BVB: Pierre-Emerick Aubameyang und sein Aufstieg zum Toptorjäger

Von Nico Herold

Es war der 2. April 2014, Champions-League-Viertelfinale. Jürgen Klopp, damals noch Trainer von Borussia Dortmund, war gegen Real Madrid zum Improvisieren gezwungen. Robert Lewandowski konnte nicht spielen – das Sturmzentrum war damit verwaist. Der BVB-Trainer beorderte deswegen Pierre-Emerick Aubameyang in die vorderste Angriffsfront. Damals eine absolute Notlösung.

Heute wirkt dieser Umstand nicht zwei sondern eher zehn Jahre entfernt. Aubameyang spielte damals – freundlich formuliert – nicht seine beste Partie. Anders ausgedrückt: Er war gegen das Starensemble der Madrilenen unsichtbar. Das Experiment wurde nach der Rückkehr von Lewandowski schnell wieder beendet. Aubameyang spielte fortan wieder auf der Außenbahn. Aber auch da nur als Ersatz für Marco Reus und Jakub Blaszczykowski.

Lewandowski-Abgang genutzt

Heute sieht die Fußball-Welt aus der Sicht des Gabuners ganz anders aus. Der 26-Jährige ist die unangefochtene Nummer eins im Sturmzentrum der Schwarz-Gelben und hat sich zu einem Weltklasse-Angreifer gemausert. Ein enormer Leistungssprung innerhalb nur eines Jahres. Und der startete quasi per Zufall.

Als Lewandowski die Borussen in Richtung München verließ wollten die BVB-Bosse das entstandene Loch im Offensivbereich mit Ciro Immobile füllen. Die Geschichte des Italieners in Dortmund ist dabei schnell erzählt. Der Stürmer erzielte in allen drei Wettbewerben nur zehn Treffer und konnte die Lücke nie füllen.

Von der Notlösung zum Goalgetter

Da auch der zweite Sturm-Neuzugang, Adrian Ramos, nicht überzeugen konnte, war BVB-Coach Klopp zum Handeln gezwungen. Er versuchte es erneut mit der Madrid-Notlösung Aubameyang, obwohl der vorher von vielen schon abgeschrieben wurde. Und der explodierte in seiner neuen Rolle auf einmal förmlich. 16 Treffer gelangen "Auba" in der Bundesliga – und das obwohl der damalige Vizemeister zeitweise gegen den Abstieg spielte.

Klopp oder Tuchel? Auba kann beides!

Nichts war mehr zu sehen vom Aubameyang der ersten Saison. Nutznießer davon ist nun auch der neue Trainer Thomas Tuchel. Der entwickelte sein Sturmjuwel nun weiter, machte aus ihm einen kompletten Stürmer. War Aubameyang vorher noch vermehrt auf das Gegenpressing à la Klopp spezialisiert, passt er nun auch perfekt zur mehr auf Ballbesitz orientierten Tuchel-Spielweise.

Da werden aktuell sogar Vergleiche mit Bayern-Legende Gerd Müller laut. Nicht nur wegen Aubameyangs unglaublicher Torquote in dieser Saison - er steht bereits nach 19. Spieltagen bei 20 Toren - auch wegen seiner Spielweise. Kaum ein Verteidiger kriegt den Gabuner im Strafraum zu fassen. Dazu ist er vor dem Tor unglaublich effektiv geworden.

Auch Tuchels Verdienst

Ein Fußball-Laie würde sagen: "Der steht halt richtig." Aber es ist mehr. Seine Laufwege sind gerade im Sechzehner perfekt mit dem Rest des Teams abgestimmt. Reus, Mchitarjan und Co. wissen immer genau wo Aubameyang im Sechzehner zu finden ist. Auch ein Verdienst Tuchels. Der gab seinen Spielern von Anfang an, besonders in der Offensive, mehr Möglichkeiten an die Hand.

"Tuchels Ansätze haben uns deutlich weitergebracht", berichtete Reus nach dem Winter-Trainingslager: "Wir spüren, dass die Automatismen zunehmend greifen und wir in der Lage sind, auch Mannschaften zu beherrschen, mit denen wir früher Probleme hatten."

Davon profitiert vor allem Aubameyang. Der ist der Dreh- und Angelpunkt in der Offensive. Und dieses Vertrauen zahlt er aktuell mehr denn je zurück. Die Zeiten als Notlösung sind definitiv vorbei.