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Reisebericht: Bretagne - Wunderschönes "Land am Meer"


Reisebericht
Bretagne - Wunderschönes "Land am Meer"

Lars Schmidt

09.12.2013Lesedauer: 5 Min.
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Leuchtturm Men Ruz an der bretonischen Rosa Granit KüsteVergrößern des Bildes
Leuchtturm Men Ruz an der bretonischen Rosa Granit Küste (Quelle: picture alliance, R. Goldmann)

1200 Küstenkilometer - geprägt von schroffen Felsen, steilen Klippen und lang gezogenen Buchten mit herrlichen Stränden - umtost und geformt von der Brandung des Atlantiks. Dahinter malerische Fischerdörfer, mittelalterliche Städte, Megalithen, Dolmen und Menhire. "Armor" ("Land am Meer") nannten die Kelten die Bretagne. Kein anderes Element hat diese nordwestlichste Ecke Frankreichs so geformt wie das Wasser. Auf einer Reise durch die Bretagne kann man eine Region entdecken, deren landschaftliche Reize, Tradition und Kultur seine Besucher sofort in den Bann ziehen. Sehen Sie die Bretagne auch in unserer Foto-Show.

Das "Wunder auf dem Felsen"

Unsere Reise führt uns weiter Richtung Norden, wo wir die Bretagne kurz verlassen. Eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten Frankreichs zieht uns magisch an: der Mont St. Michel. Jenes Wunder auf dem Felsen, das sich weit sichtbar aus der gleichnamigen Bucht in der angrenzenden Normandie erhebt. Wer dieses imposante Meisterwerk romanischer und gotischer Baukunst ungestört auf sich wirken lassen will, sollte im Winter kommen. Von Frühjahr bis Herbst herrscht hier Hochsaison, trampeln abertausende Touristen in den engen Gassen den Klosterberg hinauf oder wandern bei Ebbe durch das umliegende Watt. Und doch verliert der Mont St. Michel nichts von seiner magischen Ausstrahlung. Der Charme der ineinander verschachtelten Bauten, Krypten, Kirchen, Klostergebäude und Wohnhäuser ist stärker als die Touristenmassen. Ein Erlebnis für sich sind die nächtlichen Rundgänge durch die Gemäuer, die von April bis September möglich sind. Licht- und Klanginstallationen tauchen die klösterlichen Räume in eine mystische Atmosphäre.

Vom Mont St. Michel geht es über die normannisch-bretonische Grenze und immer an der Küste entlang gen Westen. Über das Austernzentrum Cancale und die ehemalige Piratenhochburg St. Malo führt uns der Weg nach Dinan. Das Städtchen oberhalb des Flusses Rance ist ein mittelalterliches Kleinod mit so engen Straßen, dass sich die Dachfirste der gegenüberstehenden Fachwerkhäuser fast zu berühren scheinen. Viele Cafés, Crêperien und Restaurants laden zum Verweilen ein. Meeresfrüchte aller Art, Crêpes und Galettes, die herzhaften Pendants zum Crêpe und eine bretonische Spezialität, sollten auf einer Bretagnereise unbedingt probiert werden! Dazu einen erfrischenden Cidre, und weiter kann die Reise gehen. Zurück zur Küste, zum Cap Fréhel, wo das "Land am Meer" beginnt, seine ganze Wildheit zu zeigen.

Landschaftliches Wechselspiel

70 Meter hohe Steilklippen - das Cap Fréhel ist eines der beeindruckendsten der Bretagne. Seevögel lassen sich von den Winden tragen, die Natur zeigt sich von ihrer rauen Seite. Und ein gewaltiger Leuchtturm schickt bei Nacht sein Licht bis zu 120 Kilometer weit über das Meer. Von welcher strategischen Wichtigkeit diese Küste war, zeugt das Fort La Latte auf dem benachbarten Felsvorsprung. Seit dem 13. Jahrhundert diente die imposante Anlage als Schutz vor Überfällen. Und noch heute zeigt die intakte Festung eindrucksvoll, wie schwer dieses Fort einzunehmen war.

Riesige Felsbrocken, aufgetürmt zu bizarren Figuren und Formationen, rosafarbenes Gestein, das im Sonnenlicht erstrahlt, und dazwischen immer wieder die schönsten Strände mit kristallklarem Wasser. Nicht umsonst heißen die Uferlinien im Norden der Bretagne Smaragdküste und Rosa Granit Küste. Vom Cap Fréhel über St. Brieuc, Paimpol, Tregastel und Morlaix überraschen sie immer wieder mit ihrem landschaftlichen Wechselspiel. Überall möchte man verweilen. Am Strand dem Rauschen der auflaufenden Flut lauschen. Über die Felsen klettern. Oder im Straßencafé dem Treiben der Fischer zuschauen. Kalvarienberge, aus Stein gehauene Passionsgeschichten, schmücken fast jedes Dorf. Diese Glaubensbekenntnisse stehen stets in ummauerten Kirchhöfen und sind eine bretonische Eigenart.

Bis ans "Ende der Welt"

Auch hinter Morlaix bleiben wir der Küste treu und fahren in großem Bogen dem westlichsten Zipfel Frankreichs entgegen. Hier, an der Côte des Abers, ist das Gesicht der Landschaft von drei breiten, fjordähnlichen Flussmündungen, Abers genannt, geprägt. Bei Flut sind sie mit reichlich Wasser gefüllt, während sie bei Ebbe trockenfallen. Wunderschöne Strände gibt es in Brignogan Plage und in Dunes de St. Marguerite.

Finistère - Ende der Welt - heißt der westlichste Teil der Bretagne. Der Pointe de St. Mathieu ist sein äußerster Vorposten und ein Blick von dort hinaus auf den Atlantik lässt die Dimension dieser Landschaftsbezeichnung erahnen. Zwei Leuchttürme und eine Klosterruine markieren diesen Punkt. Ganz in der Nähe liegt das urige Fischernest Le Conquet. Draußen im Meer die Île de Quessant - eine von 800 bretonischen Inseln und Inselchen. Südlich, auf der anderen Seite der Rede von Brest, die Halbinsel Crozon.

Die ganze Bretagne auf einer Halbinsel

Crozon mit seiner dreizackigen Halbinselform hat alles, was die Bretagne ausmacht, auf kleinstem Raum. Schmale und teils atemberaubende Serpentinenstraßen mit bis zu elfprozentigen Steigungen führen zu den schönsten und spektakulärsten Aussichtspunkten. Mit dem Pointe de Espanol, Pointe du Toulinguet, Pointe de Penhir, Pointe de Dinan und dem Cap de la Chèvre gibt es davon gleich fünf. Feinsandige Strände mit türkisblauem Wasser, wie der Plage de Goullien versprühen beinahe karibisches Flair. Blühende Heidelandschaften, das lebendige Fischerdorf Camaret und der hübsche Badeort Morgat bieten alles, was das Herz des Bretagne-Fans begehrt.

Auf der Reise von Crozon in den Süden der Bretagne lohnt ein Abstecher nach Locronan. Das Dorf verfügt noch über einen original mittelalterlichen Ortskern, diente schon oft als Filmkulisse und zählt ganz offiziell zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Weiter zur schroffen Felsspitze Pointe du Raz und zur schönen, alten Stadt Quimper wird aber auch eines klar: Mit der Ruhe und der Einsamkeit, die man im äußersten Norden und Westen an vielen Stellen noch fand, ist es hier vorbei. Der Touristentrubel nimmt deutlich zu. Ganz besonders bekommt man das auf der Halbinsel Quiberon im Süden der Bretagne zu spüren. Dennoch haben auch die südlichen Küstenabschnitte ihren Reiz. Das Klima ist hier deutlich milder. Blühende Hortensien in allen Farben schmücken fast jeden Garten. Wie ein Ruhepol wirkt das romantische Örtchen Pont Aven. Dort erinnert vieles an den Maler Paul Gauguin, der sich hier mehrmals aufhielt.

Zauberei im Tal ohne Wiederkehr

Ein Pflichtbesuch ist das bretonische Stonehenge: Carnac - jener durch seine prähistorischen Steinreihen berühmt gewordener Ort. Die größte mit 1099 Menhiren in elf Reihen auf einer Länge von 1167 Metern ist Le Menec. Errichtet ab circa 4500 v. Chr. Bedeutung unklar. Weitere Steinsetzungen finden sich in Kermario und Kerlescan. Alle diese Formationen laufen in so genannten Cromlechs (Steingehegen) aus und scheinen als Richtpunkt den Grand Menhir von Locmariaquer am Golfe de Morbihan zu haben. Dieser größte aller bekannten Hinkelsteine liegt heute leider zerbrochen am Boden.

Vorbei am Golfe de Morbihan, einem Binnenmeer mit vielen kleinen Inseln, führt uns unser Weg nach Vannes. Wie schon Dinan erstrahlt auch diese Stadt im Glanze ihrer liebevoll restaurierten mittelalterlichen Gebäude und ist voll von buntem und quirligem Treiben. Unser letztes Ziel in der Bretagne liegt dann weit im Landesinneren. Es ist der Forst von Paimpont, der Zauberwald von Broceliande. Hier, wo die keltische Kultur am längsten überlebte, treffen wir auf die Geschichte von König Artus. Der Zauberer Merlin soll hier von der Fee Viviane in einem magischen Kreis eingeschlossen worden sein. Und die Zauberin Morgane, Artus’ Halbschwester, habe treulose Männer in ein Tal ohne Wiederkehr geschickt. Heute lässt das durch Abholzung geschrumpfte Gebiet nur noch erahnen, wie wild-romantisch dieser Wald einmal gewesen sein muss. Ein funkelnder See und kunstvoll verzierte Bäume im Tal ohne Wiederkehr, sorgen aber noch für einen kleinen Hauch von Zauberei.

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Die keltische Tradition lebt in der Bretagne aber nicht nur durch die Artus-Sage. Man begegnet ihr auf Schritt und Tritt. Alle Ortsschilder sind zweisprachig - französisch und bretonisch. Das Bretonische ist neben Gälisch (Irland), Kymrisch (Wales) und Cornisch (Cornwall) die letzte noch existierende keltische Sprache. Auch weht neben der Trikolore Frankreichs stets der Gwen ha Du, die schwarz-weiße bretonische Flagge. Und viele Einheimische zeigen mit einem BZH-Aufkleber (Abk. f. Breizh; Bretagne in der Landesprache) am Auto ihren Nationalstolz.

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