die Sozialreferentin im nächsten Satz einräumt, dass die Akzeptanz der Ankommenden seitens der Bevölkerung in Städten oftmals weitaus größer sei als auf dem Land. Dabei hat es auch in München teils heftige Debatten und lautstarke Proteste rund um einzelne Unterkünfte für Geflüchtete gegeben.

Flüchtlinge im Containerheim: Bürger gingen auf die Barrikaden

In Johanneskirchen etwa, wo gleich drei Containerheime geplant waren, gingen die Bürger auf die Barrikaden – mit Erfolg. So legte die Stadt zwei der Standorte am Mirabellenweg und an der Glücksburger Straße auf Eis; stattdessen wird nun eine Unterkunft in der Savitsstraße nahe dem Wertstoffhof geprüft. Heftige Kritik gab es auch in Hadern an den Plänen für eine dreigeschossige Unterkunft mit 110 Betten auf dem Max-Lebsche-Platz. Protestiert wurde auch in Allach, wo eine Containeranlage für 290 Geflüchtete auf dem städtischen Areal an der Stummer- und Servetstraße entstehen soll. Hier formierten sich Bürgerinitiativen sowohl für als auch gegen das Vorhaben.

Und an der Messe, wo demnächst bis zu 2100 Geflüchtete leben könnten? Dort habe es bislang kaum Kritik aus der Bevölkerung gegeben, berichtet Stefan Ziegler (CSU), der Vorsitzende des Bezirksausschusses Trudering-Riem. "Erfreulicherweise kamen auch beim letzten Mal, als die Zeltstadt auf dem Messegelände stand, keine Reaktionen aus der Bürgerschaft. Offensichtlich scheint es hier keine größeren Probleme zu geben." Wobei Stefan Ziegler betont: "Der Standort ist zwar geeignet, um vorübergehend eine Notunterkunft zu errichten. Eine dauerhafte Lösung kann das aber nicht sein."

Müssen die Zelte wegen Welt-Star Adele wieder abgebaut werden?

Zumal wohl auch die Messe München nicht mitspielen würde. Schließlich plant sie im Sommer mehrere Großkonzerte auf dem angrenzenden Grundstück; unter anderem sind gleich zehn Auftritte der britischen Sängerin Adele im Gespräch. Und für Veranstaltungen dieser Größrenordnung benötigt die Messe jenes Areal, wo derzeit die Zelte in langen Reihen stehen.

Sie müssten Stand jetzt bis Ende Mai wieder abgebaut werden, sagt Gerhard Mayer. Aktuell sei man noch in Gesprächen, ob sich dieser Termin auf August verschieben lasse. Doch spätestens dann müsse die Zeltstadt weichen, sagt der Amtsleiter, "weil die Aufbauarbeiten für die Baumaschinen- und Bergbaumesse beginnen".

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • stadt.muenchen.de: Flüchtlingsunterkünfte in München
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website