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BVB drückt Reset-Knopf: Riskanter Umbruch bei Borussia Dortmund


110 Millionen Euro investiert
Riskanter Umbruch: BVB drückt den Reset-Knopf

Von t-online
Aktualisiert am 13.08.2016Lesedauer: 4 Min.
Trainer Thomas Tuchel mit BVB-Neuzugang Mario Götze im Trainingslager in der Schweiz.Vergrößern des BildesTrainer Thomas Tuchel mit BVB-Neuzugang Mario Götze im Trainingslager in der Schweiz. (Quelle: imago-images-bilder)
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Von Mark Weidenfeller

Mario Götze hat die Haare kurz. Der Ex-BVB-Ex-Bayern-und-jetzt-wieder-BVB-Profi hat sich nach seiner Rückkehr zu Borussia Dortmund auch äußerlich auf Neuanfang getrimmt. Die modische Föhnwelle eines Münchner Coiffeurs ist dem Rasierer zum Opfer gefallen, ab jetzt heißt es: Understatement statt Undercut.

Die bayrische Glitzerwelt soll für Götze offenbar auch optisch endgültig der Vergangenheit angehören, der verlorene Sohn geht einen Schritt zurück, um wieder nach vorne zu kommen – und steht damit sinnbildlich für den großen Umbruch beim BVB.

Denn auch die Dortmunder Borussia erfindet sich gerade neu. Mit Mats Hummels, Henrikh Mkhitaryan und Ilkay Gündogan haben sich drei zentrale Säulen des Teams zu noch größeren Vereinen verabschiedet und damit riesige Lücken in den Kader von Trainer Thomas Tuchel gerissen. Getröstet wurde der BVB mit Ablösesummen in Höhe von insgesamt rund 110 Millionen Euro, die umgehend komplett in neue – und meist sehr junge – Spieler investiert wurden.

"Saison wird schwieriger als viele denken"

"Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und unser Team mit dem vorhandenen Geld deutlich verjüngt", umriss BVB-Boss Hans-Joachim Watzke die neue Philosophie des Klubs. Wohlwissend, dass sich der ganz große Erfolg wohl nicht sofort einstellen wird.

"Wir können nach dem Verlust dreier absoluter Weltklasse-Spieler nicht sagen: Jetzt holen wir acht Neue und das läuft wieder", warnte Watzke deshalb in der "Sport Bild" vor zu hohen Erwartungen. "Die Saison wird schwieriger als viele denken." Spieler wie der türkische Nationalspieler Emre Mor (18), der Franzose Ousmane Dembele (19) oder der Spanier Mikel Merino (20) sind zwar hochveranlagt, gelten aufgrund ihres jungen Alters aber eher als Optionen für die Zukunft.

Anpassung an neue Umgebung

Hinzu kommen Innenverteidiger Marc Bartra vom FC Barcelona, der frischgebackene Europameister Raphael Guerreiro und Ex-Bayer Sebastian Rode, die dringend benötigt werden, sich aber ebenfalls noch an die neue Umgebung und ihre zentralen Rollen gewöhnen müssen.

Und dann wären da noch der bereits erwähnte Götze und sein Kumpel André Schürrle, über denen das größte Dollar-, aber gleichzeitig auch das größte Fragezeichen steht. Das Weltmeister-Duo war dem BVB insgesamt 52 Millionen Euro wert, die Leistungen des Vorlagengebers und des Torschützen der magischen WM-Finalnacht von Rio sind nach dieser schon jetzt legendären Aktion jedoch eher überschaubar.

"Wissen, dass unser Weg riskant ist"

Schürrle hat seit Sommer 2014 in 57 Ligaspielen für Chelsea und Wolfsburg 13 Treffer erzielt, Götze brachte es im gleichen Zeitraum auf 46 Bundesliga-Spiele und zwölf Tore für die Bayern. Die Namen und das Versprechen sind groß, das Wagnis dieser Verpflichtungen aber nicht viel kleiner.

"Wir wissen, dass unser Weg sehr riskant ist", bestätigte Coach Tuchel dann auch umgehend: "Wir hoffen aber, dass unser Risiko am Ende belohnt wird." Damit es so kommt, ist der Taktikfuchs und Tüftler derzeit mehr denn je gefordert. Tuchel muss das richtige Rezept finden, um die vielen Neulinge möglichst schnell zu integrieren und das Gesamtkonstrukt BVB zum Laufen zu bringen.

"Einen Stil finden"

Stures Festhalten an einer bestimmten taktischen Ausrichtung oder Grundformation wird es vorerst nicht geben, die Dortmunder sind auf der Suche nach sich selbst. "Die Kunst des Jetzt ist es, nicht an Vorstellungen zu kleben. Sondern alles offen zu beobachten und einen Stil zu finden", philosophierte Tuchel bereits in der ersten Trainingswoche.

Eine echte Stammformation ist derzeit deshalb noch lange nicht in Sicht. Gesetzt ist wohl lediglich Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang, der sich trotz mehrerer Auslands-Offerten letztlich klar zum BVB bekannte und erneut für die nötigen Treffer sorgen soll. Hinter dem Gabuner balgen sich mit dem noch immer angeschlagenen Marco Reus, Götze, Schürrle, Shinja Kagawa, Gonzalo Castro, Dembele, Mor sowie den beiden Youngstern Felix Passlack und Christian Pulisic gleich neun Hochkaräter um eine der drei Planstellen im offensiven Mittelfeld. Für die Besetzung des Maschinenraums etwas weiter hinten gibt es mit Merino, Rode, Castro, Julian Weigl und Nuri Sahin fünf Kandidaten.

"Größter Umbruch der vergangenen zehn Jahre"

Nicht weniger als neun Spieler hätten zudem gerne einen Platz in der Viererkette, im Tor wird es zwischen Roman Bürki und Namensvetter Weidenfeller erneut eine Wettbewerbs-Rochade geben. "Wir müssen alle offen sein für neue Lösungen", so Tuchel, der zudem daran denkt, flexible Akteure wie Passlack, Merino oder Olympia-Fahrer Sven Bender auf ihnen fremden Positionen einzusetzen und so noch einmal für besondere Impulse zu sorgen. Nichts ist unmöglich.

Der BVB wird nach dem "größten Umbruch der vergangenen zehn Jahre" (Watzke) dementsprechend Zeit brauchen, um sich einzuspielen und das gesamte Potenzial abzurufen. Die Experimente werden wohl bis weit in die Saison hineinreichen, selbst eine komplette Übergangs-Spielzeit ist denkbar. Wer jedoch glaubt, dass sich die Dortmunder mit einem Platz in der Verfolgergruppe und ein paar hilfreichen Erkenntnissen für die Zukunft zufriedengeben würden, hat sich ordentlich getäuscht. Tuchels Ehrgeiz ist ungebrochen, wie er klarstellte: "Wir stellen unsere Ansprüche nicht zurück."

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