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Eckhard Krautzun: "In zehn Jahren gehört China zur Weltspitze"


Eckhard Krautzun im Interview
"In zehn Jahren gehört China zur Weltspitze"

Von t-online
Aktualisiert am 25.07.2015Lesedauer: 3 Min.
Trainer-Veteran Eckhard Krautzun ist anerkannter China-Experte und dort unter anderem als Talente-Scout tätig.Vergrößern des BildesTrainer-Veteran Eckhard Krautzun ist anerkannter China-Experte und dort unter anderem als Talente-Scout tätig. (Quelle: DeFodi/imago-images-bilder)
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Eckhard Krautzun ist als Trainer viel herumgekommen - bis nach Fernost. In China betreute er die U20-Nationalmannschaft und fungierte als Berater der Damen-Nationalelf. Heute ist der 74-Jährige als Berater und Scout des chinesischen Fußball-Verbandes tätig. Außerdem führt er für die größte Sportzeitung des Landes Fußball-Camps durch.

Im Interview mit t-online.de spricht der China-Experte über den Fußball im Land der Mitte, die Mängel in der Organisation und der Nachwuchsförderung sowie die hohen Ambitionen der Volksrepublik.

t-online.de: Herr Krautzun, Staatspräsident Xi Jinping wünscht sich, dass Chinas Nationalmannschaft einen Weltmeister-Titel gewinnt. Ist dies an der Grenze zum Größenwahn oder tatsächlich möglich?
Eckhard Krautzun: Größenwahn ist das nicht. Die Chinesen sind fußballerisch sehr talentiert. Und wenn dieser schlafende Riese endlich mal seine Organisation besser aufstellt und die besten Talente findet, dann ist es durchaus möglich, dass sie in zehn Jahren zur Weltspitze gehören. Sie müssten eigentlich schon lange in Asien die Nummer eins sein.

Weshalb konnte China bislang die führenden Nationen Japan und Südkorea noch nicht einholen?
Zu den gravierendsten Mängel zählt, dass es noch keine richtige Organisation und Administration gibt, um auch in den letzten Winkeln der Provinzen die besten Talente zu entdecken. Es fehlt ein professionelles und sehr gut aufgebautes und verwaltetes Scouting-System. Außerdem müssen die Sportlehrer fußballspezifisch ausgebildet werden. Dann können Talente im entscheidenden Alter zwischen acht und zwölf Jahren optimal trainiert werden. Dann müssen Kunstrasenplätze in den Schulen gebaut werden, und obendrein muss der Wettbewerb verbessert werden, damit die talentierten Nachwuchsspieler nicht nur periodisch bei regionalen Meisterschaften antreten.

Was im Land der Mitte auch fehlt, ist ja eine Fußballkultur. Wie lässt sich die Jugend für das runde Leder begeistern?
Der Volkssport Nummer eins ist Tischtennis, dann kommt Basketball dank chinesischer Athleten, die in der NBA spielten und einen Boom auslösten. Das bräuchte es auch für den Fußball: ein, zwei tolle Spieler, die in Europa für Furore sorgen und sich einen Namen machen. Viele chinesische Spieler haben es bereits in der Bundesliga versucht, aber noch nie ist ein Spieler mit großen Namen herausgekommen, um für die chinesische Öffentlichkeit als Idol zu gelten. Das jüngste Beispiel ist Zhang Xizhe, der groß angepriesen zum VfL Wolfsburg kam, sich aber nicht durchsetzen konnte.

Inwieweit spielt von außen ins Land geholtes Fachwissen eine Rolle?
Die Chinesen machen einen Cocktail aus Brasilianern, Engländern, Niederländern, Franzosen und ein paar Deutschen. So geht es aber nicht, sie müssen sich für eine Philosophie entscheiden. Ich kann beispielsweise keinen französischen Nationaltrainer einstellen, aber einen U23-Trainer aus den Niederlanden, einen weiteren Jugendcoach aus Deutschland und einen technischen Direktor aus Brasilien. Das sind zu viele Philosophien auf einmal.

"Schaust du die englische Premier League, ruinierst du deinen Geldbeutel, doch schaust du die chinesische Liga, ruinierst du dein Leben." Können Sie diesen chinesischen Spruch bestätigen?
Ich habe diese Redewendung schon gehört, ja. Aber es ist übertrieben. Die Premier League flattert in China über alle Bildschirme, auch die Bundesliga wird ab und an übertragen. Deshalb dominiert hier der europäische Fußball. Aber in der Super League wird schon guter Fußball gespielt. Guangzhou Evergrande hat nicht zufällig die Champions League Asiens gewonnen.

... auch internationale Stars finden vermehrt den Weg nach China...
Nun gut, diese Stars sind oft über ihrem Zenit und kommen in erster Linie, um Geld zu verdienen. Besser wäre es, wenn Spieler geholt würden, die noch voll im Saft stehen. Aber grundsätzlich ist die Möglichkeit gegeben, dass der chinesische Fußball in fünf Jahren die Nummer eins in Asien wird. Schon allein durch die riesige Bevölkerung, es bedarf nur eines Booms, etwa durch einen internationalen Titel der Nationalelf.

Nun, der Staatspräsident strebt ja nicht nur irgendeinen Titel an, sondern den wertvollsten. Wann wird China Weltmeister?
In fünf Jahren wird China in Asien mit Japan und Südkorea zur Spitze gehören. Wenn dann die Talentförderung verbessert wird, die chinesischen Nachwuchsspieler auch in europäischen Ligen Fuß fassen, dann ist durchaus die Möglichkeit gegeben, dass China in zehn Jahren zur Weltspitze gehören wird.

Das Interview führte Maximilian Miguletz.

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