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Formel 1: Carlos Sainz und Ferrari – er hat es ihnen jetzt schon gezeigt


Geschasster Formel-1-Star
Er hat es ihnen jetzt schon gezeigt


13.04.2024Lesedauer: 5 Min.
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Carlos Sainz (links) und Lewis Hamilton: Der Rekordweltmeister wird Sainz nächstes Jahr im Ferrari ablösen.Vergrößern des Bildes
Carlos Sainz (links) und Lewis Hamilton: Der Rekordweltmeister wird Sainz nächstes Jahr im Ferrari ablösen. (Quelle: HOCH ZWEI/imago-images-bilder)

Schon vor Saisonbeginn stand fest: Carlos Sainz wird Ferrari am Ende der Saison verlassen müssen. Er macht für Lewis Hamilton Platz. Doch der Spanier geht nicht ohne Kampf.

Es war die Sensationsnachricht noch vor Saisonbeginn: Lewis Hamilton, der Formel-1-Rekordweltmeister, der Dominator des vergangenen Jahrzehnts, wechselt nach zwölf Saisons im Mercedes zur Saison 2025 zu Ferrari. Der statistisch erfolgreichste Fahrer und das erfolgreichste Team der Formel-1-Historie verbinden ihre Kräfte. Die Nachricht hatte eine enorme Strahlkraft, dominierte die Schlagzeilen.

Doch im Schatten des Glanzes des Rekordweltmeisters und seines künftig neuen Teams wurde ein Schicksal fast ignoriert: das von Carlos Sainz. Der Spanier muss seinen Platz bei Ferrari am Ende des Jahres für Hamilton räumen. Neben Jungstar Charles Leclerc und Rekordweltmeister Hamilton war für den Spanier kein Platz mehr.

Schon vor Saisonbeginn war klar: An den sportlichen Leistungen kann der Sainz-Rauswurf nicht gelegen haben. Er gilt als einer der konstantesten Fahrer im Feld, nur gegen die Strahlkraft des siebenfachen Weltmeisters Hamilton hatte er keine Chance. Nach Bekanntgabe des Fahrerwechsels präsentiert sich Sainz jedoch aktuell in Topform, ist nach Ergebnissen der beste Nicht-Red-Bull-Fahrer der bisherigen Saison – deutlich besser als Hamilton. Hat Ferrari einen schweren Fehler begangen?

Sainz kämpfte sich schon einmal zurück

Das Ferrari-Schicksal ereilte Sainz bereits vor einigen Jahren schon einmal. Die Saison 2018 fuhr er beim französischen Rennstall Renault. Weil aber mit Daniel Ricciardo ein mehrfacher Rennsieger und etablierter Top-Star der Formel 1 verfügbar war, bekam Sainz nach gerade einmal etwas mehr als einem Jahr die Tür gezeigt.

Doch der Spanier kam zurück: Sainz heuerte bei McLaren an. Der Schritt zu dem damals schwer in die Krise geratenen ehemaligen Top-Team wirkte wie ein Karriererückschritt. Doch Sainz' zwei Jahre bei dem britischen Rennstall wurden zur Erfolgsgeschichte, die dem Spanier seine ersten Podestplatzierungen einbrachte – und Ferraris Interesse überhaupt erst weckte.

Sainz sollte die Nummer zwei hinter Leclerc sein

Bei der Scuderia wurde Sainz ab 2021 Teamkollege von Charles Leclerc. Der junge Monegasse gilt seit Jahren als einer der besten jungen Fahrer der Welt und wird als zukünftiger Weltmeister gehandelt. Im Jahr 2019 zu Ferrari gekommen, lief er dort dem viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel den Rang ab.

Um Konflikte zwischen dem aufstrebenden Talent und dem stolzen Weltmeister zu vermeiden, entschieden sich die Italiener, den alternden Deutschen auf das Abstellgleis zu stellen. Leclerc bekam einen langfristigen Vertrag und Vettel wurde durch Sainz ersetzt, der das Team als verlässliche Nummer zwei hinter Leclerc verstärken sollte.

Sainz lieferte und hielt sich dabei sogar zeitweise nicht ganz an das Skript: Ein wirklicher Klassenunterschied zwischen ihm und Leclerc war nur in der Saison 2022 zu erkennen, als Leclerc Vizeweltmeister wurde und Sainz die Saison mit 62 Punkten Abstand auf Platz fünf beendete. Dennoch erfüllte er auch damals die Erwartungen und holte genug Punkte, um Ferrari Platz zwei in der Teamwertung zu sichern.

Den Rest der Zeit agierte er sogar auf Augenhöhe mit Leclerc. Seine erste Saison 2021 beendete Sainz vor dem Monegassen, 2023 musst er sich dann nur um die Winzigkeit von sechs Punkten hinten anstellen. Hinzu kommt: Nur ein Rennen wurde im vergangenen Jahr nicht von einem der Red-Bull-Piloten gewonnen. Der Sieger beim Großen Preis vom Singapur: Carlos Sainz.

Sainz liefert Konstanz

Das Bild bei Ferrari in den vergangenen Jahren war stets dasselbe: Während Leclerc in Bestform sicherlich kaum zu schlagen war, agierte er aber zu oft inkonstant und machte zu viele Fehler. Ganz anders Sainz: Er fuhr konstant auf gutem Niveau, aber meist ohne die großen Wow-Momente – zumindest bislang.

Denn der Rauswurf bei Ferrari scheint Sainz eher zu motivieren, statt zu deprimieren. Beim Saisonauftakt in Bahrain und beim letzten Rennen in Japan holte er jeweils hinter den dominanten Red Bull von Max Verstappen und Sergio Pérez den dritten Platz. Das Highlight jedoch: der Große Preis von Australien, wo Sainz den Ausfall Verstappens nutzte und das Rennen auf dominante Art und Weise gewann – und das unter Schmerzen. Denn das Rennen in Saudi-Arabien hatte er zwei Wochen vorher noch aufgrund einer Blinddarm-Operation verpasst.

In der Gesamtwertung steht Sainz aktuell nur aufgrund des verpassten Rennens in Saudi-Arabien hinter Leclerc, ist ergebnistechnisch der mit Abstand beste Nicht-Red-Bull-Fahrer der Saison.

Hamilton hat Probleme

Und Hamilton? Der hat in seinem letzten Jahr bei Mercedes erhebliche Mühe. Zwei siebte Plätze, ein neunter Platz und ein Ausfall stehen aktuell zu Buche. Klar: Der Mercedes erweist sich auch in diesem Jahr wieder als zu langsam und schwierig zu fahrendes Auto. Doch auch das teaminterne Duell gegen George Russell verlor Hamilton bei allen drei Rennen, bei denen sie ins Ziel kamen, deutlich.

Sind die Ergebnisse nur das Resultat mangelnder Motivation aufgrund eines nun im dritten Jahr in Folge unzureichenden Autos? Hat Mercedes seinen Boliden womöglich mehr auf Russells Präferenzen abgestimmt, da er dem Team auch über die Saison hinaus erhalten bleiben wird? Oder könnte es tatsächlich sein, dass Hamilton nicht mehr der Alte ist?

Zweifel am Können des siebenmaligen Weltmeisters und 103-maligen Rennsiegers kommen in der Formel 1 nahezu der Blasphemie gleich. Doch der Brite ist 39 Jahre alt, absolviert aktuell seine 18. Saison in der Königsklasse des Motorsports. Sein letzter Rennsieg datiert vom 5. Dezember 2021. Die letzten beiden Saisons waren die ersten in seiner gesamten Karriere ohne einen einzigen Rennsieg: anders auch hier George Russell, der den schwierigen Mercedes im selben Zeitraum immerhin einmal zum Sieg steuern konnte.

Hamilton wird sich in seiner ersten Saison für Ferrari im Alter von dann 40 Jahren an ein neues Auto, einen neuen Motor, ein neues Umfeld, ein neues Land und eine neue Sprache gewöhnen – und sich dem Duell mit dem jungen, wilden Leclerc stellen müssen. Das alles, während er versucht, die frustrierenden letzten Mercedes-Jahre aus den Klamotten zu schütteln. Auch für einen Rekordweltmeister ist das eine enorme Herausforderung.

Sainz auf der anderen Seite erreicht mit seinen 29 Jahren gerade erst seinen Zenit: Er ist immer noch jung, hat aber in seinem vierten Jahr bei Ferrari nun genug Erfahrung in einem Top-Team gesammelt, um ganz vorne anzugreifen.

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Das wird er aber nun bei einem anderen Team tun müssen. Bei welchem, ist zurzeit allerdings noch unklar. Mit Mercedes, Red Bull oder auch Sauber, das ab 2026 von Audi übernommen wird, haben einige attraktive Adressen im kommenden Jahr ein Cockpit frei. Wenn Sainz seine aktuelle Formkurve bestätigen kann, werden die Top-Teams wohl bei ihm Schlange stehen.

Ferrari muss dann hoffen, dass das Experiment mit Leclerc und Hamilton aufgeht – und Sainz keine Kreise um ein ewiges Talent und einen alternden Weltmeister im roten Renner fährt. Für den stolzen Rennstall wäre es eine Blamage. Dass Sainz das Potenzial dafür hat, hat er ihnen jetzt schon gezeigt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Rennergebnisse der Saison 2021
  • Rennergebnisse der Saison 2022
  • Rennergebnisse der Saison 2023
  • Rennergebnisse der Saison 2024
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