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BVB - Real Madrid: Borussia Dortmund feiert Rückkehr in Europas Elite


Borussia Dortmund feiert die Rückkehr in Europas Elite

Von t-online
Aktualisiert am 08.12.2016Lesedauer: 4 Min.
Jubeltraube: Gemeinsam feiern die Spieler von Borussia Dortmund den Ausgleich kurz vor Spielende.Vergrößern des BildesJubeltraube: Gemeinsam feiern die Spieler von Borussia Dortmund den Ausgleich kurz vor Spielende. (Quelle: dpa-bilder)
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Aus Madrid berichtet Florian Haupt

Lucas Vázquez bolzte frustriert den Ball auf die Tribüne und Cristiano Ronaldo schmiss seinen Verband weg. Schlusspfiff im Santiago Bernabéu nach dem vielleicht besten, sicher aber unterhaltsamsten Spiel, das der Fußball-Tempel in diesem Kalenderjahr gesehen hat. Schlusspfiff und die Pointe: Real Madrid hat mit diesem 2:2 einen Vereinsrekord eingestellt, weil es zum 34. Mal in Folge ohne Niederlage blieb. Doch der Jubel, der blieb den Gästen von Borussia Dortmund vorbehalten.

"Europapokal, Europapokaaaaal", sangen die BVB-Fans, und die Spieler hüpften dazu über den Rasen. Ja, der Europapokal. Ein herrlich altmodisches Wort für den Hochglanzwettbewerb Champions League, dessen Gruppenphase gestern zu Ende ging. Eine Hommage aber auch an den Festbetrieb, der in den ersten Monaten dieser Saison wesentlich stabilere Dortmunder erlebte als der Bundesliga-Alltag. In Madrid kam die junge Mannschaft von Thomas Tuchel so wieder ein gutes Stück voran, auf ihrem Weg vom hoffnungsvollen Projekt zum vollendeten Produkt.

Auch sie vollbrachte Historisches – und auch dafür gibt es Zahlen. Nie zuvor hatte ein Verein in der Gruppenphase so viele Tore geschossen, 21. Was aber angesichts der Tatsache, dass 14 davon gegen Legia Warschau erzielt wurden, wohl noch aussagekräftiger ist: Mit zwei Toren im Bernabéu zurückzuliegen und trotzdem nicht zu verlieren, war seit über einem Jahrzehnt keiner Mannschaft mehr gelungen. Und es ist ja eben nicht das schlechteste Madrid derzeit, Champions-League-Sieger und souveräner Tabellenführer der spanischen Lga. Ein Madrid zudem, das seinerseits einen durchaus guten Abend erwischte, wie Trainer Zinédine Zidane bekräftigte.

Marcelo verwirbelt sich, Reus trifft

Lange sah es daher so aus, als würde sich der BVB trotz interessanter Ansätze nur als Aufbauhelfer für den zuletzt angezweifelten Karim Benzema erweisen, der Real per Fuß (28.) und Kopf (53.) jeweils aus kurzer Distanz in Führung schoss. Doch dann kamen nach verpassten Gelegenheiten, überhasteten Abschlüssen und schlecht finalisierten Kontern doch noch die beiden Spieler frei zum Torversuch, die das beim BVB am besten können. In der 61. Minute verkürzte Pierre-Emerick Aubemeyang, in der 88. Minute schaffte der eingewechselte Marco Reus noch den Ausgleich.

Es war ein irrwitzig rasantes Spiel um den Sieg in Gruppe F. Als in der 63. Minute der nach über einem Monat Verletzungspause zurückgekehrte Toni Kroos für den Publikumsliebling Luka Modric eingewechselte wurde, konnte das Publikum weder dem einen noch dem anderen eine Ovation widmen – es war schlicht keine Zeit, die Dortmunder hatten schon wieder eingeworfen und trieben den Ball vor das Tor. Oder, weiteres Beispiel: die entscheidende Szene. Da sicherte Reals Linksverteidiger Marcelo nicht etwa die knappe Führung, sondern wirbelte so lustvoll nach vorn, dass er die ganze linke Seite für den Dortmunder Konter offen ließ. Ein Steilpass von Emre Mor, ein gewonnenes Laufduell von Aubemeyang, Flanke, Reus, Tor.

Tuchel: "Haben am Anfang das Gefühl fürs Spiel verloren"

Es passte zu diesem gelungenen Abend mit Happyend, dass Tuchel ihn in wenigen Sätzen perfekt zusammenfasste. "Wir haben am Anfang durch viele leichte Fehler das Gefühl für das Spiel verloren", sagte er in der ihm eigenen Mischung aus Technokratie und Poesie. "Erst aber der 35. Minute bekamen wir dann mit Balleroberungen und Umschalten einen Fuß in die Tür, das Gefühl, angekommen zu sein, und das hat uns dann durchgehend begleitet. Wir haben es bemerkenswerterweise nicht mal dann verloren, als wir den Ausgleich verdient hatten, aber stattdessen das 0:2 kassierten. Auf diesem Level in Madrid noch zurückzukommen, das ist sehr besonders für uns."

Wer mochte, konnte in diesem Spiel auch eine Kurzzusammenfassung der bisherigen BVB-Saison sehen. In der ersten halben Stunde offenbarte Dortmund all seine Schwächen: die Anfälligkeit, ein problematisches Risikomanagement, das manchmal schlampige Passspiel. "Wir müssen besser verteidigen", forderte später Reus, geradezu ultimativ. Selbst der sonst so gestrenge Fußball-Lehrer Tuchel plädierte jedoch auf mildernde Umstände: "Das Spiel vorzubereiten ist das eine, sich auch in Madrid auf dem Platz frei zu fühlen, so zu spielen, dass du nicht mehr nachdenken musst, etwas ganz anderes", sagte er. Mittelfeldmetronom Julian Weigl, der Dortmunds Wachstum ab dem zweiten Spieldrittel personifizierte, erinnerte: "Für viele, mich eingeschlossen, war es das erste Mal in so einem Stadion, das hat man schon gesehen."

Zidane: Gruppensieg des BVB "logisch"

Doch als sie sich dann frei fühlte, zeigte die Borussia eben auch ihre Qualitäten. Insbesondere im mittleren Drittel wurde im Bernabéu nach ihrem Gusto gespielt. So temporeich, dass selbst Madrids Weltklasseverteidiger manchmal nicht mehr hinterher kamen, etwa gegen die Antritte von Dembéle. So wagemutig, wie das in der Champions League gegen den Rekordtitelträger sonst keiner macht. So variabel, wie es Tuchels mannigfaltige Offensivoptionen zulassen. Nicht so schlecht, wenn man für die Schlussphase noch Kaliber wie Reus – anfangs wegen einer Erkältung geschont – und Mor auf den Platz schicken kann. Schon im Hinspiel war ja durch eine Koproduktion der Einwechselspieler – damals Pulisic und Schürrle – spät das 2:2 gelungen.

Angesichts der gezeigten Leistungen in der Gruppenphase sei es irgendwo "logisch", dass der BVB sie als Erster beende und sein Team als Zweiter, räumte Zidane fair ein. "Bei der Auslosung hätte man nicht gedacht, dass es so ausgeht", frohlockte derweil Weigl und lieferte gleich den Beweis für die Hoffnung Tuchels, dass mit solchen Erfolgen auch der Glaube wächst, die Selbstverständlichkeit im Auftritt auf Europas größter Bühne: "Madrid ist natürlich eine Riesennummer, da stehen nicht viele drüber." Paris St. Germain, Sevilla, Benfica, Porto könnte der Achtelfinalgegner heißen – oder Manchester City, der Verein des von Tuchel so bewunderten Pep Guardiola.

Gefährlicher Außenseiter - BVB nimmt Lieblingsrolle ein

Man kennt sich aus der Bundesliga, in der Champions League ist der BVB-Trainer ja selbst noch Novize – anders als Kapitän Marcel Schmelzer etwa, Vorlagengeber zum 1:2, der schon so manche Schlacht mit Real Madrid geschlagen hat und 2013 bereits ein Finale spielte. Welch besserer Kronzeuge also für die Frage, wie weit dieser BVB jetzt ist, nach dem 2:2 im Bernabéu?

"Es ist extrem wichtig, dass diese jungen, talentierten Spieler verinnerlichen, für die Mannschaft zu arbeiten – und hier gesehen haben, dass wir so auch gegen individuell bessere Gegner bestehen können", sagte Schmelzer.

Der BVB als gefährlicher Außenseiter, die alte Lieblingsrolle. Ohne Druck geht es in die K.-o.-Runde. Zumindest die Champions-League-Saison ist jetzt schon ein Erfolg.

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