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Berti Vogts: "FC Bayern würde auch ohne Trainer Meister werden"


Rekordmeister dominiert
"Die Bayern würden auch ohne Trainer Meister werden"

MeinungDie Kolumne von Berti Vogts bei t-online.de

Aktualisiert am 20.02.2018Lesedauer: 4 Min.
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Die Bayern dominieren die Bundesliga. Schuld daran ist die schlechte Leistung der Konkurrenz.Vergrößern des Bildes
Die Bayern dominieren die Bundesliga. Schuld daran ist die schlechte Leistung der Konkurrenz. (Quelle: dpa)

In seiner neuen Kolumne erklärt Berti Vogts, wer die Schuld an der Langeweile in der Liga trägt und schreibt von einem Telefonat mit Bayern-Trainer Jupp Heynckes.

Wenn selbst ich bei einem Bundesligaspiel den Fernseher abschalte, dann stimmt etwas nicht. Aber mittlerweile denke ich mir: „Ah, ist gerade trocken, gehst du mal mit dem Hund raus.“ Ja, die Bundesliga ist langweilig. Aktuell interessiert mich nicht mal mehr die Frage, ob Jupp Heynckes Bayern-Trainer über die Saison hinaus bleibt.

Bayern würde auch ohne Trainer Meister werden

Ich habe vor wenigen Wochen mit Jupp telefoniert. Es ging um private Dinge und war ein sehr nettes Gespräch, dessen Inhalt ich hier natürlich nicht wiedergeben werde. Für mich ist klar: Beide Parteien, Bayern und Jupp, wissen ganz genau, was sie wollen. Ich glaube, dass beide auch schon lange wissen, ob Ja oder Nein, also ob er weitermacht oder nicht. Das ist nur noch ein Spiel mit den Medien. „Hat Jupp gelacht oder hat er nicht gelacht bei der Antwort? Was bedeutet das jetzt?“ Das kann ich auch nicht mehr hören, zu dem Thema ist alles gesagt.

Man sollte das auch den Bayern überlassen, die gehen sehr vernünftig miteinander um. Ich würde mich persönlich freuen, wenn Jupp weitermacht, das habe ich schon mal gesagt. Aber es ist seine Sache und die Sache seiner Familie – und auch von Hoeneß und Rummenigge. Bayern würde aktuell ohnehin auch ohne Trainer Deutscher Meister werden.

Wir sollten ehrlich miteinander umgehen

Der Vorsprung wächst von Woche zu Woche – aktuell beträgt er 19 Punkte. Die Spannung ist weg – und das kommt nicht von ungefähr.

Es ist doch schon ein Alarmsignal, wenn die großen englischen Vereine junge Spieler einfach so nach Deutschland abgeben, damit sie Spielpraxis bekommen, weil sie in der Premier League keine Chance haben. Reece Oxford hat bei West Ham überhaupt keine Rolle gespielt, bei Gladbach ist er Stammspieler. Chelsea gibt Batshuayi einfach so an Dortmund weiter – und da ist er auf einmal einer der ganz Großen in der Bundesliga. Lasst uns doch alle mal ehrlich miteinander umgehen.

Bayern tragen keine Schuld

Nach ein, zwei Jahren werden sie nach England zurückgeholt – und wir behaupten, wir hätten die stärkste Liga der Welt? Nein, die Engländer haben sie, vielleicht die Spanier. Deutschland kommt dann auf einem Niveau mit Italien.

Woran liegt das? Die Schuld von Bayern München ist es ganz sicher nicht. Die passen sich den Topteams im internationalen Fußball an.

Einige Trainer haben aus den Augen verloren, worum es geht

Die anderen Vereine sind schuld – abgesehen vielleicht von Dortmund und Leipzig. Ich glaube, dass einige Trainer aus den Augen verloren haben, worum es eigentlich geht: Tore erzielen und Tore verhindern. Mit Ballgeschiebe dagegen gewinnt man keine Punkte – und auch kein Ansehen bei den Fans und im Ausland.

Vielleicht liegt das Problem in der Trainerausbildung. Da lernt man offenbar, wie wichtig Ballgeschiebe und Ballkontrolle sind. Wenn ich höre, „wir müssen den Ball in unseren Reihen halten, um zu schauen, ob es möglich ist, ein Tor zu erzielen“, sage ich: „Nein“. Ich muss den Willen haben, Tore zu erzielen – darum geht es. Das hat die Bundesliga stark gemacht.

Amerikaner wollen Entertainment, wir schönen Fußball

Das Problem liegt in der Spielanlage der Vereine, die sich mal ein Beispiel an Joachim Löw nehmen sollten. Da haben die Spieler immer den Blick nach vorne gerichtet und versuchen, die Stürmer möglichst schnell in möglichst gute Positionen vor dem Tor zu bringen. Das ist zielgerichtet, das ist guter Fußball. Das würde auch die Bundesliga wieder spannend machen.

Jetzt den Modus der Liga ändern? Das halte ich persönlich für Blödsinn. Das kann man im Eishockey machen, oder im American Football. Der Amerikaner lebt ganz anders mit seinen Sportarten. Aber unsere Bundesliga? Nein. Die Amerikaner wollen Entertainment, wir wollen schönen Fußball, Tore und Punkte – so wie wir es bei der Nationalmannschaft geboten bekommen.

Trainertagungen müssen besser genutzt werden

Vielleicht müssen die Trainertagungen besser genutzt werden. Das war bei uns früher auch so: Die DFB-Trainer haben sich alle halbe Jahre mit den Vereinstrainern getroffen und auch mal heftig gestritten – da waren Persönlichkeiten wie Weisweiler, Happel oder Lattek dabei. Da ging es immer darum, was international gespielt wird und was wir hier sehen wollen.

Die DFL zahlt den Vereinen so viel Geld, da müssen die auch mal etwas zurückzahlen. Und das sehe ich im sportlichen Bereich.

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Das Spiel muss Lust und Laune machen

Wenn ich sehe, mit welcher Offensivpower der FC Schalke auf den FC Bayern losgegangen ist – das war eines der besten Spiele in den letzten sechs, sieben Monaten. Warum macht Schalke das nur gegen Bayern? Warum machen andere das nicht? Warum soll das nicht möglich sein? Das sind die entscheidenden Fragen. Auch den Sport-Vorständen und Sportdirektoren muss man das verklickern und klarmachen, dass es sonst weniger Geld von der DFL gibt.

Das Spiel muss doch den Fans Lust und Laune machen. So viele Spiele waren am vergangenen Wochenende nicht mehr ausverkauft.

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