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Nur Atempause in der Krise des FC Bayern: Kahn beantwortet Zukunftsfrage


Bayern-Boss in der Kritik
Das antwortet Kahn auf die Zukunftsfrage

Von Julian Buhl

01.05.2023Lesedauer: 4 Min.
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Oliver Kahn: Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern ist momentan als Krisenmanager gefragt.Vergrößern des Bildes
Oliver Kahn: Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern ist momentan als Krisenmanager gefragt. (Quelle: IMAGO/Revierfoto)

Mit dem mühevollen 2:0-Sieg gegen Hertha verschaffen sich die Münchner etwas Luft in ihrer Krise. Die Probleme sind aber weiter offensichtlich.

Vom FC Bayern berichtet Julian Buhl aus München

Thomas Müller lief grinsend durch die Mixed Zone der Allianz Arena. Ein Interview wollte der Vizekapitän des FC Bayern dort nach dem mühevollen 2:0-Sieg gegen Hertha BSC nicht geben. Eine Botschaft hinterließ er den Journalisten im Vorbeigehen aber dennoch. "Da simma wieder. Wir holen uns das Ding. Könnt ihr schreiben", rief er und lachte, bevor er die Arena schnellen Schrittes verließ.

Nachdem sich die Münchner gegen den Tabellenletzten lange schwergetan hatten, traf Serge Gnabry (69.) doch noch zum erlösenden 1:0. Kingsley Coman machte mit seinem Treffer genau zehn Minuten später dann alles klar. Bei beiden Treffern hatte Joshua Kimmich die dicht gestaffelte Abwehr jeweils mit einem Chipball überlistet und so die perfekten Vorlagen geliefert. Kimmich feierte das wie viele seiner Mitspieler mit geballten Fäusten. Ähnlich emotional sah man vor allem ihn und Müller, also die beiden Kapitäne, nach Abpfiff dann auch vor der Südkurve jubeln.

Man konnte der Mannschaft die Erleichterung darüber förmlich ansehen, dass es ihnen am Ende doch noch gelungen ist, den überraschenden Patzer von Borussia Dortmund, das am Freitag beim VfL Bochum nur 1:1 spielte, auszunutzen. Damit sind die Bayern nun wieder Tabellenführer und gehen mit einem Punkt Vorsprung in die verbleibenden vier Saisonspiele.

Kahn: "Die Meisterschaft ist kein Trostpreis"

Der Rekordchampion hat es nun also doch wieder in der eigenen Hand, sich den elften Meistertitel in Folge zu sichern – und damit immerhin noch das Minimalziel dieser trotzdem bereits jetzt schon missratenen Saison.

"Es steht jetzt dieser eine Titel im Vordergrund. Das ist auch keineswegs ein Trostpreis. Das ist die Deutsche Fußball-Meisterschaft", sagte der Vorstandsboss Oliver Kahn. "Es ist eine super-spannende Situation in der Meisterschaft. Vielleicht bleibt es super eng, bis zur letzten Minute."

Wenn Kahn so etwas sagt, schießen einem unweigerlich die Bilder vom Saisonfinale 2001 in den Kopf, als er am Boden liegend die Eckfahnenstange malträtierte und damit die Last-Minute-Meisterschaft bejubelte – die Patrik Anderson den Bayern damals am 34. Spieltag mit einem verwandelten indirekten Freistoß im Strafraum doch noch gesichert hatte. Die Geburtsstunde von Kahns ganz persönlicher "Weiter, immer weiter"-Legende.

So beantwortet Kahn die Zukunftsfrage

Wie weit es mit Kahn jetzt beim FC Bayern noch gehen wird, ist momentan allerdings fraglicher denn je. Sogar auch, ob er das Saisonfinale am 27. Mai überhaupt noch in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender miterleben wird. Denn fünf Tage zuvor wird der Aufsichtsrat des FC Bayern zu seiner turnusmäßigen Sitzung zusammenkommen. In den vergangenen Tagen waren verstärkt Spekulationen darüber zu lesen, dass das Gremium dann plane, Kahns Abberufung zu besprechen. Auch die Arbeit und Weiterbeschäftigung von Sportvorstand Hasan Salihamidzic muss und wird dabei Thema werden.

Nach dem Spiel gegen Hertha wurde Kahn also konkret gefragt, ob er in der kommenden Saison noch Vorstandsboss bei Bayern sei? Der 53-Jährige lachte und sagte dann: "Selbstverständlich bin ich noch hier!" Zuletzt hatte er bereits angekündigt, in der nächsten Saison noch einmal richtig mit Bayern angreifen zu wollen. Kahn kämpft weiter um seinen Job und für den FC Bayern.

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"Ja, wir haben eine Aufsichtsratssitzung Ende Mai, wo wir, wie immer, turnusmäßig zusammenkommen werden. Und: Natürlich werden wir da alle sehr, sehr kritisch miteinander umgehen, sicherlich auch sehr analytisch sein, uns viele, viele Fragen stellen", führte er aus. "Es ist ja nicht so, dass wir hier alles gut finden, was in den letzten Monaten passiert ist. Da gibt es sicherlich hier und da Gesprächsbedarf. Reflexion. Wo müssen wir uns verbessern, was können wir in Zukunft besser machen?"

Das dritte Viertelfinalaus in der Champions League in Folge, für das dieses Mal Mitfavorit Manchester City sorgte, sowie das dritte vorzeitige Scheitern im DFB-Pokal, für das nun Freiburg mit einem 2:1-Erfolg in München verantwortlich war, dürften da zweifellos dazugehören.

Kahn erinnert an Otto Rehhagel

"Aber das ist alles Zukunftsmusik. Jetzt gilt es: Schritt für Schritt", sagte Kahn. "Es ist jetzt meine große Verantwortung als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München, meinen Fokus hundertprozentig auf das Sportliche zu legen." Kahn durchlebt allerdings derzeit seine wohl schwierigste Phase seiner gesamten Bayern-Zeit. Derart infrage wurde er in München noch nie gestellt – schon gar nicht in seiner Zeit als Spieler und einstiger Torwart-Titan.

"Ein sehr weiser Trainer hat mal gesagt: 'Wer beim FC Bayern einen Vertrag unterschreibt, der muss wissen, was er getan hat.' Und genauso ist es", sagte Kahn und erinnerte damit an Otto Rehhagel, der 1995 nach München gewechselt war und drei Wochen vor dem Ende seiner ersten Saison schon wieder gefeuert wurde. "Mein Fokus liegt im Moment nicht auf irgendwelchen Diskussionen, mein Fokus gilt nur der Deutschen Meisterschaft. Darum geht es."

Hainer weicht der Kahn-Frage aus

Herbert Hainer, der als Präsident Kahns Vorgesetzter und nebenbei auch noch der Vorsitzende des Aufsichtsrats ist, wich der viel diskutierten Frage nach der Zukunft des Vorstandsvorsitzenden aus. "Wir konzentrieren uns jetzt auf das Sportliche, weil das ist das Wichtigste, was unten auf dem Platz passiert und dass wir die elfte deutsche Meisterschaft gewinnen", sagte Hainer.

Davon abgesehen "analysieren und debattieren wir natürlich über die Gesamtlage, besprechen das in aller Ruhe, intern und auch sehr umsichtig, wie man es vom FC Bayern auch gewohnt ist". Auch Hainer war aufgrund des gelungenen Sieges erleichtert. Wie schwer sich die Mannschaft dabei erneut getan hatte, war aber auch ihm nicht entgangen.

"Es war für uns schon mal der Tag der Arbeit, einen Tag vorgezogen", sagte Hainer: "Ein schweres Spiel. Man hat die Verunsicherung der Mannschaft gesehen. Jetzt sind wir Tabellenführer, haben es selber in der Hand."

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Die Konfliktthemen bei Bayern schwelen im Hintergrund

Die Probleme der Bayern sind damit längst nicht gelöst, die möglichen Konfliktthemen werden vielleicht etwas überdeckt und für den Moment in den Hintergrund gerückt, dort schwelen sie aber weiter.

Die Münchner haben sich aber etwas Zeit zum Luftholen verschafft in ihrer Krise, die sich in den vergangenen Wochen bislang immer weiter zugespitzt hatte.

Auch Trainer Thomas Tuchel, der seinen erst dritten Sieg im achten Spiel unter seiner Leitung feierte, blieb in diesem Bild und sagte: "Durchatmen, durchatmen, durchatmen – und weitermachen." Kahn, für den das ganz besonders gilt, hätte das nicht besser formulieren können.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort in der Allianz Arena
  • Interview mit Oliver Kahn in der Mixed Zone
  • Interview mit Herbert Hainer in der Mixed Zone
  • Gespräch mit Thomas Müller in der Mixed Zone
  • Aussagen von Thomas Tuchel bei der Pressekonferenz
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