Backnang: Tier-Aktivisten blockieren Metzgerei – Anwohner rastet aus

Pyrotechnik und lautstarker Protest haben am Vormittag den Betrieb einer speziellen Metzger-Filiale lahm gelegt. Dann kam die Polizei.

Die Tierrechtsgruppe "Animal Rebellion" hat am Freitag vor und auf einer Metzgerei in Backnang bei Stuttgart protestiert. Die Aktivisten blockierten am frühen Morgen ab 6.30 Uhr die Kühnle-Hauptfiliale. Der Betrieb, der in und um Stuttgart zahlreiche Geschäfte hat, war 2022 negativ in die Schlagzeilen geraten und hatte daraufhin sein Schlachthaus in Backnang geschlossen. Diesen August kündigte Kühnle die Wiedereröffnung an.

Einige der etwa 50 Aktivisten kletterten am Freitag deshalb auf das Dach des Schlachthauses. Sie zündeten Rauchfackeln, eine Aktivistin kettete sich "Animal Rebellion" zufolge zudem mit einem Schloss an.

Auf Transparenten waren Slogans wie "Kein Tier will hier sterben" oder "Pflanzenprotein statt Tierleid" zu lesen. Videoaufnahmen zeigen, dass einige Passanten wütend auf den Protest reagierten. Ein Mann beschimpfte die Demonstranten lautstark als "Bagage" und "Idioten", die lieber arbeiten gehen sollten.

SEK in Backnang: Polizei ermittelt wegen Hausfriedensbruchs

Am Ende löste die Polizei den Protest auf dem Dach auf. Auch SEK-Beamte waren vor Ort. Gegen 13.15 Uhr brachten sie die letzten beiden Aktivisten vom Dach nach unten. "Sie wurden fixiert und mit zur Polizeiwache genommen, aber formal nicht festgenommen", sagte ein Polizeisprecher t-online. Die Aktivisten dürften nach der Identitätsfeststellung nach Hause gehen.

Jetzt wird gegen die Dachbesetzer ermittelt, im Raum stehe der Vorwurf des Hausfriedensbruches, sagte der Polizeisprecher. Auch ob den Aktivisten entstandene Kosten in Rechnung gestellt werden, werde geprüft.

Schwere Vorwürfe gegen Kühnle: Kotverkrustete Tiere, langes Leid

Kühnle hatte 2022 den Schlachthof geschlossen, nachdem die Tierschutzorganisation "Soko Tierschutz" in Zusammenarbeit mit Report Mainz Videoaufnahmen aus dem Betrieb veröffentlicht hatte. Rinder würden fehlerhaft betäubt, lautete ein Vorwurf. Bilder zeigten, wie Tiere noch Minuten, nachdem der Tötungsschnitt am Hals angesetzt worden war, mit dem Tod rangen. Andere Aufnahmen zeigten den laut Experten rechtswidrigen Einsatz von Elektroschockgeräten. Auch von kotverkrusteten Tieren, die in Backnang zu Fleisch gemacht wurden, war die Rede.

Diesen Sommer teilte die Geschäftsführung mit, dass die Betriebsabläufe modernisiert worden seien. "Animal Rebellion" forderte am Freitag die Kühnle-Chefetage auf, die Wiedereröffnung abzublasen. In kleinen bis mittelständischen Schlachthäusern sei das Tierleid Studien zufolge besonders hoch.

Aber auch generell forderten die Aktivisten eine Abkehr vom Fleisch: "Sowohl aus ethischen Gründen wie auch zum Schutz unserer gemeinsamen Lebensgrundlagen müssen Unternehmen jetzt umgehend alternative Wege einschlagen und auf eine pflanzliche Wirtschaftsweise setzen", hieß es in einer Pressemitteilung der Organisation.