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Ostsee: Die ruhigen Gegenden auf Usedom genießen


Deutschland
Usedoms unbekannte Ecken

srt/Marlis Heinz

Aktualisiert am 26.05.2014Lesedauer: 4 Min.
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Fahrt auf der Peene.Vergrößern des Bildes
Fahrt auf der Peene. (Quelle: Marlis Heinz)

Das also ist der Gipfel. Er heißt Jungfernberg und besitzt alles, was einem Höhepunkt gebührt: einen ausgeschilderten Weg aufwärts, eine Bank zum Verschnaufen und sogar ein Gipfelbuch, verborgen in einer kleinen Blechkiste hinter der Rückenlehne. Dort kann jeder in den Eintragungen seiner Vorgänger schmökern. Die reichen vom knappen "Geile Sache! Super Aussicht" bis zum Zitat "Geh aus, mein Herz, und suche Freud..." nebst diverser selbst gestrickter Lyrik. Schauen sie sich Usedom auch in unserer Foto-Show an.

Die höchste Erhebung im Lieper Winkel

Der Jungfernberg also. Reichliche 18 Meter guckt er über den Meeresspiegel und ist damit die höchste Erhebung im Lieper Winkel. Dieser wiederum ist eine Halbinsel, die pilzförmig zwischen Achterwasser und Peenestrom in die Boddengewässer hinter der Insel Usedom hineinwächst. Wer das Binnenland auf der B 110 über die Zecheriner Brücke gen Usedom verlässt und schnurstracks in die Kaiserbäder fährt, lässt den Lieper Winkel sozusagen links liegen. Ob das richtig oder falsch ist, hängt davon ab, wie man sich seinen Küsten-Urlaub vorstellt. Faustregel: Wem der coole Cocktail an der Promenade besser schmeckt als das kühle Bier vor der Dorfkneipe, der ist im Lieper Winkel verkehrt.

Idyllische Halbinsel

Die Reize des Lieper Winkels überblickt man vom Jungfernberg aus: Ringsherum ist Wasser, fast ringsherum, man ist ja auf einer Halbinsel. Zwar hat die sich einen breiten Schilfsaum wachsen lassen, aber hier und da haben die Bewohner Breschen ins Grünzeug geschlagen. Zum Beispiel in Warthe, wo Fischer Peter Wolf sein Boot liegen hat - das heißt: eines seiner Boote, das, mit dem "Vadder" Rudolf die Reusen im Achterwasser leert. Peter selbst fischt meist im offenen Meer, und manchmal nimmt er sogar Gäste mit auf den Kutter. "Die gucke ich mir aber vorher genau an", sagt er, "nicht, dass sie unterwegs anfangen zu jammern." Unabhängig davon: Wer in einer von Wolfs beiden Ferienwohnungen wohnt, hat eine Fisch-Flatrate, garantiert fangfrisch.

Leine los und davon schippern

Ein paar Buchten weiter findet sich in Warthe auch ein kleines Hafenbecken, in dem eine Handvoll Boote und ein Wassertreter vor sich hindösen. Wer das Achterwasser erobern möchte, der macht einfach die Leine los und schippert davon. Neben den Namen des Gefährts ist der Preis an die Bordwand gepinselt. Fünf Euro die Stunde. Am Wassertreter ist über die Sechs irgendwann mal eine Acht gekritzelt worden. Die Miete steckt man am Ende des Törns in eine betagte Kassette, die als Kasse des Vertrauens am Tor festgeschraubt wurde.

Die Sonne genießen

Wer nicht in See stechen möchte, genießt im Hafen die Frühlingssonne; Strandkörbe und ein Dutzend bunt zusammengewürfelter Bänke laden als Multi-Kulti-Sitzgruppen dazu ein. Idyllische Unperfektheit. Stehengebliebene Zeit. Und absolute Stille. Das ist der Lieper Winkel. Was nicht heißt, dass die Halbinsel allem anderen Luxus abgeschworen hat. Die für den hotelfreien Lieper Winkel typische Übernachtungsform sind Ferienhäuser. Meist waren es heruntergekommene Bauernhöfe oder Fischerkaten, die - von finanzkräftigen Unternehmen gekauft - äußerlich ihr einstiges Antlitz zurückbekamen und innerlich mit modernem Komfort aufgerüstet wurden. In Rankwitz fällt das Landhotel "Lieper Winkel" ins Auge: brauner Backstein, weißes Holz, zum Hof hin ein moderner Anbau, alles Ferienwohnungen. Dort hantiert Karl-Heinz Treckmann, kritisch beäugt von seinem Hund Sam.

Immer Zeit für ein Schwätzchen

Treckmann verwaltet für eine Immobilienfirma rund zwei Dutzend nagelneuer Unterkünfte, nennt sich "Mädchen für alles" und fungiert als eine Art Mittelding zwischen Hausmeister und Hoteldirektor. Jetzt, in der Vorsaison, hat er auch Zeit für ein Schwätzchen. Der Zugereiste hatte sich, um bei den Küstenmenschen Anschluss zu finden, als erstes bei der Freiwilligen Feuerwehr angemeldet. Inzwischen kennt er offenbar jeden Einheimischen auf der Halbinsel. Und so weiß er zu empfehlen, wo man hingehen und wen man unbedingt kennenlernen muss: Zum Beispiel in den Tante-Emma-Laden an der Eiche, wo "Püppi" - alias Gudrun Oberländer - von Erdbeer-Konfitüre aus der Küche der Nachbarin, über gelesene Liebesromane bis zu frischen Brötchen und der aktuellen Zeitung alles feilbietet und umverteilt, was der Mensch so braucht. In das Bonbon-Glas, das schon für die Alten des Dorfes eine süße Kindheitserinnerung ist, dürfen die kleinsten Kunden noch heute greifen. Zum Pilze-Essen schickt Treckmann seine Gäste auf die andere Straßenseite in den Gasthof Rankwitz, zum Fisch-Schmaus in den "Alten Kahn" nach Warthe. Souvenirs, so rät er, sollte man in der Keramikwerkstatt Dannegger in Morgenitz kaufen.

Golf für alle

Wann die Saison wirklich lebhaft wird, hängt auch vom Wetter ab. "Es geht los, sobald die Anlage trocken ist und dann bis zum ersten Schnee", so Ferdinand Middeke, der Gastwirt des "Storchennest", der in Reestow eine Swingolf-Anlage betreibt, so eine Art Golf für jedermann, ohne Training, ohne Etikette. Womit er sonst noch lockt: Bratheringe, Kuchen aus eigenem Obst, selbst angesetzter Likör. Vom Wetter hängt auch ab, wann Bernd Reschke, der Kapitän des Ausflugsschiffchens "Alte Liebe", zu einer Achterwasser-Rundfahrt aus dem Rankwitzer Hafen ausläuft, seinen Passagieren von Schifffahrt und Fischfang erzählt oder Seemannslieder abspielt.

Ziele für kleine Ausflüge

Selbst wenn das Wetter kühl und stürmisch ist, gibt es im Lieper Winkel Ziele für kleine Ausflüge: Die gewaltige Suckower Eiche zum Beispiel, die bereits 1298 als Landmarke erwähnt wurde, und die noch heute, inzwischen mit einem knorrigen abgestorbenen Drittel, am Halbinsel-Eingang wacht. Oder die Kirchlein mit ihren rund ums Jahr geöffnete Türen. Zum Gotteshaus von Liepe führt ein von alten Linden überdachter Weg. Ein paar Touristen lehnen ihre Räder an die Friedhofsmauer und treten durch die offenstehende Tür des Kirchleins. Einer liest vor: "Die Kirche in Liepe - ein turmloser Bau - wird 1216 erstmalig erwähnt. Sie ist damit die erste bezeugte Dorfkirche der Insel..." Erstaunlich viel, womit man sich in der Stille des Lieper Winkels eine lange Weile beschäftigen kann. Ohne Langeweile.

Weitere Informationen:
Usedom Tourismus, Waldstr. 1, 17429 Seebad Bansin, Tel. 038378/47710, info@usedom.de, www.achterland.usedom.de/achterland/der-lieper-winkel

Übernachtungstipps: Landhotel Lieper Winkel, Dorfstr. 11, 17406 Rankwitz, info@landhotel-lieper-winkel.de, Tel. 038372/760810 oder 0170/4868691, www.landhotel-lieper-winkel.de, Ferienhäuser und Ferienwohnungen je nach Größe und Ausstattung (teilweise mit Sauna, Treppenlift, Pool u.a.) ab 80 Euro pro Nacht.
Ferienhäuser "Am Achterwasser", 17406 Warthe, Dorfstr. 12, Tel. 038372/7520, www.am-achterwasser.de, Ferienwohnung für zwei Personen in der Nebensaison ab 30 Euro.

(Erstmals veröffentlicht am 23.04.2013)

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