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Champions League: Jürgen Klopp - Bewerbung auf der größten Bühne


Champions League
Klopp - Bewerbung auf der größten Bühne

Von t-online
24.05.2013Lesedauer: 4 Min.
Jürgen Klopp könnte mit dem BVB in Wembley seinen bisher größten Triumph feiern.Vergrößern des BildesJürgen Klopp könnte mit dem BVB in Wembley seinen bisher größten Triumph feiern. (Quelle: imago/Action Pictures)
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Von Patrick Brandenburg

Schon der Einzigartige wusste die Bühne Champions League perfekt zu nutzen. "Ich liebe diesen Klub", sagte Jose Mourinho 2004 vorm Königsklassen-Finale seines FC Porto in der Arena auf Schalke mit Pathos, "aber ich werde diesen Klub verlassen!" Wenige Stunden später streifte "The Special One" nur widerwillig den gewonnenen Henkelpott, ließ seine Spieler feiernd und staunend auf dem Rasen zurück und startete umgehend durch zu einer Weltkarriere mit Ausgangspunkt FC Chelsea.

Ein ähnlich dramatischer Abgang ist von Jürgen Klopp natürlich nicht zu erwarten. Wenige Stunden vor Borussia Dortmunds Endspiel-Auftritt in der Champions League gegen den FC Bayern im Wembley-Stadion schwärmt der BVB-Trainer von seiner Mannschaft und verteilt zwischen den Zeilen Treuebekenntnisse: "Dass wir nach nur fünf Jahren Aufbauarbeit mit diesem jungen Team im Finale stehen - so etwas ist nur in Dortmund möglich." Egal wie das Spiel in London ausgeht - der Trainer wird in einigen Wochen am Trainingsgelände im Vorort Brackel bereitstehen, wenn die Vorbereitung auf die nächste Saison beginnt. Aber eher mittel- als langfristig sollten sich die Fans von Schwarz-Gelb mit dem schmerzhaften Gedanken vertraut machen, dass ihr heiß geliebter Kloppo irgendwann die Pöhler-Kappe an der Geschäftsstelle am Rheinlanddamm zurückgeben und dem Ruf eines Weltklubs folgen könnte.

"Das spannendste Projekt der Welt"

Die Interessenten stehen jetzt schon Schlange, weil Dortmund mit einer hochgradig spektakulären Champions-League-Saison europaweit für Aufsehen gesorgt hat. Ein Erfolg im Endspiel würde den 45-Jährigen unweigerlich ganz nach oben auf die Wunschliste der europäischen Topteams katapultieren: bei Manchester United etwa, dem Lokalrivalen City, bei Arsenal, Real Madrid oder Barcelona - auch wenn einige von ihnen gerade erst (mit ungewissem Ausgang) den Trainer wechseln.

Noch sagt Klopp im Interview mit englischen Zeitungen Sätze wie: "Dortmund ist das spannendste Fußball-Projekt der Welt." Aber zum ersten Mal rutschen dem Diplom-Sportlehrer inzwischen auch verdächtige Hinweise raus wie: "Wenn mich in drei oder vier Jahren noch einer haben will, können wir uns unterhalten." Oder: "Die meisten meiner Spieler werden noch weitere Endspiele in Europa bestreiten. Ob ich dann noch da bin, ist eine andere Frage." Den BVB-Fans und -Verantwortlichen sollte das Warnung genug sein. Schon auf seiner ersten Station Mainz bereitete er den Anhang strategisch auf einen Abgang nach sieben Jahren Dienstzeit vor, als er verkündete, dass er sicher nicht ewig am Bruchweg bleiben werde. Klopps Vertrag in Dortmund läuft 2016 aus, dann hätte er acht Jahre lang beim BVB gewirkt - eine kleine Ewigkeit im Fußball-Geschäft.

Die schwarz-gelbe Anhängerschaft träumt davon, Klopp könnte zum Sir Alex Ferguson Westfalens werden und den Klub über ein Vierteljahrhundert von Erfolg zu Erfolg coachen. Doch nicht zuletzt der für alle Beteiligte traumatische Abgang von Dortmund-Juwel Mario Götze führte auch Klopp wieder vor Augen, dass selbst ein Klub mit unglaublichen Wachstumsraten wie der BVB im Haifischbecken Weltfußball nicht an der Spitze der Nahrungskette steht. Erst Nuri Sahin, dann Shinji Kagawa, jetzt Götze und womöglich Robert Lewandowski obendrein: Wie frustrierend muss es für einen ambitionierten Trainer sein, drei Jahre in Folge seinen besten Spieler an die Konkurrenz zu verlieren - am Ende dieser Saison möglicherweise zwei? Wer den brennenden Ehrgeiz des Dortmunder Cheftrainers kennt, kann sich seine Gefühlswelt ungefähr vorstellen.

Auftritt beim englischen Meister imponierte

"Irgendwann wird Klopp Trainer des FC Bayern", hat Ottmar Hitzfeld jüngst im Brustton der Überzeugung gesagt. Der heutige Schweizer Nationaltrainer hat den Weg von Dortmund nach München vorgezeichnet, er gewann sogar mit beiden Vereinen die Champions League. Dieser Variante für Klopp steht zunächst entgegen, dass der FCB zur neuen Spielzeit sein eigenes neues Projekt mit Star-Trainer Pep Guardiola startet, bei dem die Münchner sicher deutlich mehr Geduld aufbringen werden als seinerzeit mit Revoluzzer Jürgen Klinsmann. Auch die vergiftete Atmosphäre durch den Götze-Wechsel spricht gegen ein Klopp-Engagement beim deutschen Branchenführer, zumindest in näherer Zukunft. Aus BVB-Sicht ist die Gefahr eines Wechsels auf die Insel sehr viel größer.

Dortmunds couragierter Auftritt in der Königsklassen-Vorrunde beim damaligen englischen Meister Manchester City hat den Fachleuten der Premier League mehr als imponiert. Selten hat eine Gast-Mannschaft so dominiert wie der BVB, obwohl dieser sich am Ende mit einem unverdienten Remis zufrieden geben musste. Mal abgesehen davon, dass Klopps Vorstellung vom intensiven Vollgas-Spiel perfekt ins Mutterland des Fußballs passt, haben die Engländer auch einen Narren gefressen am charismatischen Deutschen. Die Leitmedien des Landes behandeln Klopp - nun, da Guardiola auf absehbare Zeit vom Markt ist - quasi als Hohepriester des attraktiven Spiels.

Da hilft es natürlich, dass der BVB-Coach in den letzten Monaten nicht nur an seiner Frisur, sondern ganz offensichtlich auch an seinen Sprachkenntnissen gearbeitet hat. Mittlerweile ist Entertainer Klopp in der Lage, Interviews und Pressekonferenzen in passablem Englisch abzuhalten und so seine stets unterhaltsame Ein-Mann-Show auch auf die internationale Bühne zu übertragen. Wie beim Medientag vor einer Woche in Dortmund, oder auch nun bei der letzten Pressekonferenz vorm Finale in Wembley, als er lässig mit den Fragestellern aus Nah und Fern flirtete, kleine Witzchen über den "traffic in London" machte und einem Journalisten unter großem Gelächter kurzerhand sein Dolmetscher-Headset anbot. "I have to speak English? - Do you want to have this?"

Kein Wunder, dass er die Engländer in vielen Punkten an den gewitzten Jose Mourinho erinnert, als dieser einst als Henkelpott-Sieger und auch als Charmeur aus Porto zum FC Chelsea stieß. Nur, dass Klopp im Gegensatz zum Skeptiker aus Setubal noch sehr viel offener und sympathischer daherkommt.

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